Basel mit Realismus und Zuversicht
«In den letzten zehn Tagen haben wir durch drei Siege und
überzeugende Leistungen viel Selbstvertrauen gewonnen. Wenn es uns
gelingt, die Schotten von unserem Tor fernzuhalten, schaffen wir
uns eine gute Ausgangslage fürs Rückspiel in Basel», hofft
Christian Gross. Basels Trainer, der mit GC 1995 und 1996 die
Champions League erreichte, liebt grosse Herausforderungen. «Ein
Vorstoss ins Schaufenster der Meister wäre für den Verein, die
Spieler und auch für mich ein grosses Ereignis. Wenn wir 'nüchtern'
bleiben, mit Realismus im Kopf und Freude im Herzen um jeden Ball
kämpfen, dürfen wir zuversichtlich sein. Celtic ist ein
erstklassiges Klubteam, aber nicht unschlagbar.»
Bei einer Qualifikation winkt den Spielern eine Prämie von rund
einer Million Franken und dem Verein zirka 8,5 Millionen. Jeder
Akteur könnte je nach Einsatzminuten einen satten Zuschuss zwischen
45 000 und 50 000 Franken einstreichen. Der St. Jakob-Park ist fürs
Rückspiel am 28. August mit 30 000 Zuschauern ausverkauft.
Stärke vorne, Schwächen hinten
Celtic Glasgow, der katholische Arbeiterklub, ist zusammen mit
dem Stadtrivalen Glasgow Rangers das Aushängeschild des
schottischen Fussballs. 38-mal wurde Celtic Meister, 31-mal
Cupsieger. 1967 gewannen die Grün-Weissen den Meistercup dank des
2:1 gegen Inter Mailand und standen drei Jahre später erneut im
Final, der gegen Feyenoord Rotterdam 1:2 verloren wurde.
Unter dem nordirischen Manager Martin O'Neill, der vor zwei
Jahren von Leicester City gekommen ist, gewann Celtic 2001 mit dem
Schweizer Ramon Vega das Triple (Meisterschaft, Cup und Ligacup)
und 2002 das Double. Vor zehn Tagen starteten die Schotten zur
Meisterschaft. Nach zwei Spielen totalisieren sie sechs Punkte und
sind schon wieder vorne. Goalgetter Henrik Larsson buchte beide
Treffer beim 2:1-Startsieg gegen Dunfermline, der Schwede Johan
Mjällby, der Engländer Christ Sutton, Momo Sylla aus Guinea und der
schottische Captain Paul Lambert trafen am Samstag beim 4:0-
Auswärtserfolg beim letztjährigen Vierten Aberdeen.
Basels Chefscout Ruedi Zbinden war Zaungast der exzellenten
Leistung von Celtic: «Das Kollektiv beeindruckte. Celtic
demonstrierte Angriffsfussball mit Power und Begeisterung. Es
machte Druck über die beiden Aussenläufer im Mittelfeld, über Sylla
und den Holländer Petta, und vorne ist Larsson kaum zu bremsen. Ich
habe aber auch Schwächen erkannt. Die drei gross gewachsenen
Abwehrspieler wirken statisch. Mit genauen Pässen in die Tiefe
liesse sich der Favorit vielleicht überraschen.»
Die Tormaschine Larsson
Vor vier Jahren schied Celtic im UEFA-Cup gegen Zürich aus (1:1,
2:4). Vom damaligen Team sind lediglich der Exdortmunder Lambert
und der Schwede Larsson übrig geblieben. Der 30-jährige Stürmer
bestreitet bereits die sechste Saison bei Celtic. 117 Tore hat er
in den ersten fünf Saisons erzielt, obwohl er vor drei Jahren durch
einen Beinbruch zurückgeworfen worden war. Larsson, den Gross im
Herbst 1993 von Helsingborg zu GC holen wollte, verdient bei Celtic
einen horrenden Lohn -- angeblich 40 000 Pfund pro Woche (rund
10 000 Franken). Er ist diese Summe aber wert. Mit 53 Toren
insgesamt wurde er im Vorjahr Europas Topskorer und erhielt den
«goldenen Schuh», letzte Saison jubelte er in Wettbewerbsspielen 47-
mal.
Bringt Ref Gonzales diesmal Glück?
Schiedsrichter Mejuto Gonzalez leitet zum zweiten Mal innert
drei Jahren ein CL-Qualifikationsspiel eines Schweizer Klubs. Am 9.
August 2000 arbitrierte der Spanier in Zürich die Partie zwischen
St. Gallen und Galatasaray Istanbul (1:2). «Ans Spiel erinnere ich
mich, an den Schiedsrichter nicht. Folglich kann er nicht schlecht
gepfiffen haben», meinte FCB-Verteidiger Marco Zwyssig, der damals
noch den Dress des FC St. Gallen trug. Trotz seiner Wadenprellung
wird der Ostschweizer «auf die Zähne beissen. Ein solcher Höhepunkt
vor 60 000 Fans in Glasgow kommt nicht alle Tage.» Ansonsten stünde
Alexandre Quennoz bereit, der zuletzt zu überzeugen vermochte.
Murat Yakin hat seine Adduktorenbeschwerden überwunden und wird
die Abwehr wieder dirigieren. Seine Ruhe und Abgeklärtheit sowie
seine Vista fürs Spiel werden für den FCB wichtig sein. Im Angriff
wird das argentinische Duo Christian Gimenez (sechsfacher
Saisontorschütze) und Julio Hernan Rossi (dreifacher Torschütze)
stürmen. Sie werden von Hakan Yakin unterstützt, der das schnelle
Duo ideal lancieren kann. «Ein Remis mit einem Plustor wäre ein
gutes Resultat», sagt Christian Gross und lächelt vielsagend.
Die voraussichtlichen Startformationen:
Celtic Glasgow: Douglas/Hedman; Mjällby, Baldé, Valgaeren;
Sylla, Lambert, Lennon, Petrov, Petta; Larsson, Sutton.
Basel: Zuberbühler; Barberis, Murat Yakin, Zwyssig, Duruz;
Ergic, Cantaluppi, Esposito; Hakan Yakin; Gimenez, Rossi.
Schiedsrichter: Mejuto Gonzalez (Sp).
(von Peter Wyrsch, Glasgow /sda)