Astrid Falk aus Wittenbach leidet an MCS (multiple chemical sensitivity)

Ein Leben auf der Flucht

publiziert: Montag, 21. Mrz 2011 / 11:45 Uhr
Für Astrid Falk aus Wittenbach ist es wichtig über MCS zu informieren. Ihre Person soll dabei im Hintergrund bleiben.
Für Astrid Falk aus Wittenbach ist es wichtig über MCS zu informieren. Ihre Person soll dabei im Hintergrund bleiben.

Astrid Falk leidet an Chemikalienunverträglichkeit. Trifft sie auf jemanden mit Parfüm, braucht die Witten¬bacherin bis zu 48 Stunden, um sich davon zu erholen.

Weiterführende Links zur Meldung:

MCS Liga
Weitere Informationen.
mcsliga.ch

«Es gab Jahre, da verzweifelte ich», erklärt Astrid Falk aus Wittenbach. «In der Zwischenzeit habe ich aber gelernt damit zu leben.» Die Rede ist von MCS (multiple chemical sensitivity). Eine Chemikalien­unverträglichkeit. Astrid Falk will nicht jammern, sondern informie­ren, weshalb sie sich auch bereit erklärt hat, darüber zu berichten. Zu viele MCS-Betroffene schämen sich, ziehen sich zurück – oder wis­sen gar nichts von ihrer Krankheit. Denn MCS ist eine schleichende Krankheit. Und vielfältig. Betrof­fene können allergische Reaktio­nen gegen Abgas, Feinstaub, Lö­sungsmittel oder auch künstliche Düfte entwickeln. Bei Astrid Falk ist es vor allem letzteres. Ihr Le­ben wird bestimmt vom andauern­den Ausweichen der Duftquellen. Nicht immer einfach, wie sie zu­gibt. Bei der Parfumerie-Abteilung kann sie nur vorbei, wenn sie die Luft anhält. Das gleiche bei Duft­lämpchen und Lufterfrischern. Auch zögert sie nicht, Geschäfts­inhaber darauf aufmerksam zu machen. «Die Post in Wittenbach hatte einmal einen zitronig duften­den Lufterfrischer in Betrieb. Für mich wurde es schwierig meine Briefe selbst aufzugeben», erklärt die 50Jährige. Die Post zeigte al­lerdings Verständnis für die Proble­matik und entfernte den Duft. Ein Erfolg für die Wittenbacherin. «Das Bewusstsein der Menschen ist in den letzten Jahren deutlich gestie­gen, doch das Verständnis ist nicht auf allen Seiten gegeben», erzählt sie. Die IV erkennt MCS nicht an, das Krankheitsbild wird nicht ernst genommen, sondern angezweifelt. So muss Astrid Falk für ihre teuren Spezialwasch- und Putzmittel zur Gänze selbst aufkommen. Und die schlagen deutlich zu Buche. Zwei Liter ihres Waschmittels kosten beispielsweise rund 17 Franken.

Astrid Falk arbeitet als Immo­bilienmaklerin. Der Weg in die Selbstständigkeit war für die Wit­tenbacherin die einzige Lösung, auch wenn sie diese aufgrund ihrer Krankheit auch nur beschränkt ausüben kann. Als Angestellte in einem Büro war sie aber immer auf die Rücksichtnahme ihrer Kol­leginnen und Kollegen angewiesen. Darunter habe das Betriebsklima oft gelitten. Astrid Falk ist froh, nicht mehr Tisch an Tisch mit an­deren arbeiten zu müssen. In Ihrer Tätigkeit als Selbstständigerwer­bende erfahre sie mehr Verständ­nis. Beim ersten Kontakt mit In­teressenten einer Immobilie ver­schweigt sie ihre Krankheit noch, legt die Gespräche wenn möglich nach draussen an die frische Luft. Beim zweiten Treffen spricht sie dann offen darüber und bittet, auf Parfüm und Haarspray zu verzich­ten. «Und das Verständnis ist je­des Mal da», freut sie sich. «Das ist eine grosse Erleichterung in mei­nem beruflichen Alltag.»

Viel Verständnis gefordert


Auf Verständnis ist Astrid Falk nur zu oft angewiesen. Besucher müs­sen bei ihr «duftneutral» erschei­nen. Ist sie selbst eingeladen, müs­sen ebenfalls sämtliche künstliche Duftquellen verschwinden. Das­selbe gilt in der Küche: Auf den Tel­ler kommen bei ihr nur natürliche Zutaten. Künstliche Zusätze – auch in kleinsten Mengen – für Astrid Falk reines Gift. Darum nimmt sie ihr eigenes Salz, Öl, Gewürzstreuer mit. Manchmal auch gleich das ge­samte Menu. Für Astrid Falk die einfachste Lösung – für die Gastge­ber ein ungewohntes Bild. Und sel­ten gerne gesehen. «Seit Ausbruch meiner Krankheit ist mein Freun­des und Bekanntenkreis sehr ge­schrumpft », bemerkt sie nach­denklich. Zu kompliziert sei ihr Krankheitsbild für viele.

Krankheit vor 20 Jahren erkannt


Vor rund 20 Jahren ist das Vollbild von MCS bei ihr ausgebrochen. Zuvor wusste sie lange nicht, was mit ihr los war. Sie klagte über Ma­genschmerzen, Migräne. Nur ohne Parfüm ging es ihr besser. Vor ei­nigen Jahren dann der Selbstver­such: Drei Monate verzichtete sie auf alle Duftstoffe und Chemikalien und die Verbesserung ihres Wohl­befindens war markant. «Bereits als kleines Kind, wenn meine Mut­ter die Betten frisch bezog, spürte ich jedes Mal ein Kratzen im Hals.» Heute sind die Reaktionen deutlich schwerwiegender geworden. Wenn sie das Pech hätte und in eine «Duftwolke laufe», dann spüre sie einen metallischen Geschmack im Mund, die Augen fangen an zu ju­cken. Ist sie dem Duft länger ausge­setzt, folgen Kreislaufprobleme, bis hin zu Herz-Rhythmus-Störungen. Und dies bis zu 48 Stunden lang! Dies will sie so oft es geht vermei­den. Ihr Leben gleicht darum auch einer ständigen Flucht. Die Flucht vor Parfüm, Haarspray, Duftlämp­chen, Lufterfrischern. Sobald eine Quelle von künstlichen Duftstof­fen wahrgenommen wird, nimmt Astrid Falk Reissaus. Am liebsten zieht sie sich darum zurück in die Natur. Geht mit ihrem Hund spa­zieren. Einfach fort von den Düf­ten der Moderne. 


(Astrid Zysset, St.Gallen/St.Galler Nachrichten)

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