Bush brüskiert Russland

publiziert: Mittwoch, 11. Mai 2005 / 11:18 Uhr

Tiflis - Georgiens Präsident Michail Saakaschwili reisst den Arm von George W. Bush in die Höhe wie den eines Box-Champions. Jubel brandet auf unter den 150 000 Menschen auf dem Freiheitsplatz in der Hauptstadt Tiflis.

George W. Bush wurde in Georgien von Präsident Michail Saakaschwili gefeiert wie ein Star.
George W. Bush wurde in Georgien von Präsident Michail Saakaschwili gefeiert wie ein Star.
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Der mächtige Mann aus dem Washington ist willkommen im Kaukasus. Denn vieles von dem, was der US-Präsident an diesem Dienstag sagt, richtet sich gegen einen weniger beliebten Mann im nahen Moskau. So warnt Bush Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor Einmischung in georgische Konflikte.

Dann rühmt er die "Rosenrevolution", die vor anderthalb Jahren die pro-russische Regierung in Tiflis aus dem Amt fegte. Und stellt Georgien als den ersten Stein in seiner Dominotheorie einer weltweiten Demokratisierung dar.

Georgien sei Kern der "weltweiten demokratischen Revolution" gewesen, sagt Bush unter dem Jubel der Menschen, die unzählige weisse georgische Flaggen mit den roten Kreuzen und US-Sternenbannern in die Höhe halten.

"Hoffnungsvolle Veränderungen"

Von Bagdad über Beirut bis Bischkek habe es "hoffnungsvolle Veränderungen" gegeben, sagt Bush in Anspielung auf die neuen Regierungen im Irak, im Libanon und in Kirgistan. "Euer Mut inspiriert die demokratischen Reformer."

Worte, die Moskau nicht gern gehört haben dürfte. Schliesslich richteten sich die von Bush gepriesenen Umstürze auch gegen Russland. Vor allem in Georgien und ein Jahr später in der Ukraine setzte das Volk pro-russische Regierungen ab, mit denen sich Moskau den Einfluss in den ehemaligen Sowjetrepubliken gesichert hatte.

"Souveränität respektieren"

Bush weist den Kreml noch unverhohlener in die Schranken. "Alle Nationen müssen das Territorium und die Souveränität Georgiens respektieren", sagt er und erhält dafür den lautesten Jubel. Tiflis wirft Moskau vor, die georgischen Teilrepubliken Südossetien und Abchasien im Streben nach ihrer Abspaltung zu unterstützen.

Zwar fordert Bush auch Georgien auf, die Konflikte friedlich zu lösen. Begeistert aber dürfte Moskau kaum gewesen sein, zumal Bush Russland zum zweiten Mal in wenigen Tagen brüskiert hat. Schon seine Reise nach Lettland, kurz vor den Siegesfeiern 60 Jahre nach Kriegsende, musste von Moskau als Affront gesehen werden.

Denn das Verhältnis zwischen den baltischen Staaten und Russland ist stark gespannt: Estland, Lettland und Litauen verlangen von Moskau eine Entschuldigung für die Besatzung der Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Moskau lehnt dies ab.

Ein Star in Georgien

In Georgien, wo sich die Menschen immer stärker von Moskau abwenden, wurde Bush wie ein Star empfangen. Am Montagabend hiessen Musiker und traditionellen Tänzer den US-Präsidenten und seine Frau Laura willkommen.

Am Dienstag schwenkten die Menschen auf dem Freiheitsplatz Bush-Porträts und US-Flaggen. Tausende durchbrachen vor dem Auftritt des US-Präsidenten euphorisch die Polizei-Absperrungen. Auf zwei Tribünen hatten Jugendliche riesengrosse Fahnen der USA und Georgiens gebildet.

Und so sahen es nur wenige wie der 52-Jährige Usuda Zhgenti, der vom Schwarzmeerhafen Batumi nach Tiflis gekommen war. "Amerika hat viele Vorteile", sagt er. "Aber ich bin unglücklich, dass wir auf eine so unangenehme Weise mit Russland gebrochen haben."

(Jean-Louis Doublet/afp)

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