Cyrill Geyer einziger Nati-Neuling

Interessant war bei der Auswahl des Kaders vor allem, für welche Goalies sich Ralph Krueger entscheiden würde, war doch das Angebot an guten Schweizer Keepern noch nie so gross wie heute. Die Wahl fiel auf die NHL-Stammgoalies David Aebischer und Martin Gerber, die sich -- die wahrscheinliche Fortdauer des NHL-Lockouts einmal angenommen -- in dieser Saison einen Vierkampf mit den beiden letzten Schweizer Meistergoalies Ronnie Rüeger (Lugano) und Marco Bührer (Bern) liefern werden.

Für weitere Aspiranten wie die Aufsteiger Daniel Manzato (Ambri) und Tobias Stephan (Kloten) oder Lars Weibel (Zug), dessen Auszeit beendet ist, dürfte der Weg ins A-Team in dieser Saison ganz steinig werden.

Aebischers Rückkehr

Besonders für den Colorado-Avalanche-Stammgoalie Aebischer ist dieses Aufgbeot enorm wichtig, denn der Freiburger ist als Opfer einer eigentümlichen Klubpolitik in Lugano derzeit fast ohne Spielpraxis. Unmittelbar vor Saisonbeginn als grosse Verstärkung gepriesen, kam Aebischer bislang nur zu drei (von 13 möglichen Einsätzen).

Vielerorts herrscht die Meinung vor, dass seine Verpflichtung auf einem Missverständnis innerhalb der (ansonsten smarten) Lugano-Teppichetage beruhte. Angesichts von Ronnie Rüegers starken Leistungen machte ein Engagement von Aebischer nur wenig Sinn. "Es ist das erste Mal, dass mir Aebischer so früh in der Saison zur Verfügung steht", freut sich Krueger, der plant, beide Keeper zweimal einzusetzen.

Für den ersten Schweizer, der sich trotz vieler Unbill dauerhaft in der NHL durchsetzte, bedeutet diese Nomination eine Rückkehr nach mehr als zweieinhalb Jahren. Seit der missglückten Olympia-Expedition in Salt Lake City, wo er während des Turniers den Stammplatz an Martin Gerber verloren hatte, hat der Stanley-Cup-Gewinner nie mehr für die Schweiz gespielt.

Martin Gerber hingegen stand zuletzt in diesem Jahr in Prag an der WM zwischen den Schweizer Pfosten und glänzte. Nach einem durchzogenen Saisonanfang für Langnau rettete er den Emmentalern unlängst mehrmals Punkte dank zahlreicher hervorragender Interventionen.

Routine gefragt

Viel Zeit für Experimente bleibt den Schweizern nicht, da heuer nicht nur die WM (in Wien) ansteht, sondern schon zweieinhalb Monate vorher die Olympia-Qualifikation. Im Dezember folgt noch der Slowakei-Cup in Piestany, ehe es vom 10. bis 13. Februar 2005 nach der Hauptprobe gegen die Ukraine (in Huttwil) am Klotener Schluefweg gegen Japan, Dänemark und einen Qualifikanten um ein Ticket für Olympia 2006 in Turin geht.

Logisch also, dass Krueger im Angesicht der fünf Ringe in diesem Jahr mehrheitlich auf bewährte Kräfte setzt; 19 der nominierten Spieler erreichten im Frühling an der A-WM den Viertelfinal. Weitere Rückkehrer neben Aebischer sind Flavien Conne, Andreas Camenzind und David Jobin. An die WM verschwendet Krueger im Moment nicht allzu viele Gedanken: "Wir konzentrieren uns voll auf das Olympia-Qualifikationsturnier."

Einziger Neuling im Kader ist Cyrill Geyer. Der 23-jährige Verteidiger von Rapperswil-Jona hat einen ausgezeichneten Saisonstart hinter sich und machte unlängst auch mit Offensivdrang von sich reden, als ihm gegen den SC Bern beim 6:2 zwei Treffer innert 46 Sekunden gelangen, die zur Entscheidung führten. "Er ist der Aufsteiger der Saison", lobte Krueger die Nummer 6 des SCRJ. "Und dies nicht nur, weil er in der Skorerliste derzeit der beste Schweizer Verteidiger ist."

Hochklassige Tests

Der vier Spiele umfassende Deutschland-Cup ist eine willkommene Standortbestimmung. Gegen das Team Kanada (Dienstag in Kreuzlingen/zählt erstmals auch schon zum Turnier) und gegen die Slowakei, die USA und Deutschland (Donnerstag bis Samstag in Hannover) sind die Krueger-Boys in weniger als 96 Stunden viermal gegen international valable Konkurrenz gefordert, zumal alle Widersacher mit vielen NHL-Cracks antreten dürften.

Krueger hofft, dass die Schweizer am wohl hochklassigsten Deutschland-Cup aller Zeiten nicht die Anfangsschwierigkeiten bekunden, die ihnen im November oft eigen ist: "Das Niveau in der Liga sollte uns helfen, sofort bereit zu sein."

Das Schweizer Aufgebot

Torhüter: David Aebischer (Lugano), Martin Gerber (Langnau). Verteidiger: Beat Forster (Davos), Cyrill Geyer (Rapperswil), Steve Hirschi (Lugano), David Jobin (Bern), Olivier Keller (Lugano), Martin Steinegger (Bern), Mark Streit (ZSC Lions), Julien Vauclair (Lugano). Stürmer: Andres Ambühl (Davos), Andreas Camenzind (ZSC Lions), Flavien Conne (Lugano), Patric Della Rossa (Zug), Patrick Fischer I (Zug), Sandy Jeannin (Lugano), Marcel Jenni (Färjestad/Sd), Thierry Paterlini (ZSC Lions), Martin Plüss (Frölunda/Sd), Marc Reichert (Kloten), Ivo Rüthemann (Bern), Adrian Wichser (Lugano), Valentin Wirz (Fribourg Gottéron), Thomas Ziegler (Bern).

Die Spiele mit der Schweiz. In Kreuzlingen. Dienstag, 9. November. 20.15 Uhr: Schweiz - Kanada. -- In Hannover. Donnerstag, 11. November. 16.00 Uhr: Schweiz - Slowakei. -- Freitag, 12. November. 19.15 Uhr: Deutschland - Schweiz. -- Samstag, 13. November. 18.00 Uhr: Schweiz - USA.

(von Marco Keller/Si)