Der Stoff, aus dem 10 Millionen Osterhasen sind

publiziert: Montag, 10. Apr 2006 / 23:07 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 18. Mai 2006 / 14:06 Uhr

Bern - Mit 11,6 Kilo verzehrter Schoggi jährlich sind die Schweizer Weltrekordhalter. Und die Milchschokolade wurde bekanntlich hier erfunden. Dennoch: In der 3000-jährigen Geschichte der Schokolade trat die Schweiz erst spät auf den Plan.

Schokolade - die süsse Verführung.
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Rund 150 000 Tonnen Schokolade für 1365 Millionen Franken setzt die Schweizer Schokoladeinsdustrie jährlich um, 53% davon im Ausland. Dabei sah die Cacaobohne ursprünglich gar nicht nach einer guten Geschäftsidee aus.

1579 kaperten Piraten ein vermeintlich reich befrachtetes spanisches Erobererschiff, fanden aber nur «Geissebölleli». Was sie nicht wussten: Der vermeintliche Ziegenkot bestand aus Kakaobohnen. Und mit 100 Kakaobohnen konnte man in Mexiko einen Sklaven kaufen, wie 1513 Hernando de Oviedo y Valdez berichtete.

Auch geschmacklich versprach Cacao nicht viel: Als Hernando Cortez 1519 von Montezuma feierlich die «Götterspeise» (in der Maya-Sprache «Cacao») kredenzt erhielt, mundete es ihm gar nicht. Denn das aztekische «Xocolatl» bestand aus gemahlenen Cacaobohnen, Mais, Chili und Wasser. Montezuma trank täglich 50 Becher davon, zur Stärkung für Schlacht und Harem.

Von den Olmeken zu den Azteken

Die ersten, die Kakao anbauten, waren die Olmeken etwa 1000 v. Chr. in Yucatan. Etwa 600 v. Chr. übernahmen die Maya diese Kulturpflanze. Das Getränk war dem Adel vorbehalten und wurde bei rituellen Handlungen gereicht, beispielsweise den Menschenopfern vor ihrer Hinrichtung. Frauen und Kindern war es seiner anregenden Wirkung wegen verboten.

Die Azteken bezogen später Kakao von Völkern des Yucatan durch Handel und Steuern. Auch sie tranken es zum Fest. Sie nannten es «Chocolatl» von «chocol», dem Maya Wort für «heiss» und «atl», dem aztekischen Wort für «Wasser». Ausserdem benutzten sie die Bohnen als Zahlungsmittel. Als die Conquistadores 1519 nach Montezumas Niederlage seinen Palast durchsuchten, fanden sie deshalb mehr Bohnen als Gold.

Der Zucker macht's

Mit der Zeit lernten die in Mittelamerika stationierten Spanier die bittere Trinkschokolade schätzen: Sie süssten sie mit Rohrzucker und würzten mit Zimt und Vanille. 1528 brachte Cortez Cacaobohnen und die Utensilien, um «chocolate» zuzubereiten, nach Spanien, wo das Geheimnis des Getränks fast 100 Jahre lang in Adelskreisen gehütet wurde.

1615 führte die mit Louis XIII verheiratete spanische Prinzessin Anna von Asturien das «warme Lustgetränk» am französischen Hof ein, von wo es sich in Europa verbreitete. 1657 eröffnete ein Franzose in London bereits das erste Cacaogeschäft, ab 1674 wurde dort auch Schokolade in Form von Patisserie angeboten.

Die Erfindung der dampfbetriebenen Mahlmaschine machte Cacao ab Mitte des 18. Jahrhunderts erschwinglich. 1828 erfand ausserdem der Däne C.J. van Houten die Kakaopresse, die die Trennung von Kakaopulver und Kakaobutter und damit die Herstellung von Tafelschokolade ermöglichte. Erstmals maschinell produziert wurde sie 1847 durch Fry&Sons in Bristol.

Schweizer Schokolade

In der Schweiz machten ab 1750 ambulante italienische Chocolatieri die Trinkschokolade bekannt. 1792 wurde in Bern die erste Chocolaterie eröffnet. Goethe freilich hatte noch nicht viel Vertrauen in die Schweizer Kunst des Kakaokochens und nahm vorsichtshalber Pulver und Kakaotopf 1797 mit auf seine Schweizerreise.

1819 eröffnete François-Louis Cailler in Vevey die erste mechanisierte Cacao-Manufaktur, 1826 zog Philippe Suchard nach. 1875 erfand Daniel Peter in Vevey nach acht Jahren Pröbeln die Milchschokolade. Vier Jahre später entwickelte der Berner Rudolf Lindt das Conchierverfahren, das die Schokolade zartschmelzend machte.

Speise oder Getränk?

Mit der Schokolade beschäftigten sich seit dem 16. Jahrhundert mehrere Päpste: Es ging um die Frage, ob sie eine Speise oder ein Getränk sei und deshalb in der Fastenzeit erlaubt ist oder verboten.

Das salomonische Urteil lautete schliesslich: Trinken darf man sie in der Fastenzeit, aber essen - zum Beispiel in Form eines Hasen - erst wieder an Ostern.

(smw/sda)

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