Reden zum Nationalfeiertag

Beziehung zur EU spaltet Schweiz am 1. August

publiziert: Donnerstag, 31. Jul 2014 / 20:49 Uhr / aktualisiert: Freitag, 1. Aug 2014 / 05:58 Uhr
Bundesrat Ueli Maurer zietierte Carl Spittelers Rede «Unser Schweizer Standpunkt» von 1914.
Bundesrat Ueli Maurer zietierte Carl Spittelers Rede «Unser Schweizer Standpunkt» von 1914.

Bern - Das Verhältnis der Schweiz zum Ausland und insbesondere zur Europäischen Union hat die Reden der Bundesräte und Parlamentarier am Vorabend des Nationalfeiertages dominiert. Während die einen vor einer Abschottung warnten, plädierten die anderen für Eigenständigkeit.

2 Meldungen im Zusammenhang
Verteidigungsminister Ueli Maurer zitierte in seiner Rede in Lützelflüh BE den Schweizer Dichter Carl Spitteler, der nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges für die absolute Neutralität der Schweiz eingestanden war.

Die Rede «Unser Schweizer Standpunkt», die Spitteler im Dezember 1914 in Zürich gehalten hatte, ist für Maurer ein zeitloses Dokument zur schweizerischen Einigkeit, Unabhängigkeit und zur Neutralität, verbunden mit dem Appell «an unsere traditionellen Werte wie Bescheidenheit, Demut, Dankbarkeit, Respekt vor den andern - aber auch getragen von einem Glauben an uns selbst».

Blocher: Druck von aussen ist Normalfall

Damals wie heute stehe die Schweiz unter Druck benachbarter und eigentlich befreundeter Staaten sowie internationaler Organisationen, sagte Maurer. Diese Entwicklung sei soweit gediehen, dass demokratische Entscheide bei Politikern im Ausland zu harschen Reaktionen führen könnten, sagte der SVP-Bundesrat mit Blick auf die Reaktionen nach der Annahme der Zuwanderungsinitiative seiner Partei.

Maurers Parteikollege Christoph Blocher ging im bernischen Krauchthal ebenfalls auf den internationalen Druck ein: Dieser sei der Normalfall in der Schweizer Geschichte. Davor brauche sich das Land nicht zu fürchten, wenn die Kraft zum Widerstand vorhanden sei, sagte der zurückgetretene Nationalrat, der sich inzwischen ganz dem Kampf gegen die EU widmet.

Gegen einen Konfrontationskurs mit der EU sprach sich hingegen SP-Bundesrat Alain Berset in Sursee LU und La Chaux-de-Fonds NE aus: Die Schweiz sei auf eine geregelte Beziehung und auch auf Zuwanderung angewiesen. Wer sich einen vollständigen Bruch mit Europa wünsche, verkenne die wirtschaftlichen und kulturellen Realitäten, sagte Berset.

Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann sagte in Rorschach SG, die Schweiz verdanke ihren wirtschaftlichen Erfolg zum wesentlichen Teil den offenen Grenzen. Doch diese offenen Grenzen provozierten auch Angst. Angst sei jedoch ein schlechter Ratgeber, um sich in einer globalisierten Welt gegen die Konkurrenz zu behaupten.

Levrats Schweiz wurde 1848 geboren

Mit Christian Levrat und Christophe Darbellay richteten sich am Donnerstag auch zwei Parteipräsidenten mit Festreden an die Bevölkerung.

CVP-Präsident Darbellay tat dies in seinem Heimatkanton Wallis, wo er die Tendenz zur Abkapselung der Schweiz kritisierte. Er rief dazu auf, den bilateralen Weg mit der EU weiterzugehen. Weder ein Beitritt zur Europäischen Union noch die Isolation seien gangbare Alternativen.

SP-Präsident Levrat wiederum veröffentlichte seine 1. August-Rede per Videobotschaft im Internet. Darin machte er deutlich, dass die Schweiz, die er liebe, nicht 1291, sondern vielmehr 1848 mit der Gründung des Bundesstaats geboren worden sei.

1918 sei dann aus dem Landesstreik die soziale Schweiz entstanden. «Das ist die Schweiz, für die ich mich täglich einsetze: Ein offenes Land mit Vertrauen in sein Schicksal, solidarisch mit den Schwächsten. Eine Schweiz für alle statt für wenige», sagte Levrat.

Berset ruft zum Dialog auf

Immer wieder wurde in den Reden zum 1. August auch das Erfolgsmodell Schweiz beschworen. Wirtschaftsminister Schneider-Ammann wies etwa auf die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, die funktionierende Sozialpartnerschaft und die tiefe Arbeitslosigkeit hin.

Eine spezielle Botschaft hatte Innenminister Berset für seine Zuhörerinnen und Zuhörer parat: Pro 100 Einwohner gebe es in der Schweiz 130 Mobiltelefone, sagte er. Aber um miteinander ins Gespräch zu kommen, sei auch Freude an der Debatte nötig. Man lerne sich nicht kennen, indem man harmonisch nebeneinander schweige oder ab und zu ein «Smiley poste».

(bert/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die Schweiz ist laut Didier Burkhalter eine Erfolgsgeschichte.
Bern - In seiner Ansprache zum Nationalfeiertag bezeichnet Bundespräsident Didier Burkhalter die Schweiz als «Erfolgsgeschichte». Diesen Erfolg verdanke sie Schweizer Werten wie hochstehender ... mehr lesen 5
In dieses Thema hätte
eigentlich Gassen-Sandys Feiertagsrede hingehört. Aber um Leitfaden und Topics geht es bei Gassen-Sandra ja ohnehin nie.

"Levrats Schweiz wurde 1848 geboren"

Klar muss der Plauderi von der Geburt der Schweiz sprechen, denn über ihr Ende zu sprechen, käme weniger gut an.

Levrats Schweiz wäre schon seit 20 Jahren in der EU aufgegangen!
Das ist die Botschaft, die der Präsident dieser Beitrittspartei eigentlich verkünden müsste, wenn er ehrlich wäre. Stattdessen streitet er sogar noch die festgeschriebenen Ziele des eigenen Parteiprogramms ab und heuchelt von "bilateralem Weg", weil der Beitritt keine gangbare Alternative sei.

Die bilateralen sind für ihn eben "gangbar". Für einen richtigen Schweizer sind diese Bilateralen unilaterale Fallen und darum nicht länger gangbar.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen ...
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy Parmelin Massnahmen zur Behebung der Wohnungsknappheit. Ein Aktionsplan mit über 30 Empfehlungen wurde vereinbart, um das Wohnungsangebot zu erhöhen und qualitativ hochwertigen, erschwinglichen und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen. mehr lesen 
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und ... mehr lesen  
Für die Solarwirtschaft wurden die Berufe «Solarinstallateur/in EFZ», «Solarmonteur/in EBA» eingeführt.
Bernerhof, Sitz des Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF.
Buchhaltung Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) hat ihren Jahresabschlussbericht für das ... mehr lesen  
Mehr Geld, mehr Qualität  Das Finanzierungssystem für überbetriebliche Kurse in der Berufsbildung (üK) erweist sich als äusserst komplex. Um die Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung aufrechtzuerhalten, besteht sowohl aus politischer als auch aus Sicht der Akteure in der Berufsbildung ein Bedarf an Klärung und Optimierung. Dies ist das Fazit eines Berichts, den der Bundesrat in seiner Sitzung vom 8. Dezember 2023 verabschiedet hat. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 5°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 8°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 4°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 16°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten