Eine Radioepoche geht zu Ende

publiziert: Dienstag, 7. Okt 2008 / 08:22 Uhr

Luzern - Der Mittelwellen-Sender Beromünster wird am 28. Dezember ausgeschaltet. Was mit der Anlage passiert, ist offen. Klar ist einzig, dass das Monument aus der Frühzeit des Radios erhalten bleiben soll.

3 Meldungen im Zusammenhang
Mit dem Ende des «Landessenders Beromünster» geht die Epoche des Mittelwellen-Radios zu Ende. Die DRS Musikwelle, die über die Frequenz 531 kHz ausgestrahlt wird, muss fortan über modernere Verbreitungswege (Kabel, Satellit, Internet, DAB) empfangen werden.

Die Anlage ist aber nicht nur dank ihres 215 Meter hohen Sendeturms ein beeindruckendes Monument. Sie ist auch ein Zeugnis aus der Zeit, in der sich das Radio innert weniger Jahre von der technischen Sensation zum Massenmedium entwickelte.

Fussball kickte Radio-Boom an

Im Ersten Weltkrieg war in der Schweiz jede private Nutzung der jungen Radiotechnologie aus militärischen Gründen verboten. Doch dann war das neue Medium nicht mehr zu bremsen.

Den Durchbruch brachte 1923 die Übertragung des Fussballspiels Schweiz-Uruguay aus Paris direkt in die Tonhalle Zürich. Ende Jahr waren in der Schweiz knapp 1000 Empfangskonzessionen vergeben, Ende 1924 waren es 17'000. 1930 gab es über 100'000 Radioempfänger.

1931 begann eine neue Radioepoche. Im Februar schlossen sich die lokalen Radios zur SRG zusammen. Die Landessender Sottens für ein französisches und Beromünster für ein deutsches Programm nahmen den Betrieb auf. Monte Ceneri folgte 1933.

Der Sender Beromünster bestand aus zwei 125 Meter hohen Türmen, zwischen die die Antenne gespannt war. Wenige Jahre später folgte schon der Ausbau: In unmittelbarer Nähe wurde der 215 Meter hohe, noch heute bestehende Blosenbergturm gebaut.

Ein Teil der Schweizer Identität

Seine Blütezeit erlebte der Sender im Zweiten Weltkrieg. Im Ausland galt er als unabhängige Informationsquelle, im Inland war er ein Symbol der geistigen Landesverteidigung.

Nach dem Krieg baute «Radio Beromünster» das Programm aus. Doch auch die Technik entwickelte sich: 1956 ging ein zweites Programm, das heutige DRS 2, auf Sendung, allerdings nicht mehr auf Mittelwelle, sondern auf der tonlich besseren Ultrakurzwelle (UKW).

Ein halbes Jahrhundert später hat sich das einstige Stubenradio längst zum mobilen Begleitmedium entwickelt. Die Mittelwelle hat endgültig ausgedient, selbst ihre jüngere Schwester, die UKW, wird von der modernen digitalen Technik bedrängt.

Denkmal von nationaler Bedeutung

«Beromünster» steht für eine ganze Epoche der Schweizer (Technik-)Geschichte. Die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege stuft die Anlage, die der Swisscom gehört, deshalb als Denkmal von nationaler Bedeutung ein.

Luzern will die Anlage unter Schutz stellen. Die Unterschutzstellung werde sicher noch vor Ende Jahr zustande kommen, sagt der kantonale Denkmalpfleger Georg Carlen auf Anfrage. Diskutiert werde zur Zeit noch deren Umfang.

Wie die Anlage künftig genutzt wird, ist noch unklar, wie Myriam Ziesack, Sprecherin der Swisscom, erklärt. Der Schweizer Heimatschutz würde nach Aussage von Geschäftsführer Philipp Maurer eine «radionahe» Umnutzung favorisieren. Eine Möglichkeit, die aus einem Ideenwettbewerb hervorging, war die eines Schülerradios.

