Das Comeback des «C´mooooooon»

Das «C´mooooon» von Lleyton Hewitt war beinahe bis nach Adelaide zu hören, als er den Ball zur 5:3-Führung im dritten Satz verwertete. Den Sieg gegen den Jungstar aus Tandil vor Augen, zeigte der Australier dann marginale Anzeichen von Nerven. Er konnte das erste Mal nicht ausservieren, schaffte aber umgehend das erneute Break und sank wenig später nach dem Matchball auf die Knie, so als ob er das Turnier zum zweiten Mal nach 2002 gewonnen hätte.

Vom Titel ist Hewitt, der im Normalfall in der 2. Runde auf Rafael Nadal getroffen wäre, zwar noch fünf Siege entfernt, für ihn war der Erfolg aber ähnlich wichtig wie ein Major-Triumph.

Er hatte die letzten elf Spiele gegen Top-5-Gegner allesamt verloren und nach einer Hüftverletzung sowie der anschliessenden langwierigen Rehabilitation hatten ihn die meisten Experten ohnehin abgeschrieben. Seit einigen Monaten und dem Turniersieg in Houston geht es aber wieder aufwärts.

Voller Medienraum

Dem Braten hatten aber anfänglich nur die wenigsten getraut: Noch vor wenigen Wochen hatten sich in Paris, nach der Drittrunden-Niederlage gegen Rafael Nadal, ganze zwei Printjournalisten in die Pressekonferenz bemüht.

Heute war der Medienraum fast voll besetzt, als Hewitt Auskunft gab: «Ich habe unglaublich serviert und auch sonst sehr gut gespielt. Ich bin überglücklich, das sind die Situationen, in denen man dies gegen die Top-Gegner tun will.»

Dieser Sieg entschädigte auch für viele Enttäuschungen der letzten Jahre, aber trotz aller Probleme hatte Hewitt nie an den Rücktritt gedacht: «Die Gedanken waren zwar im Hinterkopf, aber nicht mehr. Das Tennis hat mir auch sehr gefehlt, gerade als ich im letzten Jahr während des US Open eigentlich nur Windeln wechselte, aber sonst kaum etwas machte.»

Zweitmeiste Rasentitel

Hewitt ist immer noch der Mann mit den zweitmeisten Rasentiteln aller Aktiven hinter Roger Federer und nach diesem Sieg sind seine Aktien wieder etwas gestiegen. Er traut sich auch durchaus zu, weiterhin die Rolle des Spielverderbers übernehmen zu können: «Wenn sich Türen öffnen wie hier und mein Körper mitmacht, dann kann ich den Jungs auf jeden Fall etwas Druck machen.»

Del Potro ist der jüngste Top-5-Spieler, hat mit seinen 20 Jahren den Schlüssel zu erfolgreichem Rasenspiel aber noch nicht gefunden: Bei seiner dritten Wimbledon-Teilnahme schied er zum dritten Mal in der 2. Runde aus, seine vorherigen Bezwinger hiessen Roger Federer und Stanislas Wawrinka.

Für Hewitt ist aber klar, dass er seinen Weg machen wird: «Ich glaube, dass er Grand Slams gewinnen wird und auf allen Belägen seine Chancen hat.»

Resultate:
Wimbledon. All England Championships. Grand-Slam-Turnier (22,271 Mio Franken/Rasen). Männer, Einzel: 2. Runde: Lleyton Hewitt (Au) s. Juan Martin Del Potro (Arg/5) 6:3, 7:5, 7:5. Tomas Berdych (Tsch/20) s. Paul-Henri Mathieu (Fr) 6:2, 6:4, 6:4. Jürgen Melzer (Ö/26) s. Benjamin Becker (De) 7:6 (8:6), 6:3, 7:6 (7:1). Victor Hanescu (Rum/31) s. Nicolas Devilder (Fr) 6:2, 6:3, 6:1.

Frauen, Einzel. 2. Runde: Venus Williams (USA/3) s. Katerina Bondarenko (Ukr) 6:3, 6:2. Swetlana Kusnezowa (Russ/5) s. Pauline Parmentier (Fr) 6:1, 6:3. Agnieszka Radwanska (Pol/11) s. Peng Shuai (China) 6:2, 6:7 (6:8), 9:7. Samantha Stosur (Au/18) s. Tatjana Malek (De) 4:6, 7:6 (8:6), 6:4. Li Na (China/19) s. Olga Goworzowa (WRuss) 6:4, 6:2. Carla Suarez Navarro (Sp) s. Jekaterina Makarowa (Russ) 7:5, 4:6, 6:1. Sabine Lisicki (De) s. Patricia Mayr (Ö) 6:2, 6:4.

(Marco Keller, Wimbledon/Si)