Diven in Berlin

publiziert: Samstag, 29. Mai 2004 / 19:00 Uhr

Berlin - In Hollywood gibt es sie schon lange, nun sollen sie auch in Berlin Touristen anziehen: Stadtrundfahrten vorbei an den Wohnstätten ehemaliger Stars.

Marlene Dietrich.
Marlene Dietrich.
Ein Hauch von edlem Glamour aus vergangenen Zeiten: Ob Marlene Dietrich, Zarah Leander oder Olga Tschechowa - die ersten grossen Diven des deutschen Films begannen ihre Schauspielkarriere fast ausnahmslos in Berlin.

Die Bühnen der Hauptstadt in den Goldenen Zwanzigern waren das Sprungbrett nach Hollywood. In Berlin bietet jetzt ein Unternehmen (Sta*Tours) ein Rundfahrt an, die speziell die Wohnungen und Villen der Diven aus jener Zeit ansteuert.

Marlenes Rocklänge

Eine der ersten Stationen ist die ehemalige Wohnung von Marlene Dietrich (1901-92) in der Nassauischen Strasse 30 in Wilmersdorf, wo die "femme fatale" in den 20er Jahren lebte. Von Tourleiterin Birgit Wetzig-Zalkind erfahren die Teilnehmer zum Beispiel, dass Marlene die erste Frau war, die den Rock über dem Knie trug.

Ausserdem erfährt man, wie sie sich geschickt aus der Schlinge zog, als Reichsaussenminister Ribbentrop sie in den 30ern bat, ihre Filme wieder in Deutschland zu drehen. Marlene habe nämlich auf Erich Maria Remarque als Drehbuchautor bestanden, was unmöglich gewesen wäre für einen Film des Dritten Reiches.

Hitlers Wunschmädel

Es geht weiter in die Düsseldorfer Strasse 69, zu der einstigen Unterkunft der Frau, die Goebbels gerne an der Seite von Hitler gesehen hätte. Das "deutsche Mädel schlechthin", die Sängerin und Schauspielerin Renate Müller (1906-37), habe sich immer wieder neue Ausreden einfallen lassen, um Hitler nicht treffen zu müssen.

"Goebbels wurde misstrauisch und stellte sie unter die Aufsicht der Gestapo. Es kam heraus, dass sie eine Affäre mit einem jüdischen Kaufmann hatte", erzählt die ausgebildete Journalistin dem gespannt zuhörenden Quartett. Seitdem habe die Müller nur noch Propagandafilme drehen dürfen.

Die Exzentrikerin

Auch an der Wohnung der "Skandalnudel" der Weimarer Zeit kommt der Bus vorbei. Anita Berber (1899-1928), ehemals zu Hause in der Zähringer Strasse 30, habe insbesondere durch ihren exzentrischen Lebenswandel schockiert.

"Vor allem ihre Kleider haben für Aufsehen gesorgt. Sie liebte grosse Ausschnitte bis zum Bauchnabel, den sie nicht selten auffällig schminkte. Sie war die Frau, die Fusskettchen modern machte." In der "Berliner Zeitung" sei sogar eine extra Spalte eingerichtet gewesen, in der die neuesten Skandale der Berber zu lesen waren.

Goebbels' Geliebte...

Vorbei am Haus der Olga Tschechowa (1897-1980), der Oma aus den späten Immenhof-Filmen, wie sich eine Mitfahrerin erinnert, führt die "Diven-Tour" zur letzten Wohnung der Lida Baarova (1914-2000) in die Caspar-Theyss-Strasse 20 nach Grunewald. Goebbels sei der schönen Tänzerin völlig verfallen gewesen.

Für sie habe sich der Vorzeigevater des Dritten Reiches von seiner Frau scheiden lassen und alle Ämter aufgeben wollen - was Hitler natürlich nicht erlaubt habe, so die Tourleiterin. "Der Ehemann der Baarova erwischte seine Frau sogar einmal in flagranti mit Goebbels, der daraufhin ein paar heftige Ohrfeigen vom Betrogenen erhielt."

...und die, die's nicht werden wollte

Zarah Leander (1907-81), einstmals zu Hause im Wildpfad 24 in Grunewald, habe sich ebenfalls mit Goebbels auseinander setzen müssen. Der "Bock von Babelsberg", an dem keine Schauspielerin vorbeigekommen sei, die in Nazi-Deutschland Karriere machen wollte, hätte die schöne Leander auch gerne etwas näher gelernt, erfahren die Teilnehmerinnen von Wetzig-Zalkind.

Doch bei der Vorstellung, mit dem Reichspropagandaminister ins Bett gehen zu müssen, sei ihr ganz übel geworden. Die etwas fülligere Leander hätte sich dann "mit ihrem ganzen Gewicht auf den Gnom gesetzt, bis er erstickt wäre."

(Von Isabella Kempf/dpa)

 
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