Nach Anschlag in Tunesien

Cameron fordert Entschlossenheit

publiziert: Montag, 29. Jun 2015 / 10:32 Uhr
Premierminister David Cameron: Der Westen müsse «intoleranter gegenüber Intoleranz» sein.
Premierminister David Cameron: Der Westen müsse «intoleranter gegenüber Intoleranz» sein.

Port el Kantaoui - Nach dem Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien mit 38 Toten sollen die westlichen Staaten Stärke zeigen im Kampf gegen Extremisten wie den Islamischen Staat (IS). Unerschütterliche Entschlossenheit sei gefragt, erklärte der britische Premierminister David Cameron.

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«Zu unserer Erschütterung und unserem Schmerz müssen wir ein anderes Wort hinzufügen: Entschlossenheit. Unerschütterliche Entschlossenheit», appellierte Cameron in einem am Montag veröffentlichten Beitrag für die Zeitung «Daily Telegraph».

«Wir müssen stärker sein beim Eintreten für unsere Werte - des Friedens, der Demokratie, Toleranz und Freiheit.» Ausserdem müsse der Westen «intoleranter gegenüber Intoleranz» sein und dürfe das Dulden islamistischer Einstellungen nicht hinnehmen, schrieb Cameron.

Am Freitag hatte ein Attentäter, ein tunesischer Student, das Strandhotel «Imperial Marhaba» in Port El Kantaoui nahe Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. 38 Menschen wurden getötet und 39 weitere verletzt. Die tunesischen Behörden identifizierten bislang 20 der 38 Todesopfer. Zu dem Anschlag bekannte sich der IS. Der Attentäter wurde von Sicherheitskräften erschossen.

Die meisten Todesopfer kamen aus Grossbritannien. Die Regierung in London sprach von mindestens 15 getöteten Briten, die tunesischen Behörden gaben ihre Zahl später mit mindestens 16 an. Dies ist laut britischer Regierung die höchste Zahl britischer Anschlagsopfer seit den Anschlägen in London vom Juli 2005 mit 52 Todesopfern.

Laut BBC mindestens 30 Briten getötet

Der Sender BBC berichtete am Montag ohne Angabe von Quellen, die Opferbilanz werde auf mindestens 30 Briten steigen. Am Sonntag trafen britische Ermittler in der Leichenhalle in Tunis ein, wohin die Anschlagsopfer gebracht worden waren. Zu den Todesopfern zählen aber auch ein Deutscher, ein Ire, ein Portugiese und ein Belgier.

Cameron rief in seinem Gastbeitrag dazu auf, die Wurzeln des IS in Syrien, im Irak und Libyen zu bekämpfen, von wo aus die Dschihadistenorganisation ihren «Todeskult» verbreite. Anders als der IS glauben machen wolle, gebe es keinen Kampf zwischen dem Islam und dem Westen. Die Fronten verliefen vielmehr «zwischen den Extremisten, die Hass säen wollen, und dem Rest der Welt, der in Freiheit gedeihen will», schrieb der britische Regierungschef.

Am Montag wollte die britische Innenministerin Theresa May ebenso wie der deutsche Innenminister Thomas de Maizière und der französische Innemimister Bernard Cazeneuve Tunesien besuchen.

Der Anschlag war auch für Tunesiens Wirtschaft ein schwerer Schlag: Seinem Tourismussektor, der direkt oder indirekt 400'000 Menschen beschäftigt und sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, droht nun der Zusammenbruch. Nach dem Anschlag hatten tausende Touristen fluchtartig das Land verlassen.

Erst Mitte März hatte ein Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis, bei dem 21 Touristen getötet wurden, einen Einbruch der Tourismuseinnahmen nach sich gezogen. Das britische Aussenministerium warnte nach dem Anschlag bei Sousse in seinen Reisehinweisen, weitere Anschläge in Tunesien seien möglich.

Tourismuspolizei wird verstärkt

Ab dem 1. Juli sollen nun tausend bewaffnete Polizeibeamte zur Verstärkung der Tourismuspolizei ausserhalb von Hotels, an Stränden und archäologischen Stätten eingesetzt werden, wie das Tourismusministerium in Tunis mitteilte. Erstmals sollen auch die Beamten der Tourismuspolizei bewaffnet patrouillieren. Bereits zuvor hatten die Behörden die Schliessung von 80 Moscheen angekündigt, denen Förderung von Extremismus vorgeworfen wird.

Nach Zeugenaussagen hatte der Anschlag vom Freitag 30 bis 40 Minuten gedauert. Daher wurde Kritik laut, dass die Polizei den Attentäter nicht früher stoppte. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, die Beamten seien «sieben bis acht Minuten» nach Beginn des Angriffs vor Ort gewesen. Der Täter habe allein angegriffen, aber sicherlich Helfer gehabt.

(asu/sda)

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