Ein Teufelskraut, das Wunder wirkt

publiziert: Freitag, 27. Apr 2007 / 11:13 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 6. Dez 2007 / 10:22 Uhr

Thomas Cerny und der Neurologe Markus Weber verwenden am Kantonsspital St. Gallen (KSSG) Hanfpräparate zu Studienzwecken. Der Hanf könnte Patienten helfen, doch die Abgabe im Alltag ist verboten.

Eine Pflanze mit therapeutischer Wirkung bei ALS: THC-Hanf.
Eine Pflanze mit therapeutischer Wirkung bei ALS: THC-Hanf.
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Die Studie des Neurologen Markus Weber dauert noch bis zum Sommer. Dann muss das Cannabispräparat aus seinem Arzneimittelschrank verschwinden. Verschriebe er die Hanftropfen weiter, verstiesse er gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Das Pikante: Nicht wenige Patienten bitten den Neurologen auch nach der Studie um die Tropfen, in der Überzeugung, dass sie ihnen helfen. Denn nach den bisherigen Rückmeldungen der Patienten scheint sich Webers These, Hanf helfe bei erhöhten Muskelkrämpfen, zu bestätigen.

Genau diese Muskelkrämpfe sind es, die das Leben der an der Krankheit «Amyotrophe Lateralsklerose» (ALS) erkrankten Menschen, massiv erschweren. ALS ist eine degenerative Krankheit des motorischen Nervensystems. Durch die Rückbildung der Nerven kommt es zu Muskellähmungen am ganzen Körper und schliesslich zum Atemstillstand.

Beim in Tropfenform abgegebenen Medikament handelt es sich um «Dronabinol», das aus dem in der Cannabis-Pflanze enthaltenen «Tetrahydrocannabinol» (THC) hergestellt wird. 18 ALS-Patienten haben am Versuch bisher teilgenommen, 24 sollen es am Ende sein.

Mit Nebenwirkungen ist zu rechnen

Obwohl die Studie noch läuft, gleichen sich die Rückmeldungen der Patienten. Die meisten geben an, während zwei Wochen deutlich weniger von Krämpfen geplagt worden zu sein. Markus Weber vermutet, dass dies auf die Wirkung des Medikaments zurückzuführen ist.

Der St. Galler Staatsanwalt Thomas Hansjakob bestätigt auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA, dass die ärztliche Abgabe von Medikamenten aus natürlichem Hanf nach der Studie als Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen das Heilmittelrecht geahndet würde.

Dosierung schwierig?

Hansjakob argumentiert damit, dass bei Abgabe von natürlichem Hanf die Dosierung sehr schwierig sei und unbeabsichtigt psychoaktive Wirkungen eintreten könnten. Ein Argument, das Markus Weber bestreitet. Deshalb, so Hansjakob, seien Produkte aus natürlichem Hanf bisher als Medikamente noch nicht zugelassen.

Allerdings gebe es mit dem Medikament Marinol ein synthetisch hergestelltes Medikament, das den Wirkstoff THC enthalte. Mit einer Bewilligung sei das Medikament zur Selbstmedikamentation zulässig, so der Staatsanwalt.

Synthetisches THC teurer

Den Hauptgrund, warum Ärzte wie Markus Weber und Thomas Cerny auf Marinol verzichten, kennt auch Thomas Hansjakob: Das Medikament kostet 40 Franken pro Tag, das billigere Dronabinol gerade mal die Hälfte.

Der Onkologe Thomas Cerny hat im Rahmen einer gesamteuropäischen Studie seinen Krebspatienten zweimal täglich eine Mindestmenge von 2,5 mg Dronabinol abgegeben, Markus Webers Patienten bekommen das Doppelte.

Appetitanregende Wirkung

Cerny erhoffte sich, mit der Studie den pharmakologischen Nachweis zu erbringen, dass THC nicht nur bei Übelkeit hilft, sondern gleichzeitig appetitanregend wirkt. Die 2006 publizierte Studie war in dieser geringen Dosis zwar negativ, aber Cerny sagt, damit sei noch gar nichts bewiesen. Er hat den Verdacht, dass die abgegebene Menge schlicht zu gering war.

Von Cannabis konsumierenden Krebspatienten weiss er, dass es ihnen besser geht als ohne. Und er ist nicht der einzige Arzt, der sich fragt, warum man Hanf als Medikament verteufle, während man Opiate als viel schärfere Betäubungsmittel ja abgeben darf. Cerny hält dies schlicht für eine politische Absurdität.

(Philippe Reichen, St. Gallen/sda)

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