Conspiracy International?

Dieses Jahr teilt sich das grünste Delta der Welt die Spitzenposition mit dem zentralafrikanischen Staat Chad.

Korruption ist in Bangladesch im ganz normalen Alltag zu spüren. Er beginnt bei kleinen lokalen Behörden und reicht hinauf bis zu Spitzenpolitikern. So erscheinen Polizisten in diesen Tagen in einer Reihe von Uberfällen auf nächtliche Taxis zwar regelmässig am Tatort. Leider nur immer fünf Minuten zu spät und nicht, um sich um die erschrockenen Opfer zu kümmern, sondern um die erbeutete Geldmenge zu erfahren. Sobald sie die Information haben, verschwinden sie in die gleiche Richtung wie die flüchtenden Räuber.

Ein grosser Korruptionsskandal flog erst vor wenigen Wochen auf. Der Energieminister hatte sich von der kanadischen Firma Niko kaufen lassen, um einen Auftrag für eine Kohlemine zu erhalten.

Es stellte sich heraus, dass die Firma Niko noch nie eine Kohlenmine ausgehoben hatte. Die Aushubarbeiten waren dementsprechend von minderer Qualität, doch die Arbeiten wurden erst eingestellt, als es zu Gasexplosionen und Kontaminierung von Reisfeldern kam.

David Nussbaum, der Transparency Chef, weiss wovon er spricht, wenn er sagt: «Korruption ist keine Naturkatastrophe. Sie ist kühl berechnender Diebstahl aus Taschen von Frauen und Männern, die sich nicht wehren können. Es ist Zeit, dass Politiker aus ihren Lippenbekenntnissen Taten machen.»

Doch sein Ruf verhallt im Nichts. Schon in den ersten Reaktionen von Bangladeshi Politikern ist klar: Besonders viel wird der Bericht von Transparency International auch dieses Jahr nicht bewirken. Viele Politiker der regierenden Bangaldesh National Party (BNP) winken ab, nehmen die Statistik nicht ernst und reden von Conspiracy International.

Und diejenigen, die zumindest ein wenig Korruption im Land erkennen, erklären: «Es ist falsch, Bangaldesch als korruptestes Land der Welt zu bezeichnen. Viele Länder wurden in der Studie ja gar nicht berücksichtigt.»

Doch was soll man von Politikern erwarten, die das Parlamentsgebäude zur Feier des Fastenmonats Ramadan mit mehreren Megawatt ausleuchten, während in der Altstadt Abend für Abend die Lichter ausgehen.

(von Barnaby Skinner, Dhaka/news.ch)