EZB steigt die Zinstreppe hinauf - in aller Stille

publiziert: Mittwoch, 1. Mrz 2006 / 15:49 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 2. Mrz 2006 / 14:59 Uhr

Frankfurt - Dieses Mal hat es die Europäische Zentralbank (EZB) leicht.

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Ganz ohne politisches Getöse und ohne die Einmischung der Euro-Finanzchefs kann die Notenbank an diesem Donnerstag zum zweiten Mal in drei Monaten den Leitzins erhöhen.

Der Zinsschritt von 2,25 auf 2,5 Prozent würde sich in aller Stille vollziehen. Das war im Dezember 2005 noch ganz anders gewesen: damals hatten Gewerkschaften und Politiker vor einer «Katastrophe für die Wirtschaft» gewarnt. Jetzt haben sich die Gemüter beruhigt, denn die Katastrophe ist ganz offenkundig ausgeblieben. «Sogar die Skeptiker haben inzwischen erkannt, dass die Wirtschaft auf Erholungskurs ist», sagt der Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer. «Es wäre daher unangebracht, die Zinsen auf dem Notfall-Tief von 2,0 Prozent zu lassen.»

Im Dezember hatte sich diese Entwicklung noch nicht so klar abgezeichnet. Die Aufregung vorher war gross, weil EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in seiner Amtszeit noch nie die Zinsen bewegt hatte und weil der Leitzins seit zweieinhalb Jahren auf der historisch niedrigen Zwei-Prozent-Marke verharrt war.

Klare Signale

Jetzt hat Trichet klare Signale ausgesandt. «Der EZB-Präsident hat erfolgreiche Überzeugungsarbeit geleistet und daher leichtes Spiel», sagt Michael Schubert von der Commerzbank. Es fällt der Notenbank leicht, Argumente für die erneute Zinserhöhung zu liefern.

Die Konjunktur in Europa läuft trotz der Wachstumsdelle zum Jahreswechsel besser. Selbst in der grössten Euro-Volkswirtschaft Deutschland ist die Stimmung so gut wie seit Jahren nicht mehr. Der hohe Ölpreis wird auch in diesem Jahr die Inflation über der von der EZB definierten Zwei-Prozent-Marke für Preisstabilität halten. Eine Zinserhöhung bedeutet für die Konsumenten, dass sich Kredite verteuern, gleichzeitig können Sparer und Anleger aber auf ein höheres Zinseinkommen hoffen.

«Die EZB geht nun vom Gas, aber ohne auf die Bremse zu treten», sagt Volkswirtin Claudia Broyer von der Dresdner Bank/Allianz-Gruppe. Auch diese Zinsen unterstützen noch das Wachstum.

Kein Grund zur Eile

Ökonomen sprechen erst bei einem Leitzins von 3,0 bis 3,5 Prozent von einem neutralen Niveau, das die Wirtschaft weder bremst noch stimuliert. «Es gibt aber keinen Grund zur Eile.» Denn es sei unsicher, ob sich der Konsum als Basis der Konjunkturerholung tatsächlich belebe, da die Arbeitslosigkeit hoch bleibe und die deutsche Mehrwertsteuererhöhung vor der Tür stehe.

Zudem agierten die Notenbanker aus Vorsicht so behutsam, um von der Politik nicht als Sündenböcke abgestempelt zu werden, falls die Konjunktur langsamer zulege. Kritiker wie Thomas Mayer halten das für einen «Eiertanz» der EZB. Die meisten Volkswirte rechnen mit weiteren Zinsanhebungen bis auf 3,0 Prozent zum Jahresende. Zwischen den einzelnen Schritten werde die Notenbank Pausen von jeweils drei Monaten einlegen. In diesen Abständen veröffentlicht sie ihre neuen Prognosen zu Wachstum und Inflation, die Argumente für Zinsänderungen liefern.

(Von Marion Trimborn, dpa/sda)

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