Cuche auf ersten Platz: Die Schweizer Premiere
Mit seinem ersten Saisonsieg eroberte der Neuenburger Didier Cuche in Kvitfjell die kleine Kristallkugel als Abfahrts-Weltcupsieger. Ein verrücktes Rennen mit langem Unterbruch brachte zugleich den ersten Schweizer Weltcupsieg in Kvitfjell.
Heinzer hatte diese Trophäe als letzter Schweizer Abfahrer vor 14 Jahren erobert. 2003 gewann Mike von Grünigen im Riesenslalom die letzte Disziplinenwertung für Swiss-Ski. Nun entführt Cuche die insgesamt 27. kleine Männer-Kugel in die Schweiz.
Cuches gefährlichster Gegner im Kampf um den Abfahrts-Gesamterfolg, Teamkollege Marco Büchel (Lie), belegte hinter dem Kanadier Erik Guay den 3. Rang. Das reichte nicht: Cuche kann kommende Woche beim Finale auf der Lenzerheide nicht mehr eingeholt werden.
Und er wahrte auch seine minime Chance auf den Gesamtweltcup: Leader Benni Raich (Ö) und Verfolger Aksel Lund Svindal (No) büssten als 21. resp. 11. in der Abfahrt Terrain gegenüber dem auf Rang 3 liegenden Westschweizer ein.
Wie in der Kombi-Abfahrt
Mit seinem Triumph bestätigte Cuche auch die Abfahrtsbestzeit, die er am Freitag in der Superkombination aufgestellt hatte. «Das gab natürlich noch mehr Vertrauen», sagte der Mann, der vor zwei Jahren in Adelboden das Kreuzband am rechten Knie gerissen hatte und mit neuem Material in dieser Saison einen grossartigen Durchmarsch an die Spitze vollzog.
Der 32-jährige Didier Cuche aus Les Bugnenets NE (Gemeinde Le Pâquier) hatte vor drei Jahren in Garmisch auch für den letzten Schweizer Abfahrtssieg gesorgt. Insgesamt stand er zum sechsten Mal zuoberst auf dem Podest, zum dritten Mal in der Abfahrt.
Nach vier zweiten Rängen mit teilweise minimalsten Rückständen siegte er diesmal mit 6 Hundertstel Vorsprung gegenüber Guay. «Wie bei der WM stand das Hundertstel-Glück hier auf meiner Seite», freute er sich. Im Riesenslalom von Are hatte er mit 7/100 Reserve Bronze gewonnen -- vor Guay.
Wie bei den WM wurde der Schweizer auch in Kvitfjell von der Konkurrenz herzlich gefeiert: Alle gönnten ihm die Abfahrtskugel. Marco Büchel brachte es auf den Punkt: «Ich wäre heute gerne schneller gewesen als Didier. Dann hätten wir auf der Lenzerheide eine spannende Entscheidung gehabt. Aber jetzt hat er die Kugel, und das ist okay so. Didier ist ein würdiger Sieger.»
An der Grenze der Regularität
Schneetreiben, Wind und vor allem Nebel erzwangen bei der zweitletzten Abfahrt des Winters auf dem «Olympiabakken» von 1994 eine anderthalbstündige Pause. Als praktisch niemand mehr daran glaubte, konnte das Rennen doch nocht gestartet werden -- mit besseren Bedingungen als sie die 11 ersten Fahrer vorgefunden hatten. Marco Sullivan (USA) landete denn auch als Bester des ersten Pakets nur auf Rang 46. Büchel bezeichnete es als «Skandal gegenüber den ersten Startnummern, was hier passierte.»
Zu allem Überfluss begann es bei der Wiederaufnahme des Rennens vorübergehend zu regnen, und gegen Schluss wurde die Piste nochmals deutlich schneller. Dies ermöglichte beispielsweise Lars Myhre mit Nummer 61 den Vorstoss auf Rang 10. Nicht von diesem Vorteil profitieren konnten von den Schweizern mit hohen Nummern Konrad Hari (45.) und Beni Hofer (ausgeschieden).
Didier Cuche konstatierte denn auch die besser werdenen Verhältnisse mit Unbehagen. Er wollte sich lange nicht feiern lassen und wartete zu, bis er im Zielraum eine Flasche Champagner entkorkte und Siegerinterviews gab.
Kernen mit Saisonbestergebnis
Im Jubel um Cuche ging beinahe unter, dass Bruno Kernen und Didier Défago gemeinsam auf den guten 7. Platz gefahren waren und dass der Superkombi-Zweite vom Freitag, Silvan Zurbriggen, in der Spezialabfahrt als 14. erneut überzeugte.
Für ihn sei das Rennen nach elf Konkurrenten im richtigen Moment gestoppt worden, sagte Défago (Nummer 13), «aber es hätte nicht unbedingt regnen müssen, als ich unterwegs war.» Kernen schuf sogar sein bestes Ergebnis des Winters. «Es war wichtig für mich, dass ich mich gegenüber Garmisch (zweimal 21., Red.) steigern konnte und spürte, dass ich doch noch etwas kann.»
Die 1993 erstmals im Weltcup befahrene Olympiastrecke von Kvitfjell, 60 km nördlich von Lillehammer, liegt den Schweizern im Allgemeinen. Bei den letzten Rennen 2005 hatten Didier Défago (2.) im Super-G und Ambrosi (3.) in der Abfahrt Podestplätze herausgefahren. Doch den ersten Schweizer Sieg realisierte nun Cuche. Der Trainingsschnellste Hoffmann musste sich mit Rang 23 zufrieden geben.
