Das Eis für den «Sonnenkönig» wird dünner

publiziert: Dienstag, 7. Mrz 2006 / 21:50 Uhr

Ruben Acosta, der Präsident des Internationalen Volleyball-Verbandes (FIVB), gerät immer stärker in Bedrängnis.

Ruben Acosta gilt als diktatorischer Führer des  Internationalen Volleyball-Verbandes (FIVB).
Ruben Acosta gilt als diktatorischer Führer des Internationalen Volleyball-Verbandes (FIVB).
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Zwei Tage bevor sich Acosta in Lausanne wegen Betrugs vor Gericht verantworten muss, reichte der frühere Generalsekretär des FIVB, Jean-Pierre Seppey, gegen den Mexikaner eine Zivilklage ein.

Der Walliser Jurist Seppey war im letzten August von Acosta nach vier Jahren entlassen worden. Über die Gründe schwieg sich die FIVB aus. Nun gelangte der 45-Jährige, der bis zu seiner Anstellung beim Volleyballverband Generalsekretär der Olympia-Kandidatur Sion 2006 war, an die Zivilkammer des Kantons Waadt und fordert von seinem ehemaligen Arbeitgeber 6,9 Millionen Franken. 5,4 Millionen soll die FIVB für nicht gezahlte Gehälter und Provisionen zahlen, 1,5 Millionen fordert Seppey von Acosta und dessen Frau Malu für den durch die Kündigung entstandenen beruflichen Schaden.

Goijmans Ermittlungen

Der umstrittene Ruben Acosta (72), der wegen seiner diktatorischen Amtsführung als «Sonnenkönig» tituliert wird, muss sich daran gewöhnen, seine Zeit mit Gerichtsverfahren zu verbringen. In einem morgen, Mittwoch, beginnenden Korruptionsprozess vor dem «Tribunal de Police» in Lausanne wird der Mexikaner beschuldigt, Verbandsgelder widerrechtlich und in großem Stil auf sein Konto abgezweigt zu haben. Die Klage hat der Argentinier Mario Goijman (60) angestrengt, der nach eigenen Angaben in den letzten drei Jahren umfangreiches Material gegen seinen Widersacher zusammengetragen hat.

Goijman ermittelt gegen Acosta, seit Argentinien im Jahr 2002 die Weltmeisterschaft ausgetragen hat. Damals verlangte er von der FIVB Anteile an den Erlösen des Fernsehvertrags und vermarktete die Veranstaltung schließlich eigenmächtig, um die Kosten zu decken. Daraufhin setzte Acosta ihn als Präsident des argentinischen Verbandes ab und sperrte die Nationalmannschaften.

8,32 Millionen verschwunden

Mindestens 18 Millionen Dollar habe der seit 1984 an der Spitze der FIVB stehende Acosta unrechtmässig zur Seite geschafft, behauptet Goijman. Besonders brisant erscheint in den Unterlagen der Bericht des Wirtschaftsprüfungs-Unternehmens «PricewaterhouseCooper» für das Jahr 2000, bei dem die ein Anhang verschwunden ist, in der laut Goijman eine Zahlung von 8,32 Millionen Franken auf Acostas Konto dokumentiert sein soll. Bei den Nachforschungen nach dem verschwundenen Papier gab es eine Hausdurchsuchung in der Lausanner FIVB-Zentrale, bei der laut Goijman bewiesen wurde, dass der offiziell ehrenamtlich tätige Acosta neben seinen Provisionen ein Jahressalär von 544 000 Dollar kassiere.

Acosta stand bereits einmal wegen derselben Delikte vor Gericht, wurde Ende 2004 aber zunächst freigesprochen. Inzwischen ist aber offenbar zum Vorschein gekommen, dass der auch bei den meisten Volleyballern unbeliebte Mexikaner bereits in den Achtzigerjahren unerkannt Gelder aus der FIVB-Kasse bezogen haben soll, so dass die Ermittlungen vor einem Jahr wieder aufgenommen wurden.

Mit Acostas Geschäftsgebaren befasste sich vor einigen Jahren auch schon die Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Doch die Nachforschungen mussten eingestellt werden, weil sich Acosta 2004 «aus Altersgründen» aus dem IOC zurückzog.

Auch Seppey angeklagt

Mittwoch ebenfalls auf der Anklagebank sitzen der frühere FIVB-Finanzchef Franz Schmid und... Jean-Pierre Seppey. Die beiden Schweizer sollen Acosta bei seinen Transaktionen unterstützt haben. Seppey bestreitet diese Vorwürfe: «Damit habe ich nichts zu tun», sagte er am Montag an einer Pressekonferenz. Im Gespräch mit der deutschen Tageszeitung «Die Welt» vom Montag betonte er: «Es ist ein Witz, dass ich dafür vor Gericht stehe, ich bin ja erst 2001 zur FIVB gekommen.»

Von Aussenstehenden wird Seppey im Prozess eine Schlüsselrolle zugetraut. Nach seinem Rauswurf bei der FIVB legte der Mitbegründer der Radsportgruppe «Post Swiss Team» (1996) im Dezember 2005 ein 22-seitiges Dossier vor, in dem Acosta Misswirtschaft und Amtsmissbrauch in großem Stil vorgeworfen wird. Und nach der angekündigten Zivilklage macht es den Anschein, dass Mario Goijman mit Seppey einen Verbündeten gekriegt hat.

(fest/Si)

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