Die Erde ist kein Kuschelzoo

publiziert: Montag, 10. Okt 2005 / 11:24 Uhr / aktualisiert: Montag, 10. Okt 2005 / 12:44 Uhr

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7,6 auf der nach oben offenen Richterskala. 40'000 Tote oder mehr. Das Beben in Pakistan war eine weitere in einer nicht enden wollenden Serie von Naturkatastrophen, welche die Welt heim suchen.

Den Startschuss gab der Tsunami, der Thailand, Indonesien, Sri Lanka, Indien und sogar Gebiete in Afrika heimsuchte. Fast unmittelbar danach erschütterte ein Erdbeben die iranische Stadt Bam – dass die Opferzahl nicht gewaltig war, lag daran, dass die Stadt schon ein Jahr zuvor durch ein anderes Beben fast ausgelöscht worden war.

Und es ging weiter. Die iberische Halbinsel erlitt eine Rekorddürre, Zentraleuropa wurde überschwemmt, Hurrikane von gigantischer Stärke führten zu gewaltigen Zerstörungen. «Rita», «Katrina» und «Stan» werden in den betroffenen Regionen noch lange in trauriger Erinnerung bleiben. Taifune richteten Verheerungen in Asien an. Dann Erdbeben in Japan und Chile und nun auch noch das im Kaschmir.

Doch was – wenn es überhaupt etwas gibt – lässt sich aus diesen Katastrophen ablesen? Welche Folgerungen und Konsequenzen lassen sich daraus ziehen?

- Die Erde ist kein Kuschelzoo!

Bei unserem Heimatplaneten handelt es sich um einen dynamischen, gewalttätigen Himmelskörper. Um einen festen Kern herum befindet sich eine riesige Schicht aus trägem Magma. Auf dem zähflüssigen Gestein schwimmen die Kontinentalplatten, reiben aneinander, verhaken und lösen sich dann wieder gewaltsam, Erdbeben sind das Resultat.

Ebenso dynamisch ist das Klima. Obwohl viele Forscher daran glauben, dass die Klimaerwärmung vom Menschen gemacht ist, muss man auch akzeptieren, dass ein stabiles Klima keineswegs natürlich ist.

Eiszeiten wechselten sich ohne Einfluss des Menschen mit Warmzeiten ab. Europa wurde von Gletschern und tropisch anmutenden Wäldern bedeckt. Überschwemmungen und Dürren gehören ebenso wie Schneestürme dazu. Die konstante Herausforderung durch die feindliche Umwelt brachte die Evolution voran, so dass es heute Menschen gibt, die sich um das Wetter sorgen können.

Naturkatastrophen sind die Regel und langfristig gesehen nichts ausserordentliches.

- Nutzen wir unser Hirn aus.

Wir Menschen sind zu logischem, vernünftigem Handeln fähig. Dank Wissenschaftlern, die ihr Hirn benutzten, war bekannt, dass Hurrikane eine Gefahr für New Orleans waren und weitere Schutzbauten notwendig gewesen wären. Es war bekannt, dass im Kaschmir ein Erdbeben anstand. Es war bekannt, dass in der Schweiz noch einiges betreffend Hochwasserverbauungen zu tun war. Auch war klar, dass ein globales Tsunami-Warnnetz eine kleine Investition in die Sicherheit von Millionen gewesen wäre.

Trotzdem wurde nichts gemacht. Teilweise, weil das Geld fehlte, teilweise, weil man die Warnungen nicht ernst nahm, grösstenteils, weil das Wissen um das Risiko zwar da war, aber irgendwie das Gefühl herrschte, dass es auch diesmal wieder gut gehen würde.

Gefühle sind in der Katastrophenvorsorge fehl am Platz. Gefühle nähren sich aus persönlichen Erfahrungen. Katastrophen, die nur alle paar Jahrzehnte – oder gar Jahrhunderte – eintreffen, beeinflussen unsere Gefühle nicht und lassen uns falsch entscheiden. Wenn es um die Erde geht, müssen wir uns deshalb auf Daten, Wissen und Berechnungen verlassen, die weit ausserhalb der persönlichen Erfahrungen liegen. Auch wenn es uns absurd erscheint, Häuser erdbebensicher zu bauen, wo seit Hunderten Jahren kein grosses Beben war, Täler nicht zu besiedeln, wo seit Menschengedenken keine Flutwelle hindurch getobt ist, Warnsysteme einzurichten für Katastrophen, die wir nur aus Büchern kennen, so wäre solches Handeln ein Beweis dafür, dass wir unser Hirn nicht mehr nur wie Höhlenmenschen benutzen.

Wenn wir dies schaffen, werden wir vielleicht nicht – wie über 99% der Tierarten, die bisher auf der Erde gelebt haben – von der Evolution aussortiert werden. Das Hirn haben wir – nun müssen wir es nur noch verwenden.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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