Das Rütli soll nicht zum Rummelplatz verkommen

publiziert: Freitag, 23. Jul 2004 / 09:07 Uhr

Rütli UR (sda) Seit 1859 hütet die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) das Rütli, um eine Verkommerzialisierung des Nationalheiligtums zu verhindern. Heuer aber muss erstmals Eintritt zahlen, wer an die Bundesfeier will - auch dank Christoph Blocher.

1. August-Feier auf der Rütli-Wiese.
1. August-Feier auf der Rütli-Wiese.
Als die SGG im September 1858 in Schwyz tagte und anschliessend mit dem Schiff nach Flüelen fuhr, erfuhren die Mitglieder, dass auf dem Rütli ein Hotel gebaut werden solle. Das Rütli war damals in Privatbesitz, der Eigentümer hatte bereits die Grundmauern des Hotels erstellt.

Die Kunde löste bei den SGG-Mitgliedern Entrüstung aus. Spontan beschlossen sie in Flüelen unter freiem Himmel, das Rütli zu kaufen, um es "vor Entwürdigung" zu schützen. Nach zähen Verhandlungen mit dem Grundeigentümer einigte man sich auf einen Kaufpreis von 55 000 Franken.

Rütli soll "stilles Gelände am See" bleiben

Im März startete die SGG einen "Aufruf an das Schweizervolk für den Ankauf des Rütli". Die Kollekte wurde ein voller Erfolg. Es gingen über 95 000 Franken ein. 1860 wurde das Rütli dem Bundesrat "zu Handen der schweizerischen Eidgenossenschaft schenkungsweise als unveräusserliches Nationaleigentum" übergeben.

Die Verwaltung des Rütli blieb allerdings bei der SGG respektive deren Rütlikommission. Sie soll dafür sorgen, dass die Wiese das "stille Gelände am See" bleibt und nicht verkommerzialisiert wird. Das Rütli soll in "feierlich-schlichtem" Wesen gezeigt werden und nicht zum Rummelplatz verkommen.

An diesem Prinzip hat die SGG bis heute eisern festgehalten. Ebenso klar war, dass das Rütli für jedermann frei zugänglich bleiben soll. In diesem Jahr allerdings wird dieses Prinzip durchbrochen. Das hat der SGG denn auch Kritik eingetragen.

Bundesfeier nur mit "Tell"-Billett

Aus Anlass des 200-Jahr-Jubiläums der Uraufführung von Schillers "Wilhelm Tell" brachte der Theaterproduzent Lukas Leuenberger das Freiheitsdrama als Freilichtspiel auf das Rütli, aufgeführt vom Deutschen Nationaltheater Weimar. Das ist nicht gratis: Während den Aufführungen kann das Rütli nur mit Billett betreten werden.

Die traditionelle 1.-August-Feier der SGG wird der "Tell"-Aufführung vorangestellt. Mit dem Resultat, dass auch die Bundesfeier nur mit Eintrittsticket besucht werden kann. Das wird in Brunnen bei der Einschiffung ab 12.00 Uhr kontrolliert. Auf dem Landweg sorgt die Urner Polizei für eine "geschlossene Gesellschaft" auf dem Rütli.

Dass es dazu kam, ist auch dem heutigen Bundesrat Christoph Blocher zu verdanken. Als Privatperson hat er Lukas Leuenberger 2,5 Millionen Franken geliehen und praktisch eine Defizitgarantie für 5,5 Millionen Franken gegeben. "Ohne Christoph Blocher", so Lukas Leuenberger gegenüber der "SonntagsZeitung", "wäre dieses Projekt nicht über die Idee hinausgekommen."

(fest/sda)

 
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