Ein Katastrophenjahr?

publiziert: Donnerstag, 29. Dez 2005 / 20:42 Uhr / aktualisiert: Freitag, 30. Dez 2005 / 10:08 Uhr

7 Meldungen im Zusammenhang
Nun füllen Sie wieder die Spalten und Sendeminuten. Und warum sollte auch der Kolumnist eine Ausnahme machen? Schliesslich soll auch er auf das vergangene Jahr zurückblicken dürfen und erschüttert sein Haupt schütteln: Annus horribilis! Ein Schreckensjahr.

Es begann mit dem Tsunami (na, sind wir nicht kleinlich, dass der schon 2004 stattgefunden hatte), fand seine Fortsetzung in Überschwemmungen und Erdbeben, Erdrutschen und Rekorddürren.

Zumindest die Versicherungsindustrie ist sich einig, dass dies das Rekordjahr gewesen sei – versicherte Schäden in der Höhe von 75 Milliarden Dollar, Volkswirtschaftliche von 200 Milliarden. Ein gigantischer Happen – mithin knapp die Hälfte des US-Verteidigungsbudgets von 2005, ohne die Kosten des Irak-Feldzugs einzurechnen.

Deshalb nochmals: War das Jahr wirklich katastrophal? Eine ketzerische Frage angesichts der viertel Million Todesopfer des Tsunamis, so scheint es. Doch für das Bewusstsein der Menschheit waren die Katastrophen heilsam.

Die Rekordzahl der Hurrikane und der Untergang von New Orleans haben viele Menschen mehr davon überzeugt, dass Klimaforschung notwendig und Handlungen zum Stabilisieren des Klimas – wenn es denn nicht schon zu spät ist – notwendig sind. Der Tsunami hat dazu geführt, dass im Indischen Ozean ein Tsunami-Warn-System aufgebaut und auch darüber gesprochen wird, im Atlantik eines zu installieren.

Die Unwetter und deren Folgen in der Schweiz führten dazu, dass die lange in den Wind geschlagenen Warnungen von Wasserbau-Ingenieuren nun endlich ernst und Gefahrenkataster in Angriff genommen und fertig gestellt werden.

Sogar die Erdbeben im Kaschmir führten dazu, dass Indien und Pakistan begannen, in der Krisenregion sich gegenseitig humanitär zu helfen.

Die Natur hat einige harte Lektionen erteilt und Manchem wieder in Erinnerung gebracht, auf was für einem fragilen Planeten wir leben und wie wenig es braucht, unsere Leben auszulöschen. Dabei soll sich niemand der Illusion hingeben, dass dies das Schlimmste gewesen ist, was uns passieren kann.

Kein Komet ist eingeschlagen, kein Supervulkan ist ausgebrochen und auch der Golfstrom ist noch nicht zusammen gebrochen. Doch dies sind Dinge, die der Menschheit früher oder später widerfahren werden und die Kooperation der ganzen Menschheit erfordern werden, um sie zu überstehen - oder im besten Fall, zu verhüten.

Diese Gefahren werden allerdings geflissentlich ignoriert. Der Grund dafür ist einfach: Die Vorbereitungen auf solche Mega-Katastrophen, die unserem Planeten schon mehrere Male passiert sind, übersteigen das, was Nationen willens sind, aufzuwenden (auch wenn es sich nur um Bruchteile der Miltärbudgets handelt). Dies vor allem, weil sich nicht sagen lässt, wann die Katastrophen eintreffen werden. Morgen schon oder in 30, 300 oder 5000 Jahren?

Stattdessen wird die Wissenschaft weiterhin ignoriert - in religiös geprägten Ländern wie neuerdings auch den USA – gar bekämpft. Die Katastrophen von 2005 (inklusive Tsunami), waren zu einem grossen Teil vorher gesagt: Tsunami, New Orleans, Kashmir... Sogar viele Schäden in der Schweiz waren angekündigt gewesen.

Nun haben wir die Wahl für das nächste und die nächsten Jahre. Beten und hoffen oder aufwachen und handeln: Die Menschheit kann wählen. Vermutlich wählt sie wieder das falsche. Das ist die echte Katastrophe.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
New Orleans - Über vier Monate nach ... mehr lesen
Ds überflutete New Orleans nach dem von Katrina verursachten Dammbruch.
New York - Die Schadensbilanz nach ... mehr lesen
Die Schätzungen könnten noch steigen, da viele Hilfseinsätze noch andauern.
Die Rebellen kämpfen seit fast dreissig Jahren für die Unabhängigkeit.
Banda Aceh - Die indonesische ... mehr lesen
Phuket - Über 50 Angehörige von ... mehr lesen
In Thailand sind immer noch über 800 Opfer nicht identifiziert.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Drei Beben erschütterten die Insel. (Archivbild)
Jakarta - Kurz vor dem Jahrestag ... mehr lesen
Zürich - Das Jahr 2005 geht als ... mehr lesen
Allein in Pakistan beim Erdbeben kamen 90000 Menschen ums Leben.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle ... mehr lesen  
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und nein, ROSS ist kein armes Schwein, sondern ein Computerprogramm. mehr lesen  
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. ... mehr lesen  
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Edelsteine und Kristalle haben eine besondere Wirkung auf den Menschen.
Shopping Kristall und Edelstein Boutiquen: Einzigartige Geschenke und faszinierende Steinkraft Sie sind auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für einen geliebten Menschen? In einer exklusiven Boutique für ...
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 3°C 12°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 1°C 8°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 2°C 11°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 11°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 2°C 14°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 6°C 15°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten