Den Haag untersucht eigene Rolle beim Massaker von Srebrenica

publiziert: Montag, 11. Nov 2002 / 18:30 Uhr

Den Haag- Vor über sieben Jahre kamen bei dem Massaker in der bosnischen Stadt Srebrenica mehr als 7500 Moslems ums Leben. Seit Montag untersucht ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss in Den Haag die Rolle des niederländischen Militärs bei dem Blutbad.

Truppen aus den Niederlanden hatten damals die Eroberung der UNO-Schutzzone in Bosnien nicht verhindern können. Die Aussagen der ersten Offiziere bestätigten Darstellungen in früheren Untersuchungen, wonach die UNO-Blauhelme unzureichend auf die Aufgabe vorbereitet waren.

Zu wenig Personal, ungeeignete Bewaffnung, schilderte Hauptmann Jelte Groen die Situation seiner Soldaten, die sich am 10. Juli 1995 einer wesentlich grösseren Truppe von gut bewaffneten Angreifern gegenübersahen.

Tausende von Moslems seien in panischer Angst vor den Serben zum Stützpunkt der UNO-Soldaten geflüchtet, wo sie auf Schutz hofften. Dort seien aber keine schweren Waffen vorhanden und die Versorgungslage unzureichend gewesen.

Um eine Eskalation der äusserst gespannten Lage in Srebrenica zu verhindern, hätten die Soldaten nicht gezielt zurückgeschossen, als Serben auf sie gefeuert hätten, sagte Groen. Er berichtete auch, dass die von den UNO-Soldaten angeforderte Luftunterstützung ausgeblieben sei.

Dass niederländische Soldaten nach der Eroberung von Srebrenica den Serben geholfen hätten, männliche Flüchtlinge von ihren Familien zu trennen, wurde von Leutnant Leen van Duijn bestritten. Sie hätten die Selektion auch nicht zu verhindern versucht, räumte er ein.

Er sei jedoch stutzig geworden, als er sah, dass die Serben den Männern alle Ausweise wegnahmen. Zur Erklärung habe ihm ein Serbe gesagt: Die brauchen sie doch nicht mehr. Der Leutnant meldete die Beobachtung nach eigenen Angaben nicht an Vorgesetzte.

Die öffentlichen Anhörungen des Untersuchungsausschusses sollen drei Wochen dauern. Als Zeugen sind 37 Offiziere, Beamte und Politiker geladen.

(bert/sda)

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