Corey Hirsch: Der Platzhirsch im Langnauer Tigergehege

Jahrelang war es ein Trend, seit Ari Sulanders Erfolge bei den ZSC Lions, sich in der NLA einen Topgoalie aus dem Ausland zu leisten und dafür sogar einen Platz des Legionärs bei den Feldspielern zu opfern. Zu gross ist die Bedeutung und der Einfluss des Goaliepostens im Eishockey und zu wichtig ist der Keeper als Leistungsträger im Team.

Der „Trend“ flaute in den letzten vier Jahren wieder etwas ab, denn die starken Nachwuchsgoalies aus der Schweiz machten ihre Arbeit sehr gut und drängten sich als Stammkeeper auf. Die Legionäre waren wieder als Feldspieler mehr gefragt.

Der Topstar soll die „Löcher“ stopfen

Dennoch: Der Keeper ist der Schlüssel zum Erfolg im Eishockey. Dies sagten sich auch die Verantwortlichen der SCL Tigers und setzen in dieser Saison voll auf die Karte Corey Hirsch.

Nach den Negativerfahrungen letzte Spielzeit 2003/04 mit ihren Keepern Mathias Lauber und Marco Streit, welche nie die Bindung zu ihrer Mannschaft bekamen und stark kritisiert wurden, sollte ein international erfahrener und solider Goalie zwischen die Emmentaler Pfosten.

Nie mehr sollte in der Presse das Wortspiel von der löchrigen Abwehr wie ein Emmentaler Käse benutzt werden. So ist der vielgehegte Wunsch, um endlich erstmals seit Bestehen des Playoffsystems auch tatsächlich in diese Endausscheidung der besten Acht zu kommen.

Olympia- und Team Canada-erfahren

So wurde einer der interessantesten, wenn auch nicht berühmtesten NLA-Frischlinge engagiert: Corey Hirsch. Ein Goalie mit immenser Erfahrung und hervorragenden Referenzen. Hirsch ist kein Blender, sondern ein cooler, seriös arbeitender Teamplayer (kann das Spiel seiner Vorderleute und seiner Gegner sehr gut „lesen“) im Tor, der sich in seiner Karriere immerzu hat auf allerlei Situationen einstellen müssen.

Als Globetrotter, NHL-Notnagel, Goalie-Veteran und Team Canada-Mitglied mit Olympiaerfahrung war dies in seiner Karriere auch nötig. Er soll den SCL Tigers als Goalie den nötigen Rückhalt geben, um endlich erstmals in der Vereinsgeschichte seit Einführung der Playoffs diese auch zu erreichen.

Hirsch ist einer der erfahrensten Kanadischen Goalies auf internationalem Parkett und auf der grossen europäischen Eisfläche. Seit den frühen Neunzigern stand der 114fache NHL-Keeper immer wieder für Kanada im Einsatz. Am Spengler Cup genoss er Erfolge und war letztes Jahr mit Team Canada in fast allen Turnieren der Starting Goalie der Siegermannschaft.

Verewigt auf Briefmarke

Doch der grösste Erfolg seiner Karriere blieb ihm verwehrt: Im Penaltyschiessen des Olympia-Finals Kanada-Schweden wurde er von Peter Forsberg mit einem bisher noch nie auf diesem Niveau praktizierten Trick beim entscheidenden Penalty bezwungen. Diese Aktion wurde in Schweden gar auf einer offiziellen Briefmarke verewigt, wo man auch Corey Hirsch sieht.

Man kann sich vorstellen, dass er lieber auf einer kanadischen Briefmarke zu sehen wäre, indem er die siegbringende Parade zeigt. Dennoch, so sagt er, sei dieses Spiel die intensivste Angelegenheit in seiner Karriere gewesen.

Der Kommentar mit einem Grinsen: „Hey, in Kanada oder den USA musst du ein Volksheld sein oder tot, damit du es auf eine Briefmarke schaffst. Ich lebe noch und habe es geschafft. Zudem bin in Schweden einer der bekanntesten Menschen. Dank der Briefmarke… was will man mehr?“

Eishockey.ch- Scouting Report Corey Hirsch

JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel. 7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig

Technik: 6
Mentale Stärke: 5
Physis: 5
Kondition: 5
Disziplin: 6
Belastbarkeit: 6
Reaktionsfähigkeit: 5
Playoff-/Internationale-Erfahrung: 6
Zukunftsaussichten: 5

Total: Note 5,4

(Von Joël Wüthrich, Working Press Basel/Montreal/eishockey.ch)