Bush in Europa: Eine Reise voller Tücken

publiziert: Mittwoch, 16. Feb 2005 / 11:43 Uhr

Washington - Auf beiden Seiten des Atlantiks wird derzeit eine neue Phase der Beziehungen beschworen. Mit Charme und Pathos warb bereits US-Aussenministerin Condoleezza Rice für eine Beendigung aller Streitigkeiten und "die Stunde der Diplomatie".

Vor allem die Iran-Frage birgt grosse Brisanz: George W. Bush muss aufpassen.
Vor allem die Iran-Frage birgt grosse Brisanz: George W. Bush muss aufpassen.
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Aber dennoch wartet auf US-Präsident George W. Bush nun eine Reise voller Tücken: Denn bei den Gipfeltreffen in Brüssel, Mainz und Bratislava prallen trotz aller transatlantischen Schalmaienklänge Welten aufeinander. Diplomaten beider Seiten geben, wenn auch zögerlich, zu, dass jeder vor allem wahrnimmt, was er hören möchte. Die Europäer interpretieren die "Charme-Offensive" Washingtons auch als Eingeständnis, dass die USA Fehler gemacht haben, dass es ohne Europa nicht geht.

Die USA begrüssen die verstärkte Hilfe Europas für den Irak, das Engagement - insbesondere Deutschlands - in Afghanistan, in Nahost und und auch gegenüber Teheran. Aber von einer Annäherung in den kritischen Fragen scheinen beide Seiten weit entfernt.

Bushs Vision

Bush propagiert mit mehr Vehemenz denn je seine Vision einer demokratisierten Welt. Der Republikaner will als Revolutionär für eine bessere Welt in die Geschichte eingehen. In Europa herrschen Pragmatismus und die nüchterne Erwägung vor, dass der Status quo viele Vorteile birgt - eine gewaltsame Veränderung der Welt aber ungeheure Risiken.

Vor allem die Iran-Frage birgt grosse Brisanz. Noch funktioniert die Arbeitsteilung zwischen "gutem und bösem Polizisten": Die Europäer verhandeln, die Amerikaner drohen. Aber Rice sagt klar, dass nun endlich "Härte" gefordert sei.

Offen ausbrechen wird der transatlantische Konflikt, wenn es um Sanktionen oder gar militärische Schläge gegen Iran gehen sollte. Aber es gibt noch mehr Gegensätze. Washington ist verärgert über die Absicht Europas, das Waffenembargo gegen China aufzuheben. Wie weich Europa sei, zeigt aus US-Sicht der Verzicht auf Sanktionen gegen Kuba, wo nach wie vor Oppositionelle inhaftiert sind.

Differenzen

Auch die Freundschaftsbeteuerungen zwischen Kanzler Gerhard Schröder und Bush werden nach Ansicht vieler Historiker nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA und Europa auseinander driften. Seit dem Ende des Kalten Krieges sind die Differenzen immer deutlicher geworden.

Die USA wollen die Führungsmacht in der Welt sein, viele Europäer lehnen einen solchen Unipolarismus ab. In Berlin, Paris und Moskau setzt man auf die Vereinten Nationen, auf internationale Institutionen wie den Strafgerichtshof in Den Haag und gemeinsame Umweltschutzabkommen, auf die Kraft von Diplomatie und friedlichen Veränderungen der Welt.

In Washington ist das Misstrauen gegen dieses Weltbild enorm gross. Als ob Mauer und eiserner Vorhang wegen der Friedensbewegung gefallen wären, lästern US-Diplomaten. Sie sehen im Zusammenbruch des Sowjetreichs vor allem einen Erfolg einer US-Politik der Aufrüstung und Härte.

Bei den Gipfeln werden sicher die gemeinsamen Werte des Bündnisses beschworen, wie Demokratie und Menschenrechte, die gemeinsamen Interessen vor allem in der Wirtschaft. Wenn es dann aber um die Krisenherde geht, könnte rasch deutlich werden, wie brüchig die Einigkeit ist.

(Laszlo Trankovits/dpa)

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