Popularität im Keller

Die Partei der Republikaner muss sich verändern, um wieder gewinnen zu können

publiziert: Montag, 25. Mrz 2013 / 13:11 Uhr
Reince Priebus: «Es geht zwar darum, Wahlen zu gewinnen, doch viel wichtiger ist etwas anderes.»
Reince Priebus: «Es geht zwar darum, Wahlen zu gewinnen, doch viel wichtiger ist etwas anderes.»

Wie ein verschmähter Liebhaber, der nur langsam über seinen Kummer hinwegkommt, gesteht sich die Republikanische Partei in den USA endlich ein, dass sie von den Wählern keine Gegenliebe erfährt, sondern Ablehnung.

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«Es geht zwar darum, Wahlen zu gewinnen, doch viel wichtiger ist etwas anderes: Wir sind davon überzeugt, dass Amerika etwas Besseres verdient als den Istzustand», sagte Republikaner Reince Priebus, der Vorsitzende der nationalen Parteiführung RNC.

Priebus stellte diese Woche einen internen Bericht vor, in dem der bisherige Kurs der Republikanischen Partei heftig kritisiert wird und gleichzeitig weitreichende Reformen gefordert werden.

Eine junge, hippe und multikulturelle Demokratische Partei

Der Bedarf an Reformen ist nicht zu übersehen. Während Barack Obama eine junge, hippe und multikulturelle Demokratische Partei verkörpert, erscheint vielen die «Grand Old Party» als Partei für die Weissen, die reich und verärgert sind. «Muffige alte Herren», wie Priebus sie nennt.

Einer neuen Umfrage von CNN/ORC zufolge hat die Mehrheit der Amerikaner eine schlechte Meinung von den Republikanern. Zwei Drittel sagten, dass die Partei die Reichen bevorzuge, und fast die Hälfte meinte, die politischen Ansichten der Partei seien zu extrem. In beinahe jedem Winkel des Landes gab die Mehrheit der Männer, Frauen, Jungen, Alten, Reichen und Armen bei der Umfrage an, dass sie ein negatives Bild von der Republikanischen Partei hätten.

Das ist wahrlich keine Überraschung. Mit grosser Sorge und Frustration wählten die Amerikaner vor vier Monaten, nachdem sie den schlimmsten Wirtschaftsabschwung seit der Grossen Depression erlebt hatten. Man hätte sich gut vorstellen können, dass sich die Bürger von der Partei des Amtsinhabers abwenden, doch das Gegenteil geschah: Die Demokraten triumphierten. Obama gewann die Wiederwahl und seine Partei schnitt bei den Kongresswahlen besser ab als erwartet.

Laut der Umfrage haben die Demokraten in den Monaten seit der Wahl bei weitem nicht so viel Popularität eingebüsst wie die Republikaner.

Tatsächlich begannen die Probleme der Republikaner schon weit vor der Wahl. Die aufstrebende Tea-Party-Bewegung führte zu Spannungen innerhalb der Partei: Sie fordert ein Ende der Zusammenarbeit mit den Demokraten und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Budget der Regierung zu kürzen und die Rolle des Staates im Leben der Amerikaner zurückzuschrauben. Der ungelöste interne Konflikt in der Partei verschlimmert nur den ohnehin vorhersehbaren Zwist, den die Wahlniederlage verursachte.

Altbacken und mit Moos überzogene Republikaner

«Die Republikanische Partei wirkt inzwischen altbacken und ist mit Moos überzogen», sagte diese Woche der Kongressabgeordnete Rand Paul, ein Liebling der Tea Party. «Die neue Partei der Republikaner, die wieder gewinnen wird, muss sich stärker dem Freiheitsgedanken verschreiben, und zwar sowohl in wirtschaftlichen wie auch in persönlichen Belangen.»

Die Themen und die Einstellung der «alten Partei» waren recht vorhersehbar: Die Republikaner waren Freunde der Unternehmer und Feinde hoher Steuern; zudem entschlossen, Amerikas Stärke im Ausland zu wahren und konservativ in den Bereichen Religion, Kultur und Familie.

Doch viele Einwanderergruppen warten darauf, im Land akzeptiert und willkommen geheissen zu werden; Schwule und Lesben warten darauf, rechtlich gleichgestellt zu werden und selbst die Tea Party misstraut der Grossindustrie. Die Partei der Republikaner muss sich verändern, um wieder gewinnen zu können − doch für eine Partei, in der Tradition so viel bedeutet, ist Wandel keine naheliegende und einfache Option.

Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
 

(Kolumne von Jonathan Mann/CNN-News)

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