Der Tod, der Bulle und die Helden
Vor Kurzem wurde in Deutschland eine Dokumentation mit dem Titel «Die dunkle Seite von Red Bull» ausgestrahlt, in welcher der Umgang des Energy-Drink-Imperiums mit den Todesopfern der von ihm gesponserten Extremsportanlässe geschildert wurde. Doch die Sache geht viel tiefer zum Grund einer blau-silbrigen Büchse.
ARD-Dokumentation
Doku «Die dunkle Seite von Red Bulls»
daserste.de
Dass es Red Bull nicht an die grosse Glocke hängt, wenn von ihnen gesponserte «Athleten» sterben, ist eigentlich logisch, denn Werbung sind Leichen nun mal nicht. Dass versucht wird, alle Informationen im Zusammenhang mit diesen Unglücken zu unterdrücken ist da nur eine - wenn auch unappetitliche - Konsequenz aus dem sehr stringenten und somit unmenschlichen Marketingdenken der Salzburger Gummibärchen-Verflüssiger. Denn es werden hier Heldenmythen vermarktet und bei diesen Aktionen sind nur jene, die noch Leben als Helden brauchbar.
Doch ist Red Bull tatsächlich für den Tod verantwortlich oder sind es die Athleten? Die Diskussion darüber war lebhaft und führte bald in Regionen, wo es nicht mehr um Marketing und Energy-Drinks sondern um Archetypen, kulturelle Klischees und neuropsychologische Abläufe geht.
Die extremsten der Sportler (wie die Basejumper, die eben ihre - von Red Bull gesponserte - WM in China hatten, wo auch wieder ein Springer umkam) suchen auf individuellem Niveau nach dem immer wieder kommenden Grenzerlebnis, nach dem «Leben, das man nur spürt, wenn man nah am Tod war», oder wie das auch immer formuliert wird. Diese Gier nach Adrenalin und Triumph über das eigene, vorzeitige Ende wäre eine Sache für Suchtforscher und lässt sich allenfalls auch mit der in unseren Breiten immer grösseren alltäglichen Risikoarmut erklären - vielleicht haben wir ja wirklich zu wenige Säbelzahntiger, die uns Angst einjagen.
Doch es ist nicht nur die Gier nach dem Risiko, sondern auch die Befriedigung narzisstischer Gelüste, welche heute besser als je zu vor mit solchem Verhalten möglich ist. Videos von irren Stunts werden in den sozialen Netzwerken geliked, auf YouTube X-tausendfach runter geladen und kommentiert. Wir leben ganz klar in der Zeit der Instant-Helden und der Pseudo-Unsterblichkeit via Likes und +-Bewertungen.
Eine solche Glorifizierung des Wahnsinns ist nur bei einem erheblichen Risiko möglich, welches die Akteure eingehen müssen. Kein Schwein würde die Video-Aufzeichnung eines Einkaufsbummels durch eine Innenstadt ansehen. Zu verfolgen, wie ein Irrer mit einem Motorrad mit 180 einer Landstrasse entlang rast und sein und anderer Menschen leben riskiert, strahlt, ob man das Verhalten bescheuert findet oder nicht, eine fatale Faszination aus und wenn es nur 100 Leute toll finden und teilen, fühlt sich der potentielle Todesfahrer wie ein Held. Und schon wieder taucht dieses Wort auf: Held.
Klopft man diese vier Buchstaben auf ihren Gehalt ab und die damit verbundenen Klischees so purzeln sehr schnell die folgenden Worte heraus: Mann, jung, Gefahr, Kampf, Triumph, Mut, Sieg, Wagnis, Legende, unsterblich, Tod. Von David über Herkules und Siegfrid bis Winkelried, von Sindbad über Vercingetorix zu Hektor waren es fast immer junge Männer (Jeanne d'Arc als Ausnahme), die sich, voller Testosteron und beseelt von höheren Idealen, Monstern, übermächtigen Feinden oder schlicht dem Bösen entgegen stellten, siegten, oder mindestens so ehrenhaft scheiterten, um genügen Material für eine deftige Heldengeschichte zu liefern. Doch diese Zeiten sind vorbei. Natürlich wird bei Kriegen immer noch der Held bemüht, doch spätestens als im ersten Weltkrieg die jubelnde (männliche) Jugend im Fleischwolf der Westfront nieder gemetzelt wurde, war es vorbei mit dem «Kriegshelden».
