Dritter EM-Titel für Joubert - Othman mit Aufholjagd

Der Franzose (232,01 Punkte) verwies Samuel Contesti (It/220,92), der zeitweise von Peter Grütter, dem langjährigen Coach des zurückgetretenen Stéphane Lambiel, trainiert wird, und Kevin van der Perren (Be/219,36) auf die weiteren Plätze.

Während der gebürtige Franzose Contesti erstmals an internationalen Meisterschaften auf dem Podest stand, war van der Perren bereits 2007 EM-Dritter geworden. Der als Titelverteidiger angetretene Tscheche Tomas Verner fiel vom 2. Zwischen- in den 6. Schlussrang zurück.

Geglückte Kombination

Othman gelang mit der neuntbesten Kür eine eindrückliche Reaktion auf die Enttäuschung im Kurzprogramm, obwohl sein Auftritt mit einem nur einfach statt doppelt gedrehten Axel alles andere als gut begonnen hatte. Der 22-jährige Berner liess sich jedoch nicht beirren und zeigte in der Folge sieben schöne Dreifach-Sprünge, darunter die Kombination Dreifach-Lutz/Dreifach-Toeloop.

Diese wurde ihm erstmals in der laufenden Saison anerkannt; am Vortag war der zweite Sprung, sehr zum Missfallen von Othman, nur doppelt gewertet worden. Die Kombination hatte ihm deshalb so viele Probleme bereitet, weil er wegen eines im Dezember 2007 erlittenen Ermüdungsbruches im linken Fuss erst seit Ende Oktober wieder den Dreifach-Toeloop trainieren konnte.

Othman, dessen beste EM-Klassierung ein 8. Rang ist, sprach von der mit Abstand besten Kür in dieser Saison. Etwas ärgern musste er sich dennoch, denn auch den zweiten Axel am Ende der Vorführung zum Stück «Asturias» des spanischen Komponisten und Pianisten Isaac Albeniz drehte er nur einfach.

Dass er trotz dieser beiden Fehler, die ihn rund 5,5 Punkte kosteten, eine persönliche Kür-Bestleistung (121,29, zuvor 119,32/EM 2007) aufstellte, unterstreicht seine starke Leistung. Nun will er weiter am dreifachen Axel arbeiten, den er braucht, möchte er die angestrebten Top 5 in Europa erreichen. «Die jetzige Situation (seit Mitte November ist er schmerzfrei, die Red.) stimmt mich sehr zuversichtlich», sagte Othman. Als nächsten Wettkampf bestreitet er die Universiade in Harbin, die vom 21. bis 25. Februar stattfindet.

Fragliche Kür-Wertung

Brian Jouberts Goldmedaille geht aufgrund des grossen Vorsprungs nach dem Kurzprogramm zwar in Ordnung, dass er jedoch die bessere Kür-Wertung als Samuel Contesti erhielt und nur Yannick Ponsero (Fr) im zweiten Wettkampfteil besser abschnitt, war nicht nachvollziehbar. Der Weltmeister von 2007 patzerte gleich mehrmals, beispielsweise machte er beim Vierfach-Toeloop einen «Step Out» und beim dreifachen Lutz stürzte er.

Für Joubert war der Titel insofern speziell, als er einen schwierigen Saisonstart gehabt habe. Unter anderem hatte er nach einem Sturz im Dezember am Grand-Prix-Final mit Rückenproblemen zu kämpfen. Zudem wechselte er auf die EM hin die Kür, weil er sich mit der alten nicht wohlgefühlt hatte.

Contesti brachte die Zuschauer als Cowboy auf seine Seite; bei den Programmkomponenten für den künstlerischen Ausdruck kam er allerdings sichtlich zu schlecht weg. Kevin van der Perren überzeugte mit der Kombination Dreifach-Salchow/Dreifach-Toeloop/Dreifach-Rittberger.

Tomas Verner zeigte im zweiten Wettkampfteil - wie bereits an der letztjährigen WM in Göteberg - Nerven. Der 22-jährige Tscheche musste gleich dreimal (Salchow, Axel, Lutz) nach nur einer Umdrehung öffnen, zudem wurden ihm zwei Sprünge, darunter der vierfache Toeloop, abgewertet.

(bert/Si)