«Club»: Ist die Kirche am Ende?

publiziert: Mittwoch, 24. Mrz 2010 / 09:18 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 24. Mrz 2010 / 09:59 Uhr
Bischof Markus Büchel: Der Papst kann sich nicht für etwas entschuldigen, was er nicht getan hat.
Bischof Markus Büchel: Der Papst kann sich nicht für etwas entschuldigen, was er nicht getan hat.

Der katholischen Kirche laufen die Mitglieder davon. Nach dem Bekanntwerden zahlreicher oft Jahrzehnte zurückliegender Missbrauchsfälle, kehren viele Gläubige der Kirche den Rücken. Auch im «Club» diskutierte man über das Ende der Moral-Instanz Kirche.

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«Ist die katholische Kirche als Moral-Instanz am Ende? Sind Internate und Schulen Tummelfelder für Pädophile? Wo hört natürliche Nähe auf und wo beginnt der Übergriff?», diesen und anderen Fragen ging die gestrige Sendung «Club» des Schweizer Fernsehens nach.

Unter der Leitung von Röbi Koller diskutieren Bischof Markus Büchel, Bistum St. Gallen; Pater Andri Tuor, Leiter Schulpastoral Stiftsschule Engelberg; Erwin Koller, Theologe, Medienethiker; Filip Schwarz, ehemaliger Internatsschüler, Marketing-Manager; Franziska Greber, Psychotherapeutin, Supervisorin und Michael von Graffenried, Photokünstler.

Mühe mit den Missbrauchsfällen

Warum hat die Kirche so Mühe im Umgang mit den Missbrauchsfällen?, fragte Moderator Koller. Bischof Büchel äusserte sich betroffen, relativierte aber, dass die Kirche erst auf Druck reagiert habe. Man sehe jetzt das Ergebnis der Massnahmen der vergangenen Jahre. Dass der Papst sich nicht entschuldigt habe, erklärte der Bischof damit, dass man sich nicht für Dinge entschuldigen könne, die man nicht begangen habe.

Ja, denkt man sich als theistischer Laie: Die Kirche ist kein Unternehmen, wo der Chef für seine Firma einsteht, denn die Kirche hat Sonderrechte.

Michael von Graffenried hob den positiven Effekt hervor, dass jetzt vieles ans Licht komme, was vorher tabuisiert wurde. Er warnte aber auch vor einer Hysterie. Büchel schwelgte gar in Erinnerungen an die Synode von 1972, als es um eine Enttabuisierung der Sexualität ging. Wo aber blieben die Kontroversen? Scheinbar waren sich alle einig, dass man beim Thema Sexualität in der katholischen Kirche Aufholbedarf hat - was immer das auch heissen mag.

Keine Sprache für Sexualität

Ein Sündenregister für pädophile Priester und die sofortige Reaktion der entsprechenden Stellen wäre Aufgabe des Staates, vertrat Filip Schwarz seine Meinung. Hat der Zölibat mit sexuellen Missbrauch zu tun? Keller, der selbst einmal zölibatär gelebt hat, verneinte dies. Aber, es gebe gemeinsame Wurzeln. Es würde den Dunstkreis von einem sexuellen «Mief» begünstigen, denn der Kirche wäre die Sprache für Sexualität abhanden gekommen.

Pater Tuor erklärte das enthaltsame Leben mit einem «Setzen auf Gott», fand aber, dass das nicht einfach sei und einer seelsorgerischen Begleitung bedarf.

Geschonter Bischof

Aber da gings schon zum nächsten Thema, wobei der progressive Bischof Büchel doch sehr geschont wurde. Dass Priester, die sich an Schülern vergangen haben, einfach zur nächsten Schule weitergereicht wurden, kam seltsamerweise nicht zu Sprache. Auch die fehlende Anzeigepflicht wurde nur am Rande erwähnt. Auch der Umgang mit Homosexualität und Kondomen sowie das institutionalisierte Moralisierungsfeuer gegen «Sündige» waren dementsprechend keine relevanten Themen. Am Ende wünschten sich alle mehr Professionalität und eine verstärkte Zusammenarbeit mit externen Fachstellen, um das schwierige Feld Schule und Nähe besser in den Griff zu bekommen.

Einzig Frau Gerber wollte das Thema Macht und die hierarchischen Strukturen in der Kirche ansprechen. Aber da war die Sendung schon vorbei.

 

(Kommentar von Tino Richter/news.ch)

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