Eine böse Abfahrtsschlappe erlitten die Österreicher. Ihr Bester, Michael Walchhofer (4.) fuhr als Einziger unter die Top Ten.
Der Stand im Weltcup am 10.03.07
Männer:
1. Didier Cuche (Sz) 607 (Weltcupsieger). 2. Marco Büchel (Lie) 439. 3. Erik Guay (Ka) 393. 4. Peter Fill (It) 382. 5. Michael Walchhofer (Ö) 346. 6. Andrej Jerman (Sln) 339. 7. Bode Miller (USA) 289. 8. Mario Scheiber (Ö) 254. 9. Manuel Osborne-Paradis (Ka) 241. 10. Steven Nyman (USA) 234.
Ferner 14. Bruno Kernen 214. 15. Ambrosi Hoffmann 196. 20. Didier Défago 158; alle für den Weltcup-Final auf der Lenzerheide qualifiziert. 26. Tobias Grünenfelder 101. 29. Silvan Zurbriggen 80 (als 400-Punkte-Fahrer ebenfalls qualifiziert). 45. Beni Hofer 15. 48. Michael Bonetti 11. 51. Jürg Grünenfelder 10.
Gesamtwertung (nach 31 von 36 Prüfungen): 1. Benjamin Raich (Ö) 1055. 2. Aksel Lund Svindal (No) 952. 3. Didier Cuche (Sz) 903. 4. Bode Miller (USA) 707. 5. Peter Fill (It) 691. 6. Mario Matt (Ö) 664. 7. Marco Büchel (Lie) 517. 8. Marc Berthod (Sz) 496. 9. Mario Scheiber (Ö) 484. 10. Kalle Palander (Fi) 482. 11. Didier Défago (Sz) 477. 12. Silvan Zurbriggen (Sz) 473. 13. Erik Guay (Ka) 469. 14. Jens Byggmark (Sd) 461. 15. Ted Ligety (USA) 440.
Ferner 32. Bruno Kernen 257. 37. Daniel Albrecht 230. 38. Ambrosi Hoffmann 209. 52. Marc Gini 124. 60. Tobias Grünenfelder 101. 106. Sandro Viletta 22. 114. Beni Hofer 15. 122. Michael Bonetti und Carlo Janka 11. 127. Jürg Grünenfelder 10. 132. Olivier Brand 5.
Frauen:
Riesenslalom (nach 6 von 7 Rennen): 1. Nicole Hosp (Ö) 390. 2. Tanja Poutiainen (Fi) 374. 3. Michaela Kirchgasser (Ö) 297. 4. Julia Mancuso (USA) 251. 5. Kathrin Zettel (Ö) 206. 6. Karen Putzer (It) 191. 7. Anna Ottosson (Sd) 168. 8. Anja Pärson (Sd) 152. 9. Kathrin Hölzl (De) und Manuela Mölgg (It) 148. 11. Nicole Gius (It) und Elisabeth Görgl (Ö) 142. 13. Denise Karbon (It) 131. 14. Maria Pietilä-Holmner (Sd) 130. 15. Marlies Schild (Ö) 128.
Ferner 43. Fränzi Aufdenblatten 11. 46. Rabea Grand und Fabienne Suter 9. 52. Jessica Pünchera 5.
Gesamtwertung (nach 30 von 35 Prüfungen): 1. Nicole Hosp (Ö) 1263. 2. Julia Mancuso (USA) 1244. 3. Marlies Schild (Ö) 1202. 4. Renate Götschl (Ö) 1200. 5. Lindsey Kildow (USA) 808. 6. Anja Pärson (Sd) 669. 7. Tanja Poutiainen (Fi) 643. 8. Michaela Kirchgasser (Ö) 575. 9. Kathrin Zettel (Ö) 568. 10. Ingrid Jacquemod (Fr) 508. 11. Elisabeth Görgl (Ö) 485. 12. Sarka Zahrobska (Tsch) 473. 13. Andrea Fischbacher (Ö) 372. 14. Kelly Vanderbeek (Ka) 367. 15. Emily Brydon (Ka) 345.
Ferner 20. Nadia Styger 291. 27. Fränzi Aufdenblatten 259. 32. Dominique Gisin 219. 33. Sylviane Berthod 207. 41. Martina Schild 171. 43. Catherine Borghi 153. 55. Monika Dumermuth 108. 72. Carmen Casanova 59. 83. Tamara Wolf 44. 86. Sandra Gini 41. 87. Fabienne Suter 40. 89. Aline Bonjour und Rabea Grand 36. 95. Ella Alpiger 21. 109. Jessica Pünchera 8.
Nationen (nach 61 von 73 Prüfungen):
1. Österreich 12 168 (Frauen 6825+Männer 5343). 2. Schweiz 5 037 (1693+3344). 3. USA 4 665 (2897+1768). 4. Italien 4 425 (1741+2684). 5. Schweden 3 423 (1776+1647). 6. Kanada 3 209 (1297+1912). 7. Frankreich 2 803 (1195+1608). 8. Deutschland 1 614 (1145+469). 9. Finnland 1 235 (720+515). 10. Slowenien 1 138 (448+690). 11. Norwegen 1 126 (60+1066). 12. Kroatien 661 (331+330). 13. Liechtenstein 636 (119+517). 14. Tschechien 580 (483+97). 15. Slowakei 283 (283+0).
16. England 271 (233+38). 17. Spanien 114 (114+0). 18. Japan 112 (0+112). 19. Polen 70 (70+0). 20. Monaco 52 (52+0). 21. Serbien- Montenegro 24 (24+0).
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