Der König tritt ab

publiziert: Sonntag, 24. Jul 2005 / 00:08 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 4. Mai 2006 / 09:47 Uhr

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So, jetzt ist's gegessen. Die Tour de France ist zu Ende und der Seriensieger Lance Armstrong zurück getreten. Und das keinen Moment zu früh.

Ein achtes Mal hätte er der Tour vermutlich nicht mehr gewonnen, jemand anderes wäre dran gewesen. Damit ist natürlich nicht Jan Ullrich gemeint, der es einfach nicht drauf hat, Armstrong zu schlagen, sondern Ivan Basso und Mickael Rasmussen.

Basso hatte schon im letzten Jahr seine Möglichkeiten angedeutet hatte, als er den dritten Platz erkämpfte und den zweiten nur wegen seiner eklatanten Zeitfahrschwäche verlor. Dieses Jahr ist sein zweiter Platz noch viel höher einzuschätzen. Als einziger der Top-Platzierten ist er nämlich auch den Giro d'Italia - auf höchstem Niveau - gefahren und hat diesen womöglich nur wegen einer Magengrippe verloren, die ihn ausgerechnet an zwei Bergetappen brutal erwischte und so seiner Möglichkeiten zum Gesamtsieg beraubte. Zudem gehört er nun auch als Zeitfahrer zur Weltspitze

Während Armstrong und Ullrich nichts anderes machten, als sich die ganze Saison lang auf die Tour vorzubereiten, bewies Basso, dass es möglich ist, an mehr als nur der Tour de France auf Topniveau zu fahren. Nur schon für diese Widerlegung des Armstrong'schen Minimalismus gebührt ihm Dank. Kommt dazu, dass er ein tolles und intelligentes Rennen fuhr.

Der Überraschungsmann der Tour war allerdings Mickael Rasmussen. Sein Husarenritt im Elsass wurde anfangs nur als ausserordentliche Flucht betrachtet. Als er sich allerdings in den Bergen nicht nur gut hielt, sondern sogar einer der Besten war, staunten nicht wenige.

Am Ende kosteten ihn zwei Stürze und fünf Defekte im samstäglichen Zeitfahren 4 Plätze im Gesamtklassement und warfen ihn auf Rang sieben zurück. Doch der ehemalige Mountainbike-Weltmeister ist ein Mann, der nächstes Jahr zu den Favoriten gezählt werden muss. Nicht nur, weil er probieren wird, seinen Erfolg im Bergpreisklassement von diesem Jahr zu wiederholen, sondern weil er offenbar ein hervorragender Allrounder ist.

Auch dürfte interessant sein, was mit den Ullrich-Super-Helfern Vinokurov und Klöden passieren wird, die nächstes Jahr ja für andere Mannschaften fahren wollen, um endlich selbst eine Chance zu kriegen, ohne andauernd das ewige Talent Ulle vor der Nase zu haben und diesen wieder scheitern zu sehen.

So wird die nächste Tour endlich wieder ohne vorbestimmten Überfavoriten starten. Auch besteht nun endlich wieder die Chance, dass auch die anderen grossen Rundfahrten Giro und Vuelta mehr beachtet werden, wenn endlich nicht mehr die grosse Lance-Show in Frankreich stattfinden wird.

Sicher, Armstrong hat viel dazu beigetragen, dass der Radsport auch in den USA grosse Beachtung gefunden hat. Doch er hat mit seiner absoluten Konzentration auf die Tour de France die restlichen Rennen zu Rahmenveranstaltungen degradiert, zu Wettbewerben, wo eben die 'Anderen' fahren und gewinnen durften.

So steht zu hoffen, dass in den nächsten Jahren wieder Champions erscheinen werden, die nicht nur zwei Wochen im Juli spitze sein, sondern auch ausserhalb von Frankreich siegen werden. Der König ist abgetreten – wenigstens können wir jetzt sicher sein, dass die einzige Frage im Radsport nicht mehr: «Wer schlägt Lance?» sein wird.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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