Ungarns Aussenminister Martonyi in Bern

Burkhalter bittet Ungarn um Einhaltung des Dublin-Abkommens

publiziert: Montag, 3. Sep 2012 / 18:54 Uhr
Bundesrat Didier Burkhalter traf heute seinen ungarischen Amtskollegen.
Bundesrat Didier Burkhalter traf heute seinen ungarischen Amtskollegen.

Bern - Bundesrat Didier Burkhalter hat am Montag in Bern seinem ungarischen Amtskollegen Janos Martonyi klargemacht, dass Ungarn das Dublin-Abkommen «ohne Wenn und Aber» anwenden müsse. Burkhalter tat dies angesichts von Kritik am Asylverfahren in Ungarn.

3 Meldungen im Zusammenhang
Das Thema kam zur Sprache an einem offiziellen Arbeitsbesuch im Von Wattenwyl-Haus in Bern, wie Jean-Marc Crevoisier, Sprecher des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Einzelheiten nannte Crevoisier nicht.

Amnesty International (AI) hatte zuvor gefordert, Bundesrat Burkhalter solle bei dem Treffen mit Martonyi das Thema Asyl ansprechen. Das ungarische Asylverfahren weise gravierende Mängel auf.

Asylsuchende würden dort in der Regel inhaftiert und mit Medikamenten ruhig gestellt, heisst es in einem AI-Communiqué vom Montag. Zudem hätten Personen, die im Rahmen von Dublin II nach Ungarn zurückgeschickt würden, oft keinen Zugang zum Asylverfahren.

Sie würden häufig trotz eines eingeleiteten Asylverfahrens unter Verletzung des in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankerten Non-Refoulement-Prinzips in Drittländer weggewiesen. Von dort aus drohe in der Regel eine Kettenrückschiebung. Europa solle deshalb vorerst auf Wegweisungen von Asylsuchenden nach Ungarn verzichten.

«Sehr problematisch»

Auch die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) erachtet Dublin-Überstellungen nach Ungarn als «sehr problematisch», wie ihr Generalsekretär und Medienverantwortlicher Beat Meiner am Montag auf Anfrage der sda sagte. Zum einen drohe Asylsuchenden in Ungarn systematisch Inhaftierung unter sehr schlechten Bedingungen. Es gebe Berichte über Zwangsmedikationen und Misshandlungen in Haft.

Zweitens drohe häufig eine Abschiebung nach Serbien, da Ungarn Serbien als sicheren Drittstaat betrachte. Serbien biete aber keinen Schutz gegen eine weitere Rückschiebung in andere Transitländer oder ins Heimatland, wo der asylsuchenden Person allenfalls Verfolgung oder unmenschliche Behandlung drohten.

Gelder aus der Schweiz

Gemäss einem EDA-Communiqué nahmen die beiden Aussenminister ihr Treffen zum Anlass, um den Stand der bilateralen Beziehungen zu erörtern. Im Rahmen des EU-Erweiterungsbeitrags unterstützt die Schweiz Ungarn mit 130,7 Millionen Franken.

Bis zum Ablauf der Verpflichtungsperiode am 14. Juni 2012 hätten die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) 100 Prozent dieser Mittel für insgesamt 37 Projekte verpflichten können. Über 40 Prozent des Erweiterungsbeitrags würden in strukturschwachen Gebieten Ungarns eingesetzt.

Bundesrat Burkhalter habe festgestellt, dass die Umsetzung der bewilligten Projekte gut angelaufen sei. Dabei lege die Schweiz grossen Wert darauf, dass benachteiligte und marginalisierte Gruppen vom Erweiterungsbeitrag profitieren könnten.

(fest/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Einige der geplanten ... mehr lesen 1
Das Gesetz kann sofort geändert werden: Spezielle Zentren können dann eingerichtet werden.
Brüssel - Mit dem Jahreswechsel ... mehr lesen
Dänemark tritt die EU-Ratspräsidentschaft an und muss als Nicht-Mitglied der Euro-Zone die Euro-Rettung forcieren.
Genau!
"gravierende Mängel im ungarischen Asylsystem"
Ebenso trifft zu, dass "gravierende Mängel im schweizerischen Asylsystem" bestehen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 unverändert zu belassen. Für Kredite bis 500'000 Franken sind weiterhin 1,5 Prozent und für Kredite über 500'000 Franken 2 Prozent zu entrichten. mehr lesen  
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy Parmelin Massnahmen zur Behebung der Wohnungsknappheit. Ein Aktionsplan mit über 30 Empfehlungen wurde vereinbart, um das Wohnungsangebot zu erhöhen und qualitativ hochwertigen, erschwinglichen und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen. mehr lesen  
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und eingeführt: 23 in der grundlegenden beruflichen Ausbildung und 27 in der höheren beruflichen Bildung. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 4°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 1°C 8°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 10°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 2°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 4°C 15°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten