Der ewige Reiz der Bundesliga

publiziert: Mittwoch, 19. Dez 2007 / 00:01 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 19. Dez 2007 / 09:52 Uhr

Der FC Zürich beendet sein Fussballjahr mit dem Heimspiel in der UEFA-Cup-Gruppenphase gegen Bayer Leverkusen (20.45/SF2). Schon vor der Dernière ist er für die 1/16-Finals qualifiziert. Gegen den Bundesligisten geht es für den Schweizer Meister daher primär ums Prestige.

Leverkusens Tranquillo Barnetta beim gestrigen Training.
Leverkusens Tranquillo Barnetta beim gestrigen Training.
In Zürich ist es dieser Tage sehr kalt. Wenn der FCZ auf Bayer Leverkusen trifft, dürfte die Temperatur im Letzigrund einige Grad unter dem Gefrierpunkt liegen. In dieser frostigen Adventszeit ist der FCZ mit vier Niederlagen in den letzten zweieinhalb Wochen von seinem (Erfolgs-)Weg abgekommen. Er hat Glück, dass es fünf Tage vor Heiligabend nicht mehr um die Qualifikation geht.

Trotz fehlender sportlicher Brisanz ist das Duell mit dem Bundesliga-Spitzenteam ein Publikumsrenner. Über 18'000 Fans haben sich im Vorverkauf ein Ticket gesichert, im Letzigrund wird es so viele Zuschauer haben wie im Europacup seit 30 Jahren und dem Meistercup-Halbfinal gegen den FC Liverpool nicht mehr. Denn auf die Schweizer übt die Bundesliga nach wie vor eine immense Faszination aus.

Die Bewunderung für die deutsche Eliteliga ist auch im FC Zürich ausgeprägt. Präsident Ancillo Canepa besitzt deshalb in Berlin nicht nur eine (Zweit-)Wohnung, sondern auch eine Saisonkarte bei Hertha. Und sein grosses Interesse für die Bundesliga umschrieb er so: «Ich gehe in die Sauna und habe einen Stapel mit Wirtschaftsfachliteratur dabei. Doch wenn ich wieder rauskomme, habe ich meist nur den ´Kicker´ gelesen.»

Reizwort Bundesliga

Im FC Zürich ist die Bundesliga aber nicht nur Reiz, sondern auch ein Reizwort. Hertha Berlin hat sich im Sommer im Zürcher Schaufenster umgesehen und in kurzer Zeit üppig gepostet (Trainer Favre, Assistent Gämperle und Verteidiger Von Bergen).

Raffael (22) steht als nächster Protagonist der Meistermannschaft vor dem Absprung nach Berlin. Zumindest in Deutschland gehen sie jedenfalls davon aus, dass der Stürmer aus Brasilien gegen Bayer Leverkusen sein letztes Spiel im Dress des FCZ bestreitet.

Auch sein kongenialer Partner Yassine Chikhaoui (21) hat längst die Begehrlichkeiten einiger Bundesligisten geweckt. Zu den Interessenten gehört auch Bayer Leverkusen. Dessen Verteidiger Karim Haggui soll sich dem Vernehmen nach telefonisch häufig bei seinem Nationalmannschaftskollegen Chikhaoui melden, um den (Dribbel-)Künstler zu einem Wechsel nach Leverkusen zu überreden.

Zumindest von offizieller Seite wird vor dem UEFA-Cup-Duell das Interesse abgeschwächt. «Für uns ist Chikhaoui mittlerweile zu teuer», sagte etwa Bayers Sportdirektor Rudi Völler.

Geld diktiert den Markt

An sich wollen sie im FCZ über einen Wechsel Chikhaouis ohnehin erst am Ende der Saison diskutieren. Doch das Geld diktiert den Markt und der richtige Zeitpunkt für einen Transfer ist, wenn der Preis stimmt. Das wäre bei den in deutschen Medien kolportierten zehn Millionen Euro wohl der Fall. «Früher oder später geht Chikhaoui ohnehin», weiss Trainer Bernard Challandes. «Wirtschaftlich können wir mit einem Bundesligisten nicht mithalten.»

Wirtschaftlich unterlegen, aber spielerisch ebenbürtig? Dieses Bild zeichnet zumindest Herthas Coach Lucien Favre, der erkannte, dass in der Bundesliga «technisch und taktisch nicht besser» gespielt wird als an der Spitze der Axpo Super League. Ihm war mit Servette vor sechs Jahren einer der raren Erfolge des hiesigen Klubfussballs gegen die deutsche Konkurrenz (Hertha Berlin) gelungen.

Ansonsten stützen die Resultate Favres Einschätzung nicht. In den letzten 30 Jahren triumphierte neben Servette nur noch GC 1978 gegen Eintracht Frankfurt (Gesamtskore 3:3). Basel schaffte in den UEFA-Cup-Gruppenspielen 2004 bei Schalke immerhin noch einen Teilerfolg (1:1). In den übrigen zwölf Duellen seit 1977 schieden die Schweizer Klubs jedoch allesamt aus. Der Reiz liegt manchmal eben im (nahezu) Unerreichbaren.

Die Europacup-Duelle Schweiz - Deutschland* der letzten 30 Jahre:
1977/78 FC Zürich - Eintracht Frankfurt 0:3/3:4 1977/78 Fortuna Düsseldorf - Servette 0:0/1:1 1977/78 Basel - VfB Stuttgart 1:3/2:4 1977/78 Eintracht Frankfurt - GRASSHOPPERS 3:2/0:1 1979/80 FC Zürich - Kaiserslautern 1:3/1:5 1979/80 Grasshoppers - VfB Stuttgart 0:2/0:3 1981/82 Hamburger SV - Neuchâtel Xamax 3:2/0:0 1987/88 Neuchâtel Xamax - Bayern München 2:1/0:2 1988/89 Grasshoppers - Eintracht Frankfurt 0:1/0:1 2001/02 Freiburg - St. Gallen 0:1/4:1 2001/02 SERVETTE - Hertha Berlin 0:0/3:0 2004/05 Schalke - Basel 1:1** 2005/06 Basel - Werder Bremen 2:1/0:3 2005/06 Thun - Hamburger SV 1:0/0:2 2006/07 Sion - Leverkusen 0:0/1:3

* = vor 1990 nur Bundesrepublik Deutschland ** = nur ein Spiel (Gruppenphase)

Die möglichen Aufstellungen:

Zürich: Leoni; Stahel/Lampi, Tihinen/Barmettler, Rochat, Schneider; Chikhaoui, Kondé, Aegerter, Abdi; Raffael, Alphonse. -- Verletzt: Stanic, Staubli. -- Fraglich: Stahel, Tihinen.

Bayer Leverkusen: Fernandez; Sarpei, Callsen-Bracker, Sinkiewicz, Gresko; Freier, Faty, Rolfes, Barnetta; Gekas, Bulikin. -- Verletzt: Adler, Schneider, Vidal, Barbarez, Schwegler. -- Gesperrt: Ramelow.

SR Rodriguez Santiago (Sp).

(von Stefan Wyss/Si)

 
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