Bundesrat traktiert Goldesel

publiziert: Dienstag, 29. Nov 2005 / 12:34 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 29. Nov 2005 / 23:05 Uhr

25 Meldungen im Zusammenhang
Der Bundesrat möchte seinen Goldesel Swisscom eigentlich bald frei laufen lassen. Doch gleichzeitig will er ihn plötzlich nah am Hof halten und verbietet dem Telekomkonzern just die Einkaufstour ennet des Grenzzauns. Nun gilt aber Swisscom-Chef Alder als glänzender Stratege und Zügelhalter des Kolosses. Und so einen sollte man jetzt nicht vergraulen.

Am vergangenen Donnerstag war die Welt noch in Ordnung: Die Finanzmärkte reagierten gelassen auf die Erklärung des Bundes, den Verkauf der ihm zu 2/3 gehörenden Swisscom in die Wege leiten zu wollen. Zumindest der Aktienkurs bewegte sich kaum. Finanzexperten trauen einer vollständig privatisierten Swisscom ein gutes Überleben zu, obwohl Telekommunikation in punkto Wachstumspotenzial längst nicht mehr die erste Geige spielt.

Anders am nächsten Tag, als vom Bundesrat überraschend verlautete, er werde jegliche Übernahmeaktivitäten der Swisscom im Ausland blockieren. Der Aktienkurs geriet ins Rutschen und auch am Montag gab es einen markanten Abschlag, wobei die Aktie im Verlauf zeitweise unter 400 Franken tendierte. Das ist verkehrte Börsenwelt.

Das Risiko von Ausland-Zukäufen sei zu gross, begründete Finanzminister Merz die Swisscom-Blockade mit Verweis auf das Swissair-Debakel. Der Vergleich mit dem einstigen, fliegenden Lieblingskind hinkt allerdings, denn Telekom ist nicht Luftfahrt und Mist nicht Heu.

Die Pläne Alders zu Übernahmen der irischen Eircom oder der Sunrise-Mutter TDC müssen somit ins Eis gelegt werden. Bereits zuvor scheiterte der geplante Zukauf der tschechischen Cesky; im Bieterwettbewerb war die spanische Telefonica als Siegerin hervor gegangen. Es ist schwer bestreitbare Marktlogik, dass die ehemaligen staatlichen Telefoniegesellschaften durch Übernahmen im Ausland wachsen müssen. Die Heimmärkte sind begrenzt und durch Wettbewerbsbestimmungen geschützt.

Ausgeblendet wird indes die Tatsache, dass man mit dem ehemaligen Monopolisten seit der Teilprivatisierung eigentlich ganz gut kutschiert ist. Ohne einen grösseren Stellenabbau konnten Alder und Crew den Aktienkurs weitgehend stabil auf über 400 Franken halten, wohlgemerkt bei sinkenden Telefongebühren.

Da konnten die ausländischen Peers kaum mithalten. So stürzte der Kurs der Deutschen Telekom seit dem Millenium von 80 Euro auf 20 Euro und auch France Telecom, Telefonica und Vodafone mussten in dieser Zeitspanne Wertverminderung um die Hälfte oder mehr hinnehmen. Man erinnert sich: Telefonica hatte sich im Jahr 2002 eine UMTS-Lizenz in der Schweiz ersteigert, sich dann aber aus ihren Schweiz-Aktivitäten wieder zurückgezogen.

Genau diese vier ausländischen Gesellschaften werden nun als mögliche Käufer einer Swisscom genannt, sollte sich der Bund seines Anteils an der Swisscom entledigen. Dem Bundesrat dürfte aber klar sein, dass zuletzt mit grosser Wahrscheinlichkeit das Volk über einen Swisscom-Verkauf entscheiden wird, denn dafür muss das Telekommunkationsgesetz geändert werden. Sogar der populistische Bundesrat Blocher meinte, er sei froh, wenn es zu einer Volksabstimmung kommt.

Ob der Verkauf an der Urne Chancen hat, ist bei weitem nicht sicher. Die Angst vor einer ausländischen Übernahme ist gross. Die nationale Tragödie Swissair bis hin zur Übernahme der Swiss durch die Lufthansa ist unverarbeitet. Privatisierungsbestrebungen im Elektrizitätsmarkt etwa sind bereits an der Urne gescheitert.

