Der schleimige Horror

publiziert: Donnerstag, 18. Dez 2008 / 11:16 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 18. Dez 2008 / 11:59 Uhr

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Wikipedia zur Hypoxie

wikipedia.de

An dieser Stelle wurde schon verschiedentlich über die Nöte berichtet, in der sich die grössten Lebensräume unserer Erde, die Ozeane befinden. Da wäre der «Grosse Pazifische Abfallfleck» oder auch die Übersäuerung des Wassers durch den steigenden Gehalt an CO2 in der Luft. Doch unsere Attacken auf das so gigantisch scheinende Meer beschränken sich bei weitem nicht auf diese beiden Gebiete. Als nächstes droht nämlich der Schleim...

Doch stellen wir uns erst mal vor, wie das ideale, küstennahe Meer wohl aussehen könnte. Dort würde ein eng gewobenes Netz von Lebewesen die durch Sonne und den Eintrag von Nährstoffen durch Flüsse vorhandene Energie mit erstaunlicher Effizienz verwerten. Das beginnt beim Phytoplankton - mikroskopische Pflanzen, die dann wiederum vom Zooplankton, Austern, Muscheln oder Schwämmen aus dem Wasser gefiltert werden. Diese würden ihrerseits wiederum von kleineren Fischen gefressen, welche grösseren Raubfischen als Nahrung dienen. Natürlich, dies ist alles stark vereinfacht... aber man sieht, worauf es hinaus läuft.

Lange Zeit konnte der Mensch sehr gut von diesem Ökosystem leben: Austernzucht, Muschelfang und Fischerei sind seit Jahrhunderten zentrale Säulen der Wirtschaft in Küstennähe. Doch in den letzten Jahrzehnten ging einiges schief und die Resultate kommen nun ans Licht.

Die industrialisierte Fischerei und die ständig wachsenden Absatzmärkte für Fisch haben dazu geführt, dass Bestände von vielen Fischsorten kollabieren, was zum Anwachsen der Bestände nicht verfolgter Fische führte, die sich wiederum über Muscheln und Austern hermachten. Diese Schalentiere leiden ohnehin schon unter der Übersäuerung des Meeres mit CO2. Kunstdünger, ungeklärte Abwässer und die Klimaerwärmung führen zudem regelmässig zur so genannten «Algenblüte», der sprunghaften Vermehrung des Phytoplanktons.

Die dezimierten Muscheln werden dieser pflanzlichen Explosion nicht mehr Herr. Sobald die Algen absterben und zum Meeresgrund sinken, entziehen die Verfaulungsprozesse dem Wasser den Sauerstoff, was zum Ersticken der Tiere auf dem Meeresgrund, zur so genannten Hypoxie, führt. Doch das ist nicht einfach das Ende... es wird noch schlimmer.

Die vorhandene Energie in Form von Nährstoffen wird von opportunistischen Lebensformen wie Mikroben und Quallen verwertet, die sich stark vermehren und die einstigen Lebensräume vielzelliger Organismen einnehmen. Dieser Trend wird vom Meeresbiologen Jeremy Jackson als «der Aufstieg des Schleims» bezeichnet.

Es gibt schon über 400 Orte auf der Welt, die zeitweise als marine Todeszonen gelten und es werden immer mehr. Gleichzeitig sind immer mehr Leute vom Meer als Nahrungsquelle abhängig – der Kollaps ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, die Folgen unabsehbar.

Doch es sei, so Jackson, nicht zu spät. Die Hypoxie im schwarzen Meer endete, als mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion der subventionierte Gebrauch von Kunstdünger eingestellt wurde. Wo statt starrer Fangquoten für ganze Regionen Fischern individuelle Quoten zugeteilt werden, erholen sich die Bestände wieder, weil nicht jeder probiert, so viel wie möglich von der Quote zu ergattern.

Der Kampf gegen den Schleim ist nicht verloren. Die Ursachen sind bekannt und können zum Teil sogar eliminiert werden. Das Interesse an diesem Kampf muss global sein und es muss endlich in die Köpfe der Menschheit gehämmert werden, dass wir es in der Hand haben, selbst das gigantische Meer zu retten... oder zu einem schleimigen Horror verkommen zu lassen.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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