Die Jagd nach 08/15

publiziert: Montag, 6. Aug 2007 / 12:01 Uhr / aktualisiert: Montag, 6. Aug 2007 / 12:36 Uhr

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Der neueste Name auf der Liste ist Ylenia. Es ist eine traurige Liste von Kindern, die Erwachsenen zum Opfer gefallen sind. Sie wurden Opfer unpersönlicher Gier, Lust und Hass. Doch diese Emotionen des Schreckens finden ihre Erfüllung jeweils in Taten, die für die Betroffenen nicht persönlicher und schrecklicher sein könnten.

Bei jedem dieser Verbrechen kommen nicht nur bei den Betroffenen die Emotionen hoch, sondern auch bei all jenen, die denken, dass es auch ihre Kinder hätte treffen können und bei jenen – und das sind meist jene, die am lautesten rufen – die jederzeit für härteste Strafen eintreten, auch auf das Risiko hin, Unschuldige zu treffen und das Ziel zu verfehlen, dass eigentlich erreicht werden müsste: die Schwächsten zu schützen, um solche Taten gar nicht erst zuzulassen.

Wer dies erreichen will, muss vor allem eines: die Leute, die man gemeinhin – und anhand ihrer Taten durchaus gerechtfertigt – als Monster bezeichnet, verstehen. Die Gefahr dabei ist, dass der Eindruck entsteht, dass das Verstehen des Täters Verständnis mit diesem bedeutet und dass das Vermeiden der Dämonisierung des Mörders eine Solidarisierung mit diesem ist.

Dabei ist es nicht hilfreich – der Fall Ylenia ist hier eine Ausnahme, der mutmassliche Täter ist ja schon tot – nach einem Monster suchen zu wollen, das grundlose Morde begeht. Doch der Widerstand in Medien und Öffentlichkeit gegen ein solches Herangehen ist immer gross, denn die Dämonisierung erlaubt, alle Möglichen üblen Dinge auf das 'Monster' zu projizieren und andererseits klare Grenzen zwischen Gut und Böse abzustecken, wobei klar ist, auf welcher Seite des Zauns der Medienkonsument sitzt.

Das Realisieren, dass auch die schlimmsten Mörder der Kriminalgeschichte im Alltag ganz normal erschienen, sie nur deswegen überhaupt so viele Morde begehen, so viel Leid verursachen konnten, ist bei weitem beunruhigender als der Gedanke an einen Quasimodo, der gezeichnet ist und schon von weitem so aussieht, wie man sich eine Bestie gerne vorstellt. Doch meist sind es banale, langweilige Männer (denn es sind meistens Männer), Typen, denen man nichts zutrauen würde, 08/15-Gestalten.

Diese haben meist schon eine lange Vorgeschichte, sozusagen eine Karriere im unauffälligen Quälen und Töten, wobei die Opfer meistens Tiere sind, derer sie sich bemächtigen. Doch wie gesagt, schon auf dieser Stufe verbergen sie, täuschen die Umwelt, leben unauffällig und graumaus-mässig, und entwickeln schon die Fähigkeit, die Spuren ihres Tuns zu verwischen.

Monster, die Meister der Subtilität sind, lassen sich meist nur mit ebenfalls subtilen Mitteln finden. Nach Quasimodo zu suchen wenn man in Wirklichkeit Herrn 08/15 finden sollte, bringt dabei nicht viel, bis auf falsche Anschuldigungen.

Deshalb ist es so wichtig, dass die Täter und ihre Geschichte so genau erforscht werden. Dabei dürfen auf keinen Fall das Opfer und dessen Angehörige vernachlässigt werden. Aber wenn es um die Verhinderung weiterer solcher Taten geht, müssen jene Dinge herausgearbeitet werden, welche die meisten dieser Lustmörder schon vor ihrem ersten Mord gemeinsam hatten.

Sollten anhand von solchen Profilen potentielle Täter gefunden werden, müsste natürlich überlegt werden, wie man dann zumal vorgeht. Es ist durchaus möglich, dass manche jener, die darauf angesprochen werden, sich freiwillig in eine Therapie begäben und andere alleine durch die Aufmerksamkeit der Behörden das Risiko einer Tat nicht mehr auf sich nähmen. Andererseits kann natürlich niemand, der sich noch nichts hat zu Schulden kommen lassen, zu irgendwas gezwungen oder gar präventiv verhaftet werden.

So wird selbst die beste Prävention nicht jeden dieser Morde verhindern, nicht jedes Kind beschützen können. Aber vielleicht könnten einzelne Taten verhindert, manche potentiellen Monster auf ihrem Weg aufgehalten werden. Genau wie in allen anderen Bereichen wird es auch hier nicht die totale Sicherheit geben. Aber nur wer die Bestie Mensch zu verstehen versucht, hat überhaupt eine Chance, sie von ihrem Zerstörungswerk abzuhalten.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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