Der Calcio beklagt wieder einen Toten

publiziert: Sonntag, 11. Nov 2007 / 20:45 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 11. Nov 2007 / 22:19 Uhr

Zum zweiten Mal in diesem Jahr gibt es im Umfeld der Serie A ein Todesopfer zu beklagen. Auf einer Autobahnraststätte in der Toskana wurde eine Lazio-Fan von einem Polizisten auf irrtümliche Weise erschossen. Die Partien Inter Mailand - Lazio Rom und AS Roma - Cagliari wurde darauf abgesagt, Atalanta - Milan abgebrochen.

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Das Unglück geschah in einem «Autogrill» auf der Autobahn A1 in der Nähe von Arezzo in der Toskana. Nach Angaben der lokalen Behörden wollte die Poliziei bei einer Schlägerei intervenieren, die zwischen den rivalisierenden Gruppierungen von Lazio Rom und Juventus Turin entstanden war.

Beide Fan-Gruppen waren Richtung Norden unterwegs; Lazio hätte bei Inter Mailand gastieren sollen, Juventus Turin traf auswärts auf Parma. Offenbar wollte der Polizist mit seiner Pistole warnend in die Luft schiessen. Stattdessen traf der Querschläger den nicht beteiligten 26-jährigen Fan durch die Heckscheibe seines Autos. Es sei ein tragischer Fehler geschehen, der rasch aufgeklärt werden müsse, sagte Innenminister Giuliano Amato.

Die Autobahnraststätte ist als Tatort fern ab der Spielorte des Fussballs in Italien nicht ungewöhnlich. Wenn am Wochenende zehntausende Tifosi quer durch das Land reisen, sind Autobahnraststätten (oder Parkplätze) häufig Schauplatz von Scharmützeln, inszenierten Krawallen oder gefährlichen Abrechnungen unter den Ultras.

Oft Treffen auf Raststätten

Dies entbehrt nicht einer gewissen Logik: auf den Raststätten fällt es den Fans in der Regel einfacher, Schlägereien anzuzetteln und in Kontakt mit den «Gegnern» zu gelangen, als in der jeweils zur Hochsicherheitszone deklarierten und umgerüsteten Umgebung der Stadien.

Seit vergangenem Februar haben sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände rund um die veralteten Stadien des Calcio ohnehin verschärft. Am 2. Februar war am Rande des sizilianischen Derby Catania - Palermo ein 38-jähriger Polizist an den Folgen eines Petardenwurfs gestorben. Auf dieses tragische Ereignis hatten der Fussball-Verband und die Regierung hysterisch reagiert und den Spielbetrieb für über eine Woche unterbrochen sowie in einzelnen Stadien nur noch den Jahreskartenbesitzern Eintritt gewährt. In dieser Saison ist es zum Normalfall geworden, dass die Tifosi der Gästeteams bei so genannten Risikospielen nicht ins Stadion gelassen werden.

Fans meinen Ungerechtigkeit zu spüren

Nach dem Tod des Lazio-Fan in der Toskana haben sich der Verband, die Liga und die Regierung weniger pauschal verhalten und nur die Partie von Lazio Rom bei Inter Mailand sowie die Begegnung von Stadtrivale AS Roma gegen Cagliari abgesagt. Diese Massnahme wurde in einer Umfrage des Online-Portals der «Gazzetta dello Sport» von der Mehrheit der User nicht gebilligt.

Ähnlich sahen es viele Tifosi auf der Strasse. In Mailand verbrüderten sich Inter- und Lazio-Fans, zogen durch die Stadt und bewarfen einen Polizeiposten mit Steinen. «Für den Polizisten habt ihr die Liga gestoppt, aber ein Fan ist euch nichts wert», riefen sie. In Rom griffen hunderte von Ultras einen Polizeiposten an und steckten Autos in Brand.

Spielabbruch in Bergamo

Massiv fiel teilweise auch die Reaktion von Fans aus, die in den Stadien sassen. Als die Nachricht vom Tod eines Fans durch einen Pistolenschuss eines Polizisten die Runde machte, drehten einige Tifosi durch. In vielen Stadien zeigten sie ihre Wut auf die Ordnungskräfte (und die Staatsmacht) aber immerhin nur stimmlich mit wüsten Parolen.

In Bergamo sorgte die Nachricht aus Arezzo derweil für derart massive Wut und Zerstörung, dass die Durchführung der Partie Atalanta - Milan nicht möglich war. Nachdem die Atlanta-Tifosi die Plexiglas-Scheibe, die sie vom Spielfeld trennt, eingedrückt hatten, brach der Schiedsrichter das Spiel in der 8. Minute ab.

Auch die Beschwichtigungsversuche von Atalantas Mittelfeldspieler Cristiano Doni führten zu nichts. Der Mob wollte an diesem Sonntag in Bergamo das letzte Wort haben. Er erreichte sein lächerliches Ziel: Verband, Polizei und Spieler gaben sich geschlagen, das Spiel fand nicht statt.

(fest/Si)

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