Eishockey: U20-WM - Schweiz unterliegt Tschechien

Die letztlich entscheidende Szene ereignete sich unmittelbar vor der Schweizer Auswechselbank. Stoffel berührte Petr Kanko und dieser stürzte schliesslich mit dem Fuss voraus in die Bande. "Es war ein harter Entscheid", kommentierte der vermeintliche Täter jene Szene, die 15 Sekunden später zum 2:1 führte. Überhaupt nahmen die Schweizer das Ungemach fünf Minuten vor Schluss erstaunlich gelassen, im Gegensatz zum schwedischen Coach Torgny Bendelin, der an einer Pressekonferenz vor drei Tagen aus Wut über die Schiedsrichterleistung fast den Tisch zertrümmert hatte. "Gränne bringt jetzt nüt", sagte Köbi Kölliker, der in der Schlussphase im Wissen um die knappe Ausgangslage bewusst auf eine Herausnahme des Goalies verzichtete. Dafür wechselte er den Keeper innerhalb von 36 Sekunden gleich zweimal, um so der Formation, welche die letzten zweieinhalb Minuten durchspielte, etwas Zeit zur Erholung zu geben.

Die Schweizer mussten mit nur noch 18 Feldspielern auskommen, da Kevin Romy wegen seiner Adduktorenverletzung bereits in die Schweiz ist und Peter Guggisberg mit Fieber im Hotel blieb. Immerhin waren Lukas Baumgartner, Yvan Benoit und Martin Stettler, die am Morgen statt im Training ebenfalls mit Fieber im Bett lagen, einigermassen fit und konnten spielen. Die vor allem aus Sicht von Goalie Daniele Manzato unglückliche Führung der Tschechen aus der 5. Minute egalisierte Lukas Grauwiler 121 Sekunden später mit einem schön herausgespielten Tor in Überzahl.

Vor allem im letzten Abschnitt hatten die Schweizer gute Chancen, die Partie in für sie günstige Bahnen zu lenken. Alleine Emanuel Peter scheiterte zwischen der 42. und 48. Minute dreimal am tschechischen Goalie Marek Schwarz. Und selbst nach dem 1:2 hatte Benoit in Unterzahl einen vielversprechenden Konter, traf aber ebenfalls nur Schwarz statt ins Schwarze. Kölliker zeigte sich stolz über seine geschwächte Auswahl. Sie hätