Die Alten entsorgen heisst die Gesellschaft entsorgen
Seit 2002 findet an der Universität St. Gallen das World Demographic & Ageing Forum (WDA) statt, das sich mit den Problemen und Chancen der in den westlichen Ländern alternden Gesellschaft befasst. An der heutigen Medienkonferenz wurden bereits einige Schwerpunkte des am 26. August beginnenden Forums beleuchtet.
Homepage des WDA Forum
Informationen zur Tätigkeit und den Veranstaltungen des WDA Forum
wdaforum.org
Institut für Wirtschaftsinformatik
Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen
iwi.unisg.ch
terzStiftung
Wesite der terzStifung mit Programmen und Angeboten für alte Leute, die aktiv bleiben wollen
terzstiftung.ch
Diese Chancen werden heute noch nicht genutzt, doch die ganz grossen Player der Wirtschaft und Forschung, von Google bis Intel, Siemens und MIT investieren intensiv in diesen Markt, sowohl was medizinische als auch Systeme zur generellen Verbesserung der Lebensqualität im Alter angeht.
Trotzdem droht die Demographiekrise ganz langsam zu grösseren Veränderung als durch die eben erlebte Finanzkrise zu führen. Es ist deshalb nach Professor Österles Aussage von entscheidender Wichtigkeit, dass Politik und Wirtschaft sich endlich dieser Probleme und Chancen anzunehmen, bevor eine Krise uns überrollen wird.
Altersdiskriminierung schadet Betrieben, Menschen und der Gesellschaft
Darauf aufbauend führte Prof. Dr. Franz Jäger aus, was die Uni St. Gallen alles in diesem Bereich macht. Er schilderte vor allem das Projekt 50+, das die Chancen des demographischen Wandels erforschen und demonstrieren will, wie man diese auch nutzen kann.
Das Problem sei dabei vor allem die laue oder falsche Reaktion der Politik und Wirtschaft, wie zum Beispiel der an sich absurde Trend zur Frühpensionierungen. Die Arbeitswelt verpasse es gegenwärtig, Arbeitnehmern über fünfzig eine Einsatzfeld zu bieten, in der sie ihr Humankapital und ihre Erfahrung einbringen können. Der lange kultivierte Jugendkult verschwende in der Wirtschaft riesige Potentiale.
Aus diesem Grund veranstaltet die Uni St. Gallen Kurse, um sowohl Unternehmen zu zeigen, wie sie das Potential älterer Arbeitnehmer auszuschöpfen. Ebenso ist es wichtig, auch den betroffenen Arbeitnehmern, sogenannten VEPs, «very experienced Persons», zu zeigen, wie sie den Mitte fünfzig üblichen Abstieg ihrer Karriere verhindern können.
Die Seminare haben das Ziel, die älteren Führungskräfte zum Nutzen der VEPs, der Unternehmen und auch der Volkswirtschaft in den Betrieben zu halten und auch der Altersdiskriminierung – man denke nur an viele Stellenausschreibungen, die nur junge Leute suchen – zu bekämpfen.
Abschliessend sprach noch René Künzli von der TerzStiftung, die sich das Ziel hat, alte Menschen aus dem Gesellschaftlich erzwungene Stillstand zu befreien und erläuterte, warum die körperliche Fitness alter Menschen ein extrem wichtiger Punkt im Generationenwandel und dem damit womöglich einhergehenden Konflikt sein wird.
Ruhestand = Ruhig sein und still stehen
Die soziale «Entsorgung» pensionierter Menschen grenzt diese aus und macht diese krank. Untätigkeit grenzt diese Leute aus der Gesellschaft aus und kostet gleichzeitig Unsummen. Die TerzStiftung kämpft darum, dass die Gesellschaft endlich einsieht, dass, wenn die ältere Generation aktiv und kompetent bleibt, dies zum Nutzen aller ist. Dies alles kann erreicht werden, indem dafür gesorgt wird, dass die Alten autonom bleiben. Wer zur Seite geschoben wird, wird abhängig und ist doch am Rand. Doch dies ist für die Gesellschaft irgendwann unbezahlbar.
Die Begriffe «alt» und «Senioren» sind meist schon negativ belegt. Noch schlimmer, der «Ruhestand», den man den Alten scheinbar wünscht... was nichts anderes heisst, als dass man ruhig ist und still steht.
Das Programm «Blib fit» der TerzStiftung hat das Ziel durch körperliches Training, lebenslanges Lernen und die dadurch erhöhte Lebensfreude alte Menschen gesund und fit zu halten. Wenn diese zudem zudem noch ihre Erfahrung in die Gesellschaft einbringen könnten, würde so auch deren Selbstwertgefühl gestärkt. Handkehrrum fördert dies auch wieder die Gesundheit der Betroffenen.
Der Fokus des WDA, das offiziell am 26. August an der Uni St. Gallen beginnen wird, ist, dass es sich eine alternde Gesellschaft nicht leisten kann, die Alten zur Seite zu schieben, wenn sie sich nicht selbst entsorgen will.
(et/news.ch)
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