Dorthin, wo der Pfeffer wächst

publiziert: Donnerstag, 27. Mrz 2008 / 11:45 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 27. Mrz 2008 / 13:08 Uhr

Nach dem 3000 Franken-Nano nun also Land Rover und Jaguar. Und irgendwie fragt man sich, ob das mit dem Ausverkauf der Autoindustrie in die einst dritte Welt nur der Anfang war. Dabei war das doch nicht mal der Anfang.

Denn auch andere Marken sind bereits in den Osten abgewandert. So verschwand der Roadster-Hersteller MG von der Bildfläche, nur um in China wieder aufzutauchen. Auch Rover verblasste und erlebte – ebenfalls in China - eine mirakulöse Wiederauferstehung zwar mit den gleichen Modellen, aber unter dem Namen «Roewe». Doch der Land Rover/Jaguar-Deal hat eine andere Dimension und eine andere Bedeutung als die Rover/MG-Sache.

Denn die letzteren beiden Marken waren de facto tot. Veraltende Modelle, ein nicht vorhandener Vertrieb und das Problem, die Autos zu akzeptablen Kosten und mit ebensolcher Qualität herzustellen, liessen eigentlich nur zwei Möglichkeiten zu: Schliessen oder Verramschen und die Marken liquidieren.

Doch Jaguar und Land Rover waren, nach Jahren im Ford-Konzern (Land Rover war zuerst noch kurz bei BMW), endlich wieder halbwegs auf Kurs gebracht worden. Zwar hatten am Anfang desaströse Modell-Entscheidungen wie der schreckliche Jaguar X-Type die Marken noch weiter in den Sumpf gezogen, aber in den letzten zwei Jahren waren technisch aktuelle, viel versprechende Modelle entwickelt, auf den Markt gebracht und Fertigungssynergien etabliert worden, die endlich eine lohnende, gewinnbringende Produktion erlaubt hätten.

Der Verkauf durch Ford ist eigentlich unlogisch. Doch die Konzernmutter in Dearborn ist am leiden. Obwohl verschiedene Ableger von Ford Gewinne einfahren, fehlt es hinten und vorne an Barem. In den letzten Jahren gingen Milliarden drauf. Schuld daran ist vor allem die idiotische Modellpolitik des amerikanischen Mutterhauses.

Während Jahren wurde nur noch auf SUV's gesetzt, da diese Autos für lange Zeit bei recht niedrigen Produktionskosten hohe Gewinne einfuhren. Die Entwicklung normaler Pkws wurde anderen Marken – vor allem den Japanern – überlassen. Nachdem diese jenen Markt in den USA vollständig dominierten, gingen sie daran, nach besseren Limousinen und Kombis auch noch bessere SUV's zu entwickeln. Das Resultat waren sinkende Marktanteile der Amerikaner, verzweifelte Rabattaktionen und erodierende Gewinne, die sich bald schon in Verluste verwandelten.

So wird nun eben das Tafelsilber verscherbelt. Aston Martin war das erste Filetstück, dass vor einem guten Jahr von Ford an eine kuwaitisch finanzierte Inverstorengruppe ging. Und jetzt also Land Rover und Jaguar. Bedenkt man, dass auch General Motors tief in finanziellen Nöten – es wurde im Februar ein Verlust von 39 Milliarden (!) Dollar bekannt gegeben – steckt, kann man sich durchaus fragen, was wohl als nächstes verscherbelt wird.

Auch wenn momentan noch nicht davon die Rede ist, könnte Ford als letztes noch Volvo auf den Markt werfen. General Motors hingegen hätte noch Saab, Vauxhall und Opel in seinen Beständen, wobei die letzteren beiden kaum zur Disposition stehen. Doch man sollte sich keine Illusionen machen: Bricht der Heimmarkt der grossen US-Marken weiter ein, dann werden diese selbst zu Übernahmekandidaten, wenn Gewinn versprechende Möglichkeiten bestehen, diese Konzerne aufzutrennen.

Es gibt neben Tata noch weitere indische und chinesische Industriekonglomerate, die Kapital und Lust haben, grosse Marken einzukaufen, ist dies doch die beste Möglichkeit, schnell an Marktanteile und Know-how zu kommen. Doch vor allem zeigt dieser Coup durch Ratan Tata eines an, die langsame Machtverschiebung in der Weltwirtschaft: aus dem kalten Norden dorthin, wo der Pfeffer wächst.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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