Dramatik pur an der Leichtathletik-EM in München

publiziert: Donnerstag, 8. Aug 2002 / 22:59 Uhr

Zehn EM-Titel gingen am dritten Wettkampftag der Leichtathletik-EM an neun verschiedene Nationen; nur die Russen gewannen zwei. Dramatischer Höhepunkt vor 48'500 Zuschauern im Münchner Olympiastadion war 1500 m-Lauf, der in Tausendstelsekunden gemssen wurde.

Um zwei Tausendstelsekunden entthronte der Franzose Mehdi Baala (24) Titelverteidiger Reyes Esteves (26) aus Spanien im 1500-m- Final. Zunächst ergab der Zielfilm ein Ex-aequo-Resultat mit 3:45,25; beide gingen auf die Siegesrunde durchs Stadion. Später wurde das Ergebnis korrigiert. Nach einem vom spanischen Trio an der Spitze verbremsten Beginn hatte Lorenzo Perrone (It) bei 1050 m die Initiative ergriffen. Auf der Zielgeraden lag Esteves -- mit offenem Schuhbändel! -- voraus, doch der in Strasbourg geborene französische Olympiavierte Baala schob sich in einem harten Finish an den Spanier heran und, für das Auge nicht sichtbar, noch vorbei. «Ich bin wirklich enttäuscht», sagte Estevez, «mein einziges Ziel war die Goldmedaille.» Dem europäischen Jahresbesten Rui Silva (Por) blieb mit 18/100 Rückstand Bronze.

Erstes Gold für Deutschland

Ingo Schultz (27), der erst vor vier Jahren ernsthaft in die Spitzenleichtathletik eingestiegen war und 2001 in Edmonton überraschend WM-Silber geholt hatte, wurde im 400-m-Final seiner Favoritenrolle gerecht. Er holte trotz gewaltigem Erwartungsdruck die erste Goldmedaille dieser EM für das Veranstalterland. Mit 45,14 verfehlte er seine Bestzeit um 17/100. Daniel Caines (Gb), sein gefährlichster Konkurrent, wurde auf den letzten Metern noch vom Spanier David Canal überspurtet, nachdem Schultz den Angriff von Caines abgewehrt hatte. Mitfiebernde Zuschauerin im Olympiastadion war die Freundin von Bundeswehr-Oberleutnant Schultz, Schwimm-Ass Antje Buschschulte. Die beiden gelten als Deutschlands Sportlerpaar des Jahres.

400 m: Sykina widerstand Breuer

In europäischer Jahresbestzeit von 50,45 hielt die junge Russin Olesja Sykina (22) Deutschlands Alt-Championne Grit Breuer (30) über 400 m in Schach. Sykina, die WM-Sechste von 2001, schloss schon nach 150 m zu der vor ihr laufenden Deutschen auf und verteidigte den Vorsprung. Dass es Breuer zu Silber reichte, ist nicht selbstverständlich. Wegen Verletzungen konnte sie -- wie André Bucher -- zuvor nur ein Rennen laufen. «Ich hätte nicht an den EM teilgenommen, wenn sie nicht in München wären», sagte die Ex- DDR-Läuferin, die 1992 wegen Dopings für drei Jahre gesperrt worden war.

800 m: Ceplak und das Feld

Zu Statistinnen degradierte die Slowenin Jolanda Ceplak (26) ihre Konkurrenz im 800-m-Final. Von der Spitze aus zog sie ihr Rennen durch, lag bei 400 m (57,71) bereits 8 m voraus und baute diesen Vorsprung noch aus. Mit 1:57,65 war sie mehr als 2 Sekunden schneller als die Spanierin Mayte Martinez und die Britin Kelly Holmes. Ceplak war erst in diesem Winter bei ihrem Sieg in Weltrekordzeit vor Favoritin Steffi Graf (Ö) an den Hallen-EM in Wien ins Rampenlicht getreten.

400 m Hürden: Tirlea verteidigte Titel

In Abwesenheit der Jahresbesten Julia Petschonkina (Russ) und Tatjana Tereschtschuk (Ukr) verteidigte die 26-jährige Rumänin Ionela Tirlea über 400 m Hürden ihren Titel von Budapest 1998. Sie siegte in 54,95 mit fast einer Sekunde Vorsprung vor der Deutschen Heike Meissner und der «Papier-«Favoritin Anna Olichwierczuk (Pol). Tirlea war letztes Jahr WM-Sechste, hat aber seit 1998 keine bedeutende internationale Medaille mehr gewonnen.

Hoch: Rybakow mit 2,31

Der WM-Zweite im Hochsprung, der junge Russe Jaroslaw Rybakow (22), überraschte die Favoriten, nachdem er in dieser Saison noch nicht auf Touren gekommen war. Als Einziger übersprang er 2,31 und übertraf damit den Jahresbesten Stefan Holm (Sd) um 2 cm. Holm benötigte auf dem Weg dahin mehr Versuche und liess daher die Latte von 2,29 direkt auf 2,33 legen. Deutschlands letztjähriger Überraschungs-Weltmeister Martin Buss überquerte seine bisherige Saisonbesthöhe von 2,25 und wurde damit Siebter.

Jahres-Bestweite durch Manjani

Die griechische Speerwerferin Mirela Manjani (26) übertraf ihre eigene Saisonleistung gleich um 4,4 Meter auf 67,47 und damit auch die Jahres-Weltbestweite der Kubanerin Osleydis Menendez um 7 cm. Dagegen war seitens der Favoritinnen kein Kraut gewachsen. Steffi Nerius (De) erhielt Silber mit 3,4 m Rückstand, die am höchsten eingestufte Russin Tatjana Schikolenko wurde Vierte mit 63,24.

Gold für Dreispringer Olsson

Nicht zum erwarteten Dreikampf auf höchstem Niveau wurde der Dreisprung der Männer. Der 23-jährige Schwede Christian Olsson gewann immerhin als konstantester Springer des Abends mit 17,53 Gold.
Der Deutsche Charles Friedek (30), Hallen- und Freiluft- Weltmeister 1999, holte mit dem einzigen gültigen Satz auf 17,33 im zweiten Versuch eher unerwartet Silber, einen Zentimeter vor Altmeister Jonathan Edwards (Gb). Der Weltrekordhalter, Olympiasieger (2000), Weltmeister (1995 und 2001) und Titelverteidiger schien im letzten Satz das Blatt noch zu wenden. Doch der Sprung des Jahresweltbesten (17,86) jenseits der 17,50-m- Marke war leicht übertreten.

«Der Titel wird nicht unter 17,80 m weggehen», prognostizierte Olsson vor wenigen Wochen in Zürich. Zwar sprang der Schwede mit vier Sprüngen über 17,40 in fünf Versuchen sehr konstant, doch der Exploit wollte bei eher tiefen Temperaturen nicht gelingen.

Der dunkelhäutige Philips Idowu (Gb) mit den blaugefärbten Haaren, der sich unlängst an den Commenwealth-Spielen in Manchester mit einem Satz auf 17,68 m als Medaillenkandidat aufgedrängt hatte, fand nie in den Wettkampf.

(sda)

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