Die Hoffnung stirbt zuletzt

publiziert: Donnerstag, 25. Sep 2008 / 11:39 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 25. Sep 2008 / 22:33 Uhr

Weiterführende Links zur Meldung:

Text des Entwurfs des Rettungsplans

www.nyt.com

Die wilden Kursschwankungen der letzten Tage an den Börsen sagen alles: Die Angst, dass der 700-Milliarden-Rettungsring für die Investment-Banken nicht oder nicht schnell genug geworfen, und vor allem die Furcht davor, dass das US-Parlament diese ultimative Verstaatlichung von schlechtem Geschäftsgebahren nicht einfach wie vorgeschlagen hinnehmen wird, ist allgegenwärtig.

Denn darum würde es sich handeln, stellt doch dieser Rettungsplan vor allem eines dar – einen Freibrief für die Schuldigen an dem Debakel, doch noch mal davon gekommen zu sein, ohne dass irgendwelche Bedingungen daran geknüpft sind. Dies ist auch der Grund, warum sich der Rest der Welt von der Aufforderung der US-Regierung, auch solche Rettungsringe zu schmeissen, distanziert.

Denn es wird damit einfach versucht, das gescheiterte System des von jeder Leine gelassenen Bankensystems zu retten. Wenn sich die letzten Investment-Banken der USA nun zu normalen Bankenholdings wandeln wollen, dann nicht, weil Sie die Fehler ihres Handelns eingesehen hätten, sondern weil sie so wieder besser an Geld heran kommen können. Vor 10 Jahren noch wäre eine solche Umwandlung unmöglich gewesen, waren Investment-Banking und Kundengeschäfts-Banken strikt getrennt. Diese Trennung – die seit den dreissiger Jahren aufgrund der Erfahrungen mit den Ursachen der grossen Depression in Kraft gewesen war – hätte genau das verhindert, was jetzt zu der Krise führte.

Es sind aber nicht nur die Banken mit ihren miesen Hypopapieren, die sich nach dem Bail-Out sehnen, es scheint auch die Regierung selbst zu sein, die geradezu darauf brennt, den Banken ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen, Steuergelder in unglaublicher Menge nach zu schmeissen. Ist es nun wirklich so, dass es nun auf Tage an kommt und man deshalb dem Parlament keine Zeit lassen will, diese unglaublich weit reichende Ermächtigung, Geld praktisch zu verschenken, am liebsten gar nicht prüfen lassen will? Oder will die Bush-Regierung mit diesem Rettungsplan, der sogar vom Präsidenten selbst mit einer Weltuntergangsrhetorik verkauft wird, vor allem verhindern, als totaler Haufen von unglaublichen Versagern in die Geschichte einzugehen und stattdessen als Retter der US-Wirtschaft in der Erinnerung zu bleiben?

Vermutlich trifft beides zu – Bush versucht nun verzweifelt, das Haus, in dem er in den letzten 8 Jahren seiner Regierungszeit Schwelbrände gelegt hat und das nun lichterloh brennt, verzweifelt zu löschen und andererseits steht die US-Wirtschaft wirklich aufgrund der panischen Reaktion der Märkte vor dem Rand eines Abgrunds.

Doch selbst wenn die Rettung gelingen wird – die Republikaner und die Verfechter völlig befreiter Märkte haben eine extreme Niederlage erlitten. Die Frage ist, ob sie diese nun auch eingestehen werden. Die Gefahr des Rettungsringes ohne daran geknüpfte Bedingungen für striktere Vorschriften, strengere Gesetze und womöglich sogar Strafen für die CEO's der Banken, würde lediglich die Verlängerung derselben Exzesse mit sich bringen.

Aber egal, was nun genau gemacht wird – es scheint klar zu sein, dass die grenzenlose Liberalisierung des Turbokapitalismus ebenso wenig wie die extreme Regulierung des Kommunismus die Lösung sein können – beide sind nun gescheitert. Die wichtigste Aufgabe wird es sein, die vernünftigen Grenzen der Freiheit zu finden, welche die Wirtschaft nicht ersticken, Exzesse der Gier auf der anderen Seite aber verhindern werden.

Ob die Politik in der Lage sein wird, diese zu finden, ohne sich in ideologischen Scharmützeln ohne Ende zu verstricken? Man wird es sehen... die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle ... mehr lesen  
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Urversion von IBM's Supercomputer WATSON: Basis für 'ROSS'... und unsere zukünftigen Regierungen?
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und nein, ROSS ist kein armes Schwein, sondern ein ... mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein ... mehr lesen
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen trüb und nass
Lugano 8°C 12°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten