Böse Erinnerungen

Die Schattenseiten des Jahrhundertsommers

publiziert: Sonntag, 5. Jul 2015 / 12:26 Uhr
Was für die einen nach Glace, Badespass und grenzenlosem Grillplausch tönt, ist es für die anderen - der Tod.
Was für die einen nach Glace, Badespass und grenzenlosem Grillplausch tönt, ist es für die anderen - der Tod.

Bern - Die Meteorologen des Bundes vergleichen die aktuelle Hitzewelle bereits mit jener vom August im Rekordsommer 2003. Das weckt böse Erinnerungen.

8 Meldungen im Zusammenhang
Jahrhundertsommer - was für die einen nach Glace, Badespass und grenzenlosem Grillplausch tönen mag, war in Wirklichkeit eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der europäischen Geschichte. Allein in der Schweiz starben im Sommer 2003 fast 1000 Menschen mehr als üblich.

Europaweit wurde die Zahl der Hitzetoten auf bis zu 70'000 geschätzt. Besonders hart traf es Frankreich, wo zwischen dem 1. und 20. August 15'000 Personen, meist ältere und kranke Personen, dahingerafft wurden. In Paris mussten Leichen notfallmässig in Kühllastwagen und einer Kühlhalle des Grossmarkts Rungis aufgebahrt werden.

Auch in der Schweiz litten die die Menschen in der Glutofenhitze der Städte, in denen auch die Nächte kaum mehr Abkühlung brachten. Laut einer Studie der Uni Basel lag die Zahl der Todesfälle in Basel, Genf und Lausanne von Juni bis August zwischen 13 und 24 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.

War bereits der Juni 2003 vielerorts der wärmste Monat seit Beginn der Messungen im Jahr 1864 gewesen, schlug der August dank Hoch «Michaela» sämtliche Rekorde. Während 12 Tagen kletterte das Thermometer auf 35 bis 38 Grad. Der höchste je gemessene Wert wurde mit 41,5 Grad im bündnerischen Misox registriert, 38,6 Grad betrug das Maximum in Basel.

Fischsterben und Rekordschmelze

Wer sich nicht in der übervölkerten Badi drängeln wollte, suchte Kühlung in Seen oder Flüssen, so weit dies überhaupt noch möglich war. In Stein am Rhein zum Beispiel stiegen die Wassertemperaturen bis 26 Grad, in vier Metern Tiefe gemessen. Für die Fauna waren die Folgen fatal: Zehntausende von Äschen und viele andere Fische verendeten.

Rund 350 Fischgewässer trockneten stellenweise oder ganz aus, wie einem Bericht von ProClim, dem Klimaforum der Akademie der Naturwissenschaften, weiter zu entnehmen ist. Die Gletscher reagierten mit einer Rekordschmelze und verloren bis zu 10 Prozent ihres Volumens. Als Folge des tauenden Permafrosts häuften sich die Felsstürze.

Die extreme Trockenheit setzte auch den Wäldern zu. Borkenkäfer fielen in noch nie zuvor beobachtetem Ausmass über die geschwächten Fichten her. Die Landwirtschaft kam mit Ertragsausfällen von bis zu 500 Millionen Franken noch relativ glimpflich davon, der Weinbau profitierte gar noch von der warmen Witterung. Europaweit wurde der Schaden der Missernte auf über 12 Milliarden Dollar geschätzt.

Besser gewappnet

Der Rekordsommer 2003 erwischte nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Behörden und Wissenschaft auf dem falschen Fuss. Unterdessen ist eine Reihe von Vorbeugemassnahmen eingeleitet worden, zumal Klimaszenarien bis Ende des Jahrhunderts eine starke Zunahme solcher Extremereignisse in der Schweiz vorhersagen.

So führte MeteoSchweiz eine Hitzewarnung («Heat flash») ein, Pflegende und Ärzte wurden auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die besonders betagten, alleinstehenden Menschen durch hohe Temperaturen drohen, und nicht zuletzt verstärkte der Bund die Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Wasserbewirtschaftung.

