Der Tour-Tross und die Doping-Deppen

publiziert: Donnerstag, 26. Jul 2007 / 10:30 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 26. Jul 2007 / 11:02 Uhr

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Mal ehrlich: Wer denkt eigentlich bei der Tour de France noch an Radsport? 90 Prozent der Berichterstattung über dieses absonderliche Radrennen bedient sich des Vokabulars von Medizinern und Apothekern: Blutdoping, Testosteron, EPO, Salbutamol. Die «Tour de Farce» oder die Tour der Lügen wird sie genannt.

Ausgerechnet diese Tour, die sich ja anschickte, ein für alle Mal die Doping-Skandale der vergangenen Jahre vergessen zu machen und einen «sauberen» Neuanfang versprach.

Weit gefehlt, kann man da nur sagen. Der Unterschied ist nur, dass vergangenes Jahr vor der Tour der Dopingskandal Fuentes ausbrach und nach der Tour der Sieger Floyd Landis wegen zu viel Testosteron vom Tour-Thron gestossen wurde. Jetzt aber erfolgte der Schock, der Skandal, oder wie man ihn nennen mag, noch während der Tour.

Und was heisst hier überhaupt Schock?

Wen überrascht eigentlich noch die Meldung, dass der Kasache Alexander Winokurow, genannt Wino, positiv auf Blutdoping getestet wurde («Blick»: Aus 'Wino-Held' wurde 'Wino-Depp'), wenn doch der nun zurückgetretene Michael Rasmussen bis kurz vor Schluss weiterfuhr, obwohl er zwei Mal vom Radsport-Weltverband UCI und weitere zwei Mal vom dänischen Verband DCU verwarnt worden war?

Drei Verwarnungen sollten eigentlich eine zweijährige Sperre zur Folge haben, aber Rasmussen ist ja schliesslich von keinem Verband drei Mal verwarnt worden – nur kumuliert vier Mal. Hinzu kommen die Vorwürfe eines Mountainbike-Amateurs, der offenbar als Doping-Kurier für Rasmussen tätig war. Rasmussen konnte dem Druck nun doch nicht mehr standhalten und hat die Konsequenzen gezogen. Er war am Mittwoch zu Beginn der 16. Etappe von den Zuschauern ausgepfiffen worden.

Und was ist mit dem bisher zweitplatzierten und nun zum Top-Favoriten erkorenen Spanier Alberto Contador? Er war zumindest kurzzeitig in die Fuentes-Affäre verwickelt. Das ist die Doping-Geschichte, die unter anderen Jan Ullrich und Ivan Basso die Karriere gekostet hat. Contador weist alle Vorwürfe zurück. Soll man dem 24-Jährigen Glauben schenken? Der Manager seines Discovery-Teams, Johan Bruyneel, sagte, Contador sei der Armstrong der Zukunft. Und das war nicht ironisch gemeint.

Lance Armstrong gilt als hochgradig dopingverdächtig. Er gewann von 1999 bis 2005 jede Tour de France. Hörte gerade noch rechtzeitig auf, bevor bewiesen werden konnte, dass er gedopt hatte. Und vor ihm? Marco Pantani 1998, Jan Ullrich 1997 und Bjarne Riis 1996 sind des Doping überführt, verdächtig oder geständig.

Es hat sich also nichts geändert. Gewiss, so lange die B-Probe von Wino und dem T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz noch aussteht, gelten sie als unschuldig. Auch Armstrong, Ullrich und Landis wollten der Welt glaubhaft machen, dass sie Saubermänner sind. Zum Teil mit abstrusen Theorien. Doch wenn sich die Hinweise dermassen verdichten, hört die Gutgläubigkeit vieler Sport-Interessierter auf. Die Medien scheinen den Glauben an diesen Sport bereits aufgegeben zu haben. ARD und ZDF haben nach dem Fall Sinkewitz die Live-Berichterstattung aufgegeben. Auch der Zürcher «Tages-Anzeiger» entschied sich, auf die Sport-Berichterstattung zu verzichten.

Medien können viel bewirken. Vielleicht hat sich nach dem jüngsten «Skandal» etwas geändert. Aus Protest gegen Doping machten sich am Mittwoch sechs französische und zwei deutsche Teams erst mit einer Minute Verspätung auf den Weg. Eine kleine Aktion, ein kleines Proteststürmchen – nichts mehr. Die Fans wollen weiter unterhalten werden, die Sponsoren und die quotengeilen Medien (vor allem der nach dem ARD- und ZDF-Verzicht aufgesprungene Privatsender Sat.1) möchten am liebsten die ganze Doping-Problematik unter den Teppich kehren.

UCI-Präsident Pat McQuaid hatte am Montag vorsorglich gesagt, dass er es nicht goutieren würde, wenn Rasmussen die Tour gewinnen würde. Das kann jetzt nicht mehr geschehen. Doch die Frage ist, ob es die jungen, «sauberen» Fahrer, die immer wieder genannt werden, an dieser Tour überhaupt gibt.

(von Maurizio Minetti/news.ch)

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