Davos wird eher mit altbekannten Problemen konfrontiert
Als wäre die dritte Januarwoche nicht schon deprimierend genug, müssen wir uns für das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos nun wieder einmal in die verschneiten Bündner Alpen zurückziehen.
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«Wir brauchen eine umfassende und weltweit anerkannte Übereinkunft, wie Technologie unser Leben und das künftiger Generationen verändert», so Schwab. Wenn man bedenkt, dass Wissenschaftler der Oxford Universität in ihren kürzlich veröffentlichten Forschungsergebnissen darauf hinweisen, dass intelligente Roboter in naher Zukunft auch immer mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer überflüssig machen könnten, hat er wohl nicht ganz Unrecht.
Auf das Neue konzentrieren
Mit dem diesjährigen Motto fordert Schwab die Teilnehmer auf, sich auf das Neue zu konzentrieren. Doch die Themen, die die Welt derzeit in Atem halten, sind nicht gerade innovativ. Mehr als je zuvor hat man in diesem Jahr das Gefühl, dass die Teilnehmer mit Problemen konfrontiert sind, die schon lange auf dem Tableau sind: Die Gefahr islamistischer Terroristen mag zwar grösser sein als je zuvor, doch ihre Ursprünge reichen bis in den Ersten Golfkrieg zurück. Die Europäische Union, dieser hoffnungslose Kandidat immerwährenden Wunschdenkens, muss sich nicht nur mit den Dominoeffekten des gleichen Konflikts herumschlagen, sondern auch mit den negativen Auswirkungen der Staatschuldenkrise, die im Jahr 2009 ihren Lauf nahm.
Wohin man auch blickt, sieht man heute Variationen alter Themen: Die koreanische Halbinsel steckt seit mehr als einem halben Jahrhundert in der gleichen Sackgasse; Russland ist auf dem internationalen Parkett erneut isoliert, während die Menschen im Land selbst wieder unter finanzieller und wirtschaftlicher Not leiden; selbst Chinas Währungskrise rührt teilweise vom bisherigen Wirtschaftswachstum her - basierend auf der Tatsache, dass das Land einfach der günstigste Standort war, um eben jene neue Technologie zu produzieren, über die wir uns dank Schwab nun den Kopf zerbrechen sollen.
Bekannte Probleme
Hinzu kommen aktuellere, aber nicht minder bekannte Probleme: Der Ölpreis, der vor einem Jahr in die Höhe schnellte, ist eingebrochen. Unter diesen Umständen wirken die Pläne der schottischen Partei SNP, die Unabhängigkeit der schottischen Wirtschaft zu fordern, geradezu lachhaft naiv. Lkw- Fahrer mögen zwar jubeln, wenn sie an der Tankstelle stehen, doch sollte der Ölpreis auf diesem Rekordtief bleiben, bekommt das Ländern wie Nigeria, die stark vom Öl abhängig sind, gar nicht gut. Berücksichtigt man die unmittelbar bevorstehende Rückkehr iranischen Rohöls auf den Weltmarkt, lässt sich schwer prognostizieren, wie sich die Situation entwickeln wird.
Wir Normalsterblichen stehen diesen Themen geradezu machtlos gegenüber und können bei den weitreichenden Problemen kaum etwas bewirken. Genau das mag einer der Gründe sein, wieso es das WEF in Davos geben muss. Inmitten dieser vierten industriellen Revolution lassen wir anderen uns häufig nicht einmal mehr lange genug von unserem Smartphone ablenken, um über die grossen globalen Herausforderungen überhaupt noch nachzudenken.
Eine einzigartige Gelegenheit
Vielleicht schimmert an jener Stelle Schwabs Vision für die diesjährige Konferenz durch: Es ist leicht, voller Spott und Zynismus über Davos zu sprechen, das bereits ganz von allein ein Imageproblem hat. Dennoch bleibt das Weltwirtschaftsforum eine einzigartige Gelegenheit. Dieses Jahr sollte man zum Ursprung des Forums zurückkehren. Die Teilnehmer könnten versuchen, bei der Ankunft auf dem Berg alle Probleme hinter sich lassen, die sie sonst beschäftigen, und stattdessen die gute Höhenluft und die Zeit nutzen, um über Folgendes sorgfältig und strategisch nachzudenken: Womit haben wir es zu tun und wie können wir es ändern? Wenn die Teilnehmer auch noch ihre Handys im Tal liessen, wäre das noch besser.
Davos ist einzigartig. Es gibt schlicht keinen anderen Ort, an dem die Politik und die Geschäftswelt so miteinander in Berührung kommen können. Auf dem exklusiven Kongress in den Schweizer Bergen können sich Entscheidungsträger begegnen, miteinander sprechen und vielleicht sogar einander zuhören. Zu einer Zeit, in der die Welt dringend neue Ideen braucht, könnte das Weltwirtschaftsforum vielleicht falschen Erwartungen trotzen und eine ganz eigene Revolution entfachen.
CNN berichtet vom 20. bis 23. Januar vom Weltwirtschaftsforum in Davos. Und online jetzt schon auf www.cnn.com/davos.
- melabela aus littau 1
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