Die Rache der Nichtraucher

publiziert: Montag, 5. Jul 2010 / 11:45 Uhr / aktualisiert: Montag, 5. Jul 2010 / 12:25 Uhr

Wer hätte das gedacht? Da stimmen die lebensfreudigen und durchaus auch dem Exzess (wer je am Oktoberfest war, kann dies bestätigen) zugeneigten Bayern über ein strenges Anti-Raucher-Gesetz ab... und nehmen es an!

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Und zwar mit klaren 61%. Die Verlierer beklagen sich zwar über die niedrige Wahlbeteiligung von unter 38% - doch das reflektiert höchstens, dass es vielen Rauchern Schnuppe war, ob sie nur noch draussen rauchen dürfen oder nicht.

Wie gesagt: Wer hätte das gedacht? Zum Beispiel die meisten Schweizer. Das Resultat ähnelt nämlich frappierend den eidgenössischen Abstimmungsresultaten, wo auch regelmässig zwei Drittel für einen strengeren Schutz von Nichtrauchern stimmen und so die Behauptung ad absurdum führen, dass es sich um einen obrigkeitlichen, volksfernen Entschluss handelt, nur mit dem Zweck, den Rauchern das Leben zu vergällen.

Dann gibt es das Argument, dass es sich um die Diktatur der Mehrheit handle, die auf eine Minderheit eindresche und unnötig Freiheiten unter dem Vorwand einschränke, die Gesundheit schützen zu wollen.

Das mit dem Vorwand ist so eine Sache. Tatsächlich gibt es sowohl Studien, die einen Einfluss des Passiv-Rauchens auf die Gesundheit bestätigen, wie auch solche, die nur geringe, sich im Bereich des Zufalls bewegende Werte sehen. Es ist allerdings unbestritten, dass in Raucherlokalen Feinstaubbelastungen herrschen, die sofortige Fahrverbote auf den Strassen zur Folge hätten, wenn im Freien so dicke Luft herrschen würde.

Nichtraucher sind eine sehr heterogene Gruppe. Kein Wunder, sind es doch zwischen 65% und 80% der Bevölkerung, die sich keine Fluppe anzünden. Die Motivationen von diesen, nicht zu rauchen sind vielfältig.

Da gibt es mal die Gesundheitsfanatiker. Aber diese machen nur einen kleinen Anteil aus. Sie sind zwar sehr lautstark und publik, aber man trifft sie eigentlich recht wenig an. Fast ebenso leidenschaftlich – aus persönlicher Erfahrung – sind die Ex-Raucher. Das sind die wirklich harten Hunde in der Nichtraucher-Bewegung. Sie kennen aus eigener Erfahrung die ganzen Ausreden und Erklärungen zum Rauchen, haben sie diese doch selbst lange verwendet, bevor sie der Tabaklobby den Rücken gekehrt und ihr Geld in Rotwein, Videospiele, den eigenen Nachwuchs oder andere Suchtmittel investiert haben. Und dann gibt es noch die Nie-Raucher. Jene, die einfach nie in ihrem Leben das Bedürfnis gespürt hatten, Verbrennungsrückstände von Pflanzen zu inhalieren. Meist sind diese eher milde gestimmt, wenn sie mit Rauchern zu tun haben. Der emotionale Bezug zum Glimmstengel beschränkt sich auf eine gewisse Belustigung.

Was diese Gruppen mit ihren ziemlich unterschiedlichen Einstellungen zu den Rauchern vereinigt, ist aber ihr Bedürfnis, bei einem Besuch in einem Restaurant saubere Luft zu atmen und danach nicht wie ein Aschenbecher zu stinken.

Sobald sie darüber entscheiden können, ob sie in Zukunft in Gaststätten bequalmt werden sollen oder nicht, entscheiden sie sich meist für «nicht». Dass dabei oft keine Toleranz für Raucher geübt wird, hat nicht zuletzt mit schlechten Erfahrungen zu tun. Sicher – viele Raucher versuchen auch, Rücksicht zu nehmen.

Aber noch vor wenigen Jahren war es die Standard-Erfahrung, bei Bitten an den Nebentisch im Restaurant, mit dem Rauchen doch zu warten, bis man selbst mit dem Essen fertig ist, ein «Goot's no?» zur Antwort bekam und sofort geräuchert wurde.

Raucher qualmten damals kleine Kinder voll, ebenso wie schwangere Frauen und natürlich bleiben diese negativen Erinnerungen bestehen. Kommt dazu, dass die rücksichtsvollen Raucher, die nicht zur Zigi griffen, gar nicht bemerkt wurden...

Bei den negativen Voten, die es jetzt überall hagelt, wo das Volk befragt wird, werden nicht zuletzt alte Rechnungen beglichen, aus der Zeit, als sich Nichtraucher wie die Deppen fühlten und ihnen dies von den Rauchern auch so zu verstehen gegeben wurde.

Die Grösse der Nichtraucher, Toleranz zu zeigen (und zum Beispiel Tabakgeschäften Raucherräume zu erlauben), bleibt dabei ebenso auf der Strecke wie zuvor Rücksichtnahme und Anstand von Seiten vieler Raucher. Die ganze Polemik, welche uns noch einige Zeit begleiten wird, dürfte sich noch weiter verhärten.

Die Nichtraucher schlagen zurück. Selbst an Orten, wo Bier Religion und das Oktoberfest dessen Hochamt ist. Wer hätte das gedacht...?

Der Autor ist Nie-Raucher und wird dies voraussichtlich auch bleiben.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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roflmao
"...den eigenen Nachwuchs oder andere Suchtmittel..."

Goots no! :-)

lol - made my day

Zum Glück hat der Verfasser ja selber Nachwuchs.... :-)
Wundervoll wunderbar
Rauchen in Räumen oder Orten wo Jedermann zugänglich ist, ist/wird zurecht verboten.
Auch Bahnhofsareale gehören Rauchfrei. Ich werde jeden Morgen auf dem Perron von Raucher zugequalmt und mann kann nicht mal gross ausweichen, bei den Horden von Leuten. Echt übel.

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