Eishockey: Lugano nach hochklassigem Match im Final

Ville Peltonen brachte Lugano in der 18. Minute mit seinem zweiten Playoff-Tor in Führung, Jan Alston (24.) und Lonny Bohonos (34.) sorgten im Mitteldrittel im Powerplay und mit einem Shorthander für die temporäre Wende, ehe im Schlussabschnitt Sandy Jeannin (43.) und Mark Astley (49.) Lugano in den Final schossen.

Ironie des Schicksals war, dass ausgerechnet Mark Streit, der mit Abstand beste Zürcher der ganzen Serie, der seine Mitspieler immer wieder unermüdlich nach vorne trieb, 53 Sekunden vor Schluss den Puck für Mike Maneluk auflegte, was der Lugano-Kanadier zu einem Schuss zum 4:2 ins leere Tor nützte.

Nach zwei Abschnitten hatte nicht viel für einen Sieg Luganos gesprochen: die Gäste lancierten einen Angriff nach dem anderen und verzeichneten bis nach 40 Minuten doppelt so viele Torschüsse wie ihre Widersacher (26:13).

Das Gesetz der Serie blieb im "Schweizer Klassiker" nicht gewahrt: Erstmals im sechsten Playoff-Vergleich dieser Teams setzte sich nicht die schlechter klassierte Equipe der Qualifikation durch und Lugano gewann erst das zweite von nunmehr sieben "Sudden Death"-Spielen.

Die Zürcher dürfen sich trotz des unglücklichen Endes mit hoch erhobenem Haupt in die Sommerferien verabschieden. Christian Webers Team forderte dem Favoriten bis zuletzt alles ab und war über die ganze Serie dem klaren Favoriten zumindest ebenbürtig.

Grossen Anteil am Erfolg der Lions hat Weber selber. Der stets besonnene Coach liess nie erahnen, dass er in dieser Saison erstmals an der Bande stand und hätte nach Arno Del Curto, dem Meister des Jahres 2002, fast auch noch den Champion des Jahres 2003, Huras, ausgestochen.

Weber zeigte grosse Reife, als sein Team im Spätherbst einmal neun Auswärtspartien hintereinander verlor; die Lions gingen aus jener kursweisenden Phase gestärkt hervor und hielten sich dann in den Playoffs -- zusammen mit Genf-Servette -- wohl am konsequentesten an ihre taktische Marschroute.

Weber schaffte es auch, seine vor allem altersmässig heterogene Truppe zu einer Einheit zu verschmelzen. Mit den Moggi-Zwillingen Claudio und Sandro, Morris Trachsler, Pascal Tiegermann, Kim Lindemann oder der (späten) Playoff-Entdeckung Sven Helfenstein baute Weber nicht weniger als ein halbes Dutzend "Junglöwen" ein und verstärkte dadurch das Gerüst, dessen Gerippe nach wie vor vom Internationalen Mark Streit, von Mathias Seger, Edgar Salis oder Oldie Mike Richard gebildet werden.

Die Lions in der Schlussphase 2003/04 machen jedenfalls Appetit auf mehr und auch auf das Zwischenjahr im Neudorf, das wegen den Umbauarbeiten im Hallenstadion eingeschaltet werden muss.

Lugano - ZSC Lions 4:2 (1:0, 0:2, 3:0)

Resega. -- 7571 Zuschauer (Saisonrekord). -- SR Bertolotti, Simmen/Sommer. -- Tore: 18. Peltonen (Gardner) 1:0. 24. Alston (Seger, Stirnimann/Ausschluss Sutter) 1:1. 34. Bohonos (Alston, Seger/Ausschluss Della Rossa!) 1:2. 43. Jeannin (Sutter, Nummelin) 2:2. 49. Astley 3:2. 60. (59:07) Maneluk 4:2 (ins leere Tor). -- Strafen: je 4mal 2 Minuten.

Lugano: Rüeger; Astley, Hirschi; Nummelin, Sutter; Guyaz, Keller; Hänni; Näser, Aeschlimann, Fair; Peltonen, Gardner, Maneluk; Sannitz, Fuchs, Cantoni; Jeannin, Conne, Wichser.

ZSC Lions: Sulander; Stoffel, Streit; Salis, Seger; Horak, Back; Bohonos, Alston, Helfenstein; Raffainer, Zeiter, Micheli; Della Rossa, Stirnimann, Kim Lindemann; Sandro Moggi, Trachsler, Tiegermann.

Bemerkungen: Lugano ohne Lecompte und Fountain (beide überzählig), ZSC Lions ohne Kout, Claudio Moggi, Mark Ouimet, Heward und Richard (alle verletzt). -- Timeout ZSC Lions (58.).

(von Marco Keller, Lugano/Si)