«In Anbetracht der kurzen Vorbereitungszeit sind wir sehr zufrieden, wie wir die Sache hingekriegt haben», sagte Turnierdirektor Thierry Grin. Das Echo sei positiv. Die Spieler schätzen die erstklassige Unterkunft sowie die Ruhe, um sich auf das Grand-Slam-Turnier in Paris vorzubereiten, dem Zuschauer bietet sich in der schmucken Anlage am Ufer des Lac Léman eine herrliche Idylle, der VIP-Gast wird während der ganzen Woche im extra gemieteten luxuriösen Vierstern-Hotel- und Restaurant Parc des Eaux-Vives verköstigt. Die ATP zeigte sich in einem ersten Feedback von der Organisation des Geneva Open angetan.
Für die Vorbereitung war dem früheren Profi Grin und seiner Crew, der auch Marc Rosset, der Turniersieger von 1989, und Daniel Perroud angehören, nur ein halbes Jahr Zeit geblieben, nachdem die Lizenzbesitzer Ion Tiriac und Rainer Schüttler im November in London den Wechsel des 250er-Events von Düsseldorf nach Genf besiegelt hatten. Das Turnier in Nordrhein-Westfalen hatte nicht mehr rentiert und 2014 einen Verlust von einer halben Million Euro verursacht. «Der Enthusiasmus war verloren gegangen», sagte Gérard Tsobanian, die rechte Hand Tiriacs, der für das operative Geschäft verantwortlich ist. Zudem leide Deutschland noch immer unter der «Post-Boris-Becker-Depression».
Zwei Zugpferde verpflichtet
Die grössten Schwierigkeiten, um den mit einem Budget von 3,3 Millionen Franken operierenden Anlass auf die Beine zu stellen, ergaben sich bei der Sponsorensuche und dem Ticketverkauf. Mit Lokalmatador Stan Wawrinka und US-Open-Sieger Marin Cilic hatten die Veranstalter zwei Zugpferde aus den Top-Ten verpflichtet, die allerdings bereits in den Viertelfinals die Segel streichen mussten. Hinzu kamen Mitte Woche die kühlen Temperaturen, die wohl einige Zuschauer von einem Besuch abhielten und die fast leeren Ränge teilweise erklären. Für den gestrigen Halbfinal-Tag gingen immerhin fast alle Tickets weg, für den heutigen Final ist der Centre Court mit 3700 Plätzen ausverkauft.
Mit dem sportlichen Niveau sind die Veranstalter mehr als zufrieden. Dass der Termin eine Woche vor dem French Open für Top-Spieler ungünstig liegt, lässt Grin nicht gelten: «Eine Trainingswoche ist physisch und mental intensiver als ein Turnier mit maximal vier Spielen.» Das Ziel für 2016 ist, neben Wawrinka, der einen lukrativen Dreijahresvertrag besitzt, weitere Top-10-Spieler zu verpflichten. Das Turnier auf dem Namen einzelner Spieler aufzubauen, macht laut Tsobanian allerdings keinen Sinn: «Dann kann man die Boutique bereits wieder schliessen, bevor man sie überhaupt eröffnet hat.»
Laut Grin müssen Lösungen gefunden werden, um den Event noch populärer zu machen und eine perfekte Mischung aus Sport und Show zu schaffen. Es gelte, Details zu verbessern, damit ein noch schöneres Bild entstehe, so Tsobanian. Er sei durch die Tiriac-Schule gegangen. Dieser sei ein Perfektionist. «Dabei geht es um kleine Dinge, wie ein Kabel, eine Dekoration, ein Bild. Kleine Dinge, die dem Publikum oft verborgen bleiben.» Bis 2017 haben sich die Besitzer in Genf verpflichtet, spätestens dann soll das Turnier schwarze Zahlen schreiben. Der Wunsch, dass sich Genf als fester Bestandteil im Turnierkalender etabliert, ist da. «Wir sind nicht der Cirque du Soleil, der immer wieder weiterzieht», so Tsobanian.
(jbo/Si)