Doch der Archetyp steckt kulturell verankert und in Büchern und Filmen (derzeit in Extremis in unzähligen Superhelden-Filmen) immer wieder aufgewärmt in unseren Köpfen fest und geht mit der, scheinbar in vielen Jungen Männern (biologisch oder kulturell - oder verhängnisvoll kombiniert) eingebauten Liebe zu saublödem Verhalten, eine nicht selten verhängnisvolle Liaison ein.
Es gibt hier - glücklicherweise - kaum mehr Kriege, in die man zieht, um seinen Heldenmut zu beweisen (wobei Dschihadisten aus Europa, die in Syrien und Afghanistan morden die widerliche Ausnahme sind), doch der Wunsch von vielen Jungs, Held zu werden, lässt sich nicht verleugnen. Die meisten werden es nach einem Blödsinn und heilsamen Schrecken meist sein lassen.
Doch bei manchen verursacht ein «gerade noch davon gekommen»-Erlebnis keinen Lernprozess sondern eine Gier nach mehr, während ihre an die Öffentlichkeit getragenen Stunts für jene, die eigentlich gerne wollten, aber die ihr Leben doch wertvoller einschätzen als einen kurzen Adrenalinkick, als Ersatzbefriedigung dienen.
Genau hier setzt Red Bull an, als Verbindungsglied zwischen Wahnsinn und Voyeur, als Lieferant von einem heroischen Lebensgefühl ohne als «Held» leben zu müssen. Doch wie Verdammenswert ist dies nun? Initiiert Red Bull den Wahnsinn oder aggregieren sie diesen nur auf Grund eines von unserer Kultur total verdrehten Heldenbildes?
Oder handelt es sich hier gar um einen aktualisierten Gladiatoren-Kult - sozusagen «Taurus Rubidus et Circensis», der hilft, einen Teil des Volkes ruhig zu halten? Red Bull und Real Life Entertainment als staatstragende Komponente? Das wäre natürlich eine ganz andere «dunkle Seite» von Red Bull. Aber so weit wollen wir lieber gar nicht denken.
(Patrik Etschmayer/news.ch)
Die Akteure bei Red Bull dienen als Projektionsfläche zur Identifikation mit Menschen, die solche Rituale selbst auferlegt erleben. Vielleicht gelingt aufgrund von Spiegelneuronen dabei eine Annäherung der Betrachter an die Erlebnisfülle der Wagemutigen. Damit wäre Extremsport eine Art Simulation der eigenen erfolgreichen Überwindung in Bezug auf Todesängste.
Beim emotional involvierten Betrachten von Extremsportler-Videos fliesst zweifellos viel Adrenalin. Nur fliesst dieser Botenstoff viel eher in den Adern der gebannten Betrachter, als in denen der vermeintlich waghalsigen Akteure. Diese sind auf ihre Aufgabe seit Jahren vorbereitet und erleben den eigentlichen Kick in erster Linie auf ganz anderen Hormon-Ebenen: Endorphine und Dopamine. Endorphine stehen in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Deshalb hört man oft den Spruch: „Das war noch besser als Sex“ (was selbstverständlich nur Leute sagen, die niemals wirklich guten, herzerfüllenden Sex hatten)
Als Fallschirmspringer möchte ich gerne ein paar Gedanken mit Ihnen teilen: Ein Sprung ist vor allem einfach schön. Zum Beispiel visuell und körperlich. Der freie Fall wird als freier Flug erlebt, die Erde nähert sich optisch erst in den letzten Sekunden vor der Schirmöffnung, davor hat man den Eindruck, zu fliegen – mit subjektiv stabilem Luftkissen unter dem Körper.
Von Adrenalin spricht bei uns kaum jemand, ich selber habe das Wort seit Jahren nicht mehr gehört in Springerkreisen.
Beste Grüsse
Marc Hauser, http://www.speed-tracking.com
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