Das Ende einer Karriere - Blairs blinder Freund gibt auf

publiziert: Donnerstag, 3. Nov 2005 / 00:49 Uhr

London - Hündin Sadie, ohne die der 58-jährige David Blunkett, nie auf die Strasse geht, ist Blitzlichtgewitter gewöhnt. Immer wieder ist der erfolgreichste blinde Politiker in der Geschichte Grossbritanniens von Reportern gejagt worden.

David Blunkett galt viele Jahre als Sympathieträger der Labour-Partei.
David Blunkett galt viele Jahre als Sympathieträger der Labour-Partei.
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Am Mittwoch gab er auf. Es war bereits sein zweiter Rücktritt als Minister in einer Regierung seines Freundes Tony Blair innerhalb weniger Monate.

Grossbritanniens politische Bühne dürfte damit einen ihrer schillerndsten Darsteller für immer an die Wirtschaft oder gar an die Pensionskasse verloren haben. Allerdings war Blunketts zweiter Rücktritt - diesmal vom Amt des Arbeitsministers - weit weniger spektakulär als jener im Dezember vergangenen Jahres.

Damals warf er das Handtuch als Innenminister. Er gab auf dem Höhepunkt einer Affäre auf, die Boulevardblätter unnachgiebig verfolgten.

Amerikanerin als Stolperstein

Dass Blunkett dem Rat Otto Schilys folgen und angesichts zunehmender Terrorismus-Sorgen Ausweise nach deutschem Vorbild einführen wollte, machte viele Briten wütend, aber das hätte ihn nicht sein Amt gekostet.

Er stolperte seinerzeit - wie auch jetzt wieder - über eine knisternde Affäre mit einer attraktiven Frau. Damals war es die verheiratete Verlegerin der rechtskonservativen Zeitschrift «Spectator», Kimberley Quinn.

Die Liebesbeziehung mit der Amerikanerin schlug in Hass um, als sie bestritt, dass Blunkett der Vater ihres Sohnes sei, und er darauf einen DNA-Test verlangte.

Die damals 43-jährige Brünette rächte sich, indem sie ausplauderte, dass der «Mister Minister» bei der Beschaffung einer Aufenthaltsgenehmigung für ihre philippinische Putzfrau behilflich war.

Als Blunkett im Dezember 2004 seinen Rücktritt einreichte, brach er in Tränen aus und bat um eine zweite Chance. Die kam, als Blair im Mai sein Kabinett umbildete.

Doch die konservative Opposition bemüht sich seit Monaten um eine Erneuerung und Modernisierung ihrer eigenen Reihen, damit sie Labour endlich wieder einmal bei Wahlen schlagen kann. Sie liess den blinden Blair-Freund nicht mehr aus den Augen.

Direktorenposten nicht angemeldet

Dass er seinen Direktorenposten bei einer Biotechnik-Firma, die ihr Geld mit DNA-Tests verdiente, zwischen den Ministerämtern nicht offiziell angemeldet hatte, wurde ihm zum Verhängnis.

Diesmal spielte eine Blondine eine Rolle. Die 29-jährige Maklerin Sally Anderson, mit der er eine kurze Affäre hatte, plauderte seine Beziehungen zu der DNA-Testfirma aus.

Blunketts Abgang ist für Labour auch deshalb peinlich, weil der Mann viele Jahre als Sympathieträger der Partei galt. Er kam bei vielen Briten gut an, die respektierten, dass er sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet und seine von Geburt an bestehende Blindheit stets als «gewisse Unbequemlichkeit» abgetan hatte.

(Von Thomas Burmeister, dpa/sda)

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