(Reto Legena/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Lausanne - Der 188 Meter hohe ... mehr lesen
Am 28. Dezember endet die 77-jährige Geschichte des Senders.
Gunzwil - Rund 15'000 Personen sind am Wochenende ins luzernische Gunzwil gepilgert, um vom legendären, 77-jährigen Landessender Beromünster Abschied zu nehmen. In 77 Tagen, am 28. ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Magnettonband mit der Aufnahme von B.B. Kings Konzert am Jazzfestival Montreux von 1980 aus dem Archiv der Claude Nobs Foundation. Das Band befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Verfalls, sodass es mit herkömmlichen Methoden nicht mehr direkt abgespielt werden kann.
Magnettonband mit der Aufnahme von B.B. Kings Konzert am ...
eGadgets Das Paul Scherrer Institut hat eine innovative Methode entwickelt, um historische Tonbänder auf schonende Weise zu digitalisieren. Durch den Einsatz des speziellen Röntgenlichts der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS konnten Wissenschaftler wertvolle Aufnahmen, darunter auch seltene Auftritte des legendären «King of the Blues» B.B. King vom Montreux Jazzfestival, bewahren und für die Zukunft sichern. mehr lesen  
Galerien Vom 14.03. bis zum 31.05.2024  Die renommierte Galerie Gmurzynska in Zürich kündigt eine umfassende Einzelausstellung des berühmten österreichischen Künstlers Christian Ludwig Attersee an. Die Ausstellung mit dem Titel «Schön wie seine Bilder» präsentiert eine Auswahl seiner Werke von den 1960er Jahren bis hin zu seinen neuesten, genreübergreifenden Gemälden. mehr lesen  
Import Migration und Artenschutz im Fokus  Das Schweizerische Zollmuseum hat seine Pforten wieder für Besucher geöffnet. In dieser Saison können Gäste zwei spannende Neuerungen entdecken. mehr lesen  
18 Mio. Dollar erwartet  Ein bisher unbenanntes Gemälde von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1984 wird im Mai im Rahmen einer Abendauktion für zeitgenössische Kunst bei Sotheby's versteigert und zählt somit zu den Highlights dieser bedeutenden Auktionswoche. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • Pacino aus Brittnau 731
    Und noch ein Pionier . . . . . . ach hätten wir doch bloss für jeden hundertsten Juristen einen ... Fr, 24.06.16 09:54
  • jorian aus Dulliken 1754
    SRG: Eishockey & und der ESC Wer am Leutschenbach nicht gehorcht, muss den ESC oder die Eishockey WM ... Fr, 13.05.16 05:44
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Die... Entscheidung von A. Merkel ist völlig richtig: -Sie ist juristisch ... So, 17.04.16 14:13
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Komiker... Böhmermann wird vermurlich, damit die Türkei-Deal-Marionetten in Berlin ... Di, 12.04.16 13:37
  • Bogoljubow aus Zug 350
    Sind Sie sicher dass es nicht Erdowann oder gar Erdowahn heisst? So, 03.04.16 10:47
  • HeinrichFrei aus Zürich 431
    Zürich: von «Dada» zu «Gaga» Die «Dada» Veranstaltungen in Zürich zeigen, dass «Dada» heute eher zu ... Mo, 15.02.16 22:51
  • Midas aus Dubai 3810
    Finde den Unterschied Ah ja, wieder der böse Kapitalismus. Wie gesagt, haben Sie ein besseres ... Mo, 01.02.16 02:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Schöner kann man's nicht erklären «Es handelt sich hier um ausserordentlich sensible Figuren. Da ist zum ... So, 31.01.16 16:48
art-tv.ch Gotthard. Ab durch den Berg Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zeigt die Tunnelbauten ...
Niconé.
Felix Steinbild
news.ch hört sich jede Woche für Sie die interessantesten neuen CDs an und stellt sie Ihnen hier ausführlich vor.
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 12°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten