Gestützt auf neue, immer tiefer schürfende Computerberechnungen
zeichnen einige Astrophysiker und Astronomen ein düsteres Szenario.
Danach könnte der Erde bereits in einer halben Milliarde Jahren das
atmosphärische Kohlendioxid ausgehen. Das wäre das Ende der
Pflanzenwelt.
Nach weiteren 500 Millionen Jahren dürften die Meere
verschwinden. Spätestens in 3,5 Milliarden Jahren werde alles Leben
auf der Erde erloschen sein, prophezeiten US-Forscher am Sonntag in
Washington.
Sonne einst ein weisser Zwerg
Schuld an dem Desaster ist die Sonne. Sie macht den Prozess
aller alternden G-2-Sterne durch, die ihre Energievorräte langsam
erschöpft haben und in einen weissen Zwerg kollabieren. Das ist
wahrscheinlich in fünf bis sieben Milliarden Jahren der Fall.
Dass aber die Erde schon lange zuvor unbewohnbar werden könnte
durch den Mangel an Kohlendioxid für die pflanzliche Photosynthese
und den Verlust der Meere, gaben die Experten jetzt als neue
Perspektive aus.
Erde wird geröstet
«Die Sonne wird die Erde rösten», sagt die Professorin für
Physik und Astronomie an der Universität von Iowa, Lee Anne
Willson, voraus. Willson und Kollegen von der Universität Michigan
und der Staatlichen Universität von Pennsylvania stellten ihre
Kalkulationen auf der Jahrestagung des Amerikanischen
Wissenschafterverbandes AAAS vor.
Demnach soll die Sonne doppelt so hell werden wie jetzt, bevor
sie allen Wasserstoff verbrannt und sich zum roten Giganten
verwandelt hat. Als solcher dürfte sie sich bis in die Umlaufbahn
von Merkur ausdehnen und nach dem Merkur auch die Venus verglühen.
Das gleiche Schicksal wird voraussichtlich den Mars ereilen, bis
die entfernter gelegene Erde dran ist, glaubt der Meteorologe und
Geowissenschafter James Kasting von der Staatlichen Universität von
Pennsylvania. Die Planeten am äusseren Rand des Sonnensystems,
Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, könnten den Untergang der Sonne
überstehen.
Verwelken und Verdunsten
Schon lange vor dem Ende des Sonnensystems aber werden auf der
Erde die Meere verdunsten, sagt Kasting, der seine Berechnungen auf
ein Modell von Ken Caldeira vom Lawrence Livermore Laboratorium
(Kalifornien) stützt.
Und noch bevor die Erde zu einer wasserlosen Wüste wird,
verwelkt ihre Vegetation. Durch die rapide Erwärmung des Klimas in
den kommenden Jahr-Millionen beschleunigt sich der Zyklus um die
Zersetzung von Silikatgestein auf der Erde, erläutert Kasting.
Mit ihm wird Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernt und
als Kalziumkarbonat in den Meeren abgelagert. Mit der Zeit werde
der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Atmosphäre so dünn, dass er
nicht mehr zum Erhalt der Pflanzenwelt ausreiche, sagt der Experte
voraus.
Betroffen wären 95 Prozent der Vegetation, Wälder und
Erntepflanzen eingeschlossen. Andere Gewächse wie Mais, Zuckerrohr
und tropische Gräser können CO2 intern konzentrieren und mit diesem
Mechanismus noch eine Weile überstehen.
Sturz in die Kälte?
Einen Ausweg aus der brutzelnd heissen Zukunft bietet der Erde
nur eine, allerdings sehr frostige Alternative, sagt Fred Adams von
der Universität Michigan voraus. Jupiter sei sehr empfänglich für
Interaktion mit der Schwerkraft eines vorbei jagenden Sterns.
Wegen Jupiters gewaltiger Masse könnte schon die kleinste
Störung in seiner Umlaufbahn eine katastrophale Auswirkung auf die
Erde haben. Sie könnte tief in den Weltraum geworfen werden oder in
die Sonne eintauchen. Die Chance für einen Sturz in das eiskalte
All berechnet er allerdings nur auf auf 1:100 000 innerhalb der
kommenden 3,5 Milliarden Jahre.
(sda)