Eingetreten ist nun, wovor der Bundesrat sich fürchtet: Der Aktienkurs fällt und marktlogische Aktivitäten der Swisscom sind gelähmt. Der Goldesel ist traktiert.

(von René Grünenfelder/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die Swisscom sucht nach dem ... mehr lesen
Swisscom will mit Medgate die telemedizinische Patientenbetreuung ausbauen.
Die Privatisierungsdebatte dürfte sich um das Thema Grundversorgung drehen.
Bern - In der Vernehmlassungsvorlage ... mehr lesen
Bern - Die Schweizer Presse reagiert ... mehr lesen
Als Deutscher könne sich Schloter kaum an der Privatisierungsdebatte beteiligen, hiess es.
Jens Alder und der Bundesrat waren sich über die Strategie des Telekomkonzerns uneinig.
Bern - Rund zwei Monate nach dem ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Hauptsitz der Swisscom AG in Ittigen.
Bern - Der Nationalrat hat die Debatte ... mehr lesen
Bern - Die Swisscom sei beim Bund ... mehr lesen
Philipp Stähelin (CVP/TG) hatte in einer dringlichen Interpellation Aufklärung verlangt.
Swisscom-CEO Jens Alder sieht die einzige Wachstumschance im Ausland.
Bern - Swisscom-Chef Jens Alder hat sich gegen eine finanzielle Obergrenze für Investitionen des Telekomkonzerns im Ausland ausgesprochen. mehr lesen
Swisscom-Chef Alder befürchtet nach der vom Staat gestoppten Auslandsexpansion ein Übernahmekandidat zu werden. mehr lesen 
Zürich - Swisscom-Konzernchef Jens ... mehr lesen
Jens Alder fühlt sich persönlich betroffen, wenn die Swisscom schlecht gemacht wird.
Die Swisscom hat die Gespräche mit der irischen Eircom abgebrochen.
Bern - Die Swisscom beugt sich ... mehr lesen
Zürich - Nach den Spekulationen über ... mehr lesen
Auch Konzernchef Jens Alder wird Stellung nehmen.
Experten glauben nun, dass Swisscom kleinere Zukäufe ins Auge fassen wird.
Zürich - Die Diskussion um die ... mehr lesen
Bern - Die Swisscom darf sich nicht ... mehr lesen
Der Bundesrat werde seine Strategie für Swisscom bis Ende Jahr erarbeiten, so Hans-Rudolf Merz.
Im Lohnpaket ist der volle Teuerungsausgleich enthalten.
Bern - Die Swisscom zahlt ihren ... mehr lesen
Bern - Auch der Nationalrat wird in ... mehr lesen
Der Zeitpunkt der Swisscom-Diskussion ist noch offen.
«Wir wollen keinen zweiten Fall Swissair».
Bern - Nach dem vom Bund von ... mehr lesen
Bern - Der Bundesratsentscheid, ... mehr lesen
Die privaten Konkurrenten dürfen erstmal nur die Kupferleitungen benutzen.
Der Ständerat tagt am 15.12.; über den Zeitpunkt der Debatte im Nationalrat wird noch entschieden.
Bern - Der Ständerat wird am 15. ... mehr lesen
Kopenhagen - Die Zukunft des dänischen Sunrise-Mutterkonzerns TDC ist geregelt: Ein Konsortium will die Gesellschaft für ... mehr lesen
Dem Konsortium war TDC umgerechnet 15,8 Mrd. Franken wert.
Pascal Couchepin ist auch der Preis für TDC zu hoch.
Bern - Bundesrat Pascal Couchepin ... mehr lesen
Zürich - Die Mehrheit der Schweizer ... mehr lesen
Noch ist der künftige Weg der Swisscom nicht klar.
Bundesrat Hans-Rudolf Merz.
Finanzminister Merz hat das ... mehr lesen
Bern - Gewerkschaften und ein Teil ... mehr lesen
Giorgio Pardini spricht von einem «durchsichtigen Manöver» des Bundesrats.
Die Übernahmepläne der Swisscom sind aufs Eis gelegt.
Bern - Solange der Staat über 66 ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy ... mehr lesen  
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und ... mehr lesen  
Für die Solarwirtschaft wurden die Berufe «Solarinstallateur/in EFZ», «Solarmonteur/in EBA» eingeführt.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=22&col=COL_2_1
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten