Die Olympische Festung

publiziert: Dienstag, 5. Aug 2008 / 08:08 Uhr

Peking - Strassensperren, rund 150'000 verfügbare Sicherheitskräfte, zum Einsatz bereite Boden-Luft-Raketen: Zu den Olympischen Spielen verwandelt sich Peking in eine Festung.

Anti-Terror-Einheiten der Polizei stehen Gewehr bei Fuss.
Anti-Terror-Einheiten der Polizei stehen Gewehr bei Fuss.
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Mit strengen Polizeikontrollen sollen Teilnehmer, Zuschauer und Gäste wie US-Präsident George W. Bush vor Anschlägen geschützt werden. Dafür nehmen die Behörden Verkehrsstaus und die wegen der Kontrollen schimpfenden ausländischen Besucher in Kauf.

Bewaffnete Polizisten werden während der am 8. August beginnenden Olympischen Spiele in Peking zum Strassenbild gehören. Im Rahmen des Sicherheitsplans «Verteidigungslinie» stehen sie an hunderten Kontrollposten. Insgesamt 150'000 Sicherheitskräfte sollen bereitstehen. Bei Spielstätten wurden sogar Boden-Luft-Raketen aufgestellt.

2004 fanden in Athen die ersten Olympischen Sommerspiele nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 statt. Damals waren noch 100'000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

400'000 Spitzel

Den Sicherheitskräften in Peking stehen 400'000 freiwillige Helfer zur Seite. «Wir achten auf 'plötzliche Vorkommnisse' oder verdächtige Aktivitäten und sagen der Polizei Bescheid», sagt der Ladenbesitzer Zhang Dekui. «Es ist die Pflicht aller Chinesen, zum Erfolg der Spiele beizutragen.»

Zu spüren bekommen die angespannte Lage auch die Ausländer. Auf den überall in der Hauptstadt zu findenden Werbetafeln heisst es zwar «Peking heisst Sie willkommen», doch gelten für Ausländer während der Spiele verschärfte Visavorschriften.

Polizei geht von Tür zu Tür

Viele haben das Land daher verlassen. Die Visavorschriften werden streng kontrolliert: Im Diplomatenviertel von Peking gingen Polizisten von Tür zu Tür, um Pässe zu überprüfen.

Die Frucht vor Anschlägen während der Spiele ist mit den jüngsten Bombenanschlägen - zuletzt in der westchinesischen Provinz Xinjiang mit 16 getöteten Polizisten - gestiegen. Die chinesische Führung verdächtigt uigurische Rebellengruppen als Urheber.

Angst vor Terroranschlag

Die Gruppen, die für eine Abspaltung der muslimisch geprägten Provinz kämpfen, stellen eine echte Bedrohung dar, sagt Rohan Gunaratna, Chef des Internationalen Zentrums zur Erforschung von politischer Gewalt und Terrorismus in Singapur. Ein Anschlag bei den Spielen in Peking sei wahrscheinlicher als in Athen.

Auch Kritiker der Regierung räumen ein, dass ein grosses Sicherheitsaufgebot notwendig ist. «Ob das dem Olympischen Geist entspricht oder nicht - ein grosses internationales Ereignis mit so vielen Staatschefs zu Besuch bringt eben ziemlich strenge Sicherheitsvorkehrungen mit sich», sagt Nicholas Bequelin von Human Rights Watch in Hongkong.

Dissidenten zum Schweigen bringen

Andere kritisieren, damit sollten vor allem Kritiker mundtot gemacht werden. «Es geht zum Teil darum, Terrorismus vorzubeugen, aber noch mehr werden die staatlichen Sicherheitskräfte dazu benutzt, politische Dissidenten zum Schweigen zu bringen und Unzufriedenheit im Land von den Spielen fernzuhalten», sagt der Schriftsteller Liu Xiaobo.

(fest/sda)

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