Chirac gibt Widerstand auf

Nach Einschätzung von Vertrauten sah der Präsident bei der anstehenden Besetzung des Parteiamts zuletzt keine Alternative mehr zu Sarkozy. Chirac Mitarbeiter sagten am Donnerstag allerdings, Sarkozy müsse im Falle seiner Wahl auf sein Amt als Finanzminister verzichten.

Der 49-Jährige liegt nach allen Meinungsumfragen in der Gunst der Bevölkerung eindeutig vorne. Darüber hinaus zeichnete sich auch bei den Mitgliedern der UMP eine Präferenz für Sarkozy ab.

Sarkozy war bis zum März Innenminister und wurde anschliessend als Finanzminister offiziell zur Nummer zwei der Regierung erklärt. Er nutzte die Regierungsämter, um seine Popularität auszubauen.

Wiederholt hatte Sarkozy angekündigt, dass er Chirac im Jahr 2007 als Staatschef beerben wolle. Möglicherweise setzt der Präsident darauf, dass sich die Beliebtheit Sarkozys im Parteiamt verschleisst.

Sarkozy äusserte sich zu dem Einlenken Chiracs zunächt nicht. Er hatte wiederholt deutlich gemacht, dass er den Parteivorsitz anstrebt. Allerdings wollte er offenbar auch das Ministeramt behalten.

Der bisherige UMP-Vorsitzende Alain Juppé, ein Vertrauter Chiracs, will das Amt im Juli aufgeben. Er sah sich wegen seiner Verwicklung in eine Parteispendenaffäre zu diesem Schritt genötigt.

In den vergangenen Wochen war davon ausgegangen worden, dass Chirac es vorziehen würde, wenn Premierminister Jean-Pierre Raffarin die Nachfolge Juppés anträte.

Raffarin hatte in der vergangenen Woche in einem Fernseh-Interview gesagt, er könne sich eine Kandidatur für den Parteivorsitz vorstellen, wenn die Einheit gerettet werden müsse. Er wolle Bruderkriege verhindern, hatte Raffarin hinzugefügt.

Die Wahl des neuen UMP-Chefs ist nach den bisherigen Planungen für den November vorgesehen.

(bsk/sda)