(nir/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese wetter.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die gegenwärtige Hitzeperiode lässt die Pegel von Flüssen und Seen sinken. ... mehr lesen
Sollten Hitze und Trockenheit länger andauern und andere Gewässer für die Wasserentnahme gesperrt werden würde dies schlimmere Folgen haben.
Die extreme Hitzewelle ist nun zu Ende.
Bern - 1947, 2003, 2015: Die letzte ... mehr lesen
Zentner Die Lethargie des Sommers legt sich bleiern über die Stadt. Wer kann, flüchtet in klimatisierte Zonen, in den Schatten eines ... mehr lesen
Ein Bad in der Menge.
Tod durch Blitzschlag.
Cardiff - Bei einem heftigen Sommergewitter sind im walisischen Nationalpark Brecon Beacons zwei Menschen durch Blitzschläge ums Leben gekommen. Sie hatten sich in der bei Wanderern ... mehr lesen
Bern - Die bislang höchsten Temperaturen dieses Jahres haben die Schweizer ... mehr lesen
So war die Hitze gut zu ertragen: Abkühlung in einem Brunnen.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Während des Fastenmonats ist die Hitze besonders hart - viele Geschäftsinhaber haben nun in ihren Läden Duschen aufgestellt.
Bagdad - Über die Hitze in Europa ... mehr lesen
Bern - Am Samstag ist die Hitzewelle auf ihren Höhepunkt zugesteuert. Vielerorts ... mehr lesen
Auch im Zürcher Flussbad Oberer Letten tummelten sich die Leute in der Limmat - bei angenehmen 23 Grad.
Bei dieser Hitze hilft nur ein «Köpfler» ins Wasser.
Bern - Den dritten Tag in Folge ... mehr lesen
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), arbeitet mit dem Prototyp der entkoppelten Wasserspaltung.
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen ...
Forscher haben ein neues Konzept zur effizienteren Gewinnung von Wasserstoffenergie vorgestellt, bei dem Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, ohne das gefährliche Risiko einer Vermischung der beiden Gase. mehr lesen 
Publinews Wetterfühligkeit betrifft weltweit viele Menschen und beschreibt die Sensibilität gegenüber Wetterveränderungen sowie ihren Einfluss auf das körperliche und geistige Wohlbefinden. Trotz einiger Skeptiker belegen zahlreiche wissenschaftliche Beweise ihre Realität und unterschätzte Bedeutung. mehr lesen  
Drogerie News Der Winter ist vorbei, die Tage werden länger und wärmer - es ist Zeit für den Frühjahrsputz! Endlich können wir Fenster und Türen öffnen und die frische Frühlingsluft hereinlassen. Doch bevor wir uns gemütlich auf der Terrasse oder im Garten entspannen können, heisst es: Ärmel hochkrempeln und ran an den Schmutz. mehr lesen  
Wir ermöglichen Werbekunden die Präsentation ihrer Inhalte (Unternehmens- oder Produkteinformationen) im Look & Feel von wetter.ch. Meldungen sind je nach Rubrikenzugehörigkeit speziell gekennzeichnet. Für deren Inhalt ist ausschliesslich der jeweilige Auftraggeber verantwortlich.

NEWS BUCHEN
Wenn auch Sie Ihre aktuellen Neuigkeiten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zielgruppen- gerecht publizieren möchten, wenden Sie sich bitte an unser Verkaufsteam.

WERBUNG BUCHEN Gerne beraten wir Sie kompetent und individuell auch zu weiteren vielfältigen Werbemöglichkeiten in unserem Netzwerk.
Chris Sigrist
Chris Sigrist, sigrist@wetter.ch
Mobile +41 (0)78 690 69 00
Skype chris_vadian_net
 
News
         
begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter: Das Plakat der Ausstellung.
Publinews Noch bis zum 14.07. im Landesmuseum Zürich  Der menschliche Körper war im Mittelalter ein Ort voller Widersprüche: Er wurde verehrt, unterdrückt, gepflegt und bestraft. Die neue ... mehr lesen
Das mögen die Schweizer und Touristen am liebsten, die bei Tripadvisor bewerten.
Publinews Auswertungen des Bewertungsportals TripAdvisor haben ergeben, dass in der Schweiz äthiopische Restaurants am höchsten ... mehr lesen
Florale Interpretation von Heidi Huber, Frauenfeld, zum Werk von Ugo Rondinone (*1964), viertermaineunzehnhundertzweiundneunzig, 1992.
Galerien Florale Interpretationen von Werken aus der Sammlung 5.3. - 10.3.2024  Seit der ersten Ausstellung Blumen für die Kunst im März 2014 sind bereits zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen der Frühling in Aarau ... mehr lesen
Jeff Wall, Milk, 1984, Grossbilddia in Leuchtkasten, 187 x 229 cm.
Publinews Noch bis zum 21.04.2024  Zu Beginn des neuen Jahres präsentiert die Fondation Beyeler Werke des kanadischen Künstlers Jeff Wall (*1946) in einer umfangreichen Einzelausstellung. ... mehr lesen
Viele Europäer zieht es im Winter nach Sudostasien.
Publinews Während es in der Schweiz noch bis zum Mai relativ kühl bleiben kann, beginnt in Südostasien zum Anfang eines jeden Jahres die beste Urlaubszeit. Die ... mehr lesen
Dampfen um die ganze Welt.
Publinews Vaping, das elektronische Rauchen von E-Zigaretten, erfreut sich einer steigenden Beliebtheit. Das Dampfen ist eine interessante Alternativ zur ... mehr lesen
Spello ist eine mittelalterliche Stadt in Umbrien.
Publinews Italien ist bekannt für seine malerischen Städte, reiche Geschichte und atemberaubende Landschaften. Eine dieser bezaubernden Städte ist Spello, die in der ... mehr lesen
Warum nicht in Deutschland auf die Skipiste?
Publinews Die Schweiz hat zwar viele hervorragende Skigebiete zu bieten, doch die Preise für Hotels und Verpflegung sind zur Hochsaison entsprechend teuer. Beim Nachbarn in ... mehr lesen
Kontinent am Ende der Welt: Australien.
Publinews Australien hat schon vor vielen Jahren den USA den Rang als beliebtestes Auswandererland weltweit streitig gemacht. mehr lesen
Lissabon ist eine beliebtesten Urlaubsadressen für Touristen aus ganz Europa.
Publinews Europa hat zahlreiche schöne Urlaubsorte, die im Sommer mit besonders viel Sonne locken. So gehören Spanien, Italien und Griechenland schon seit Jahren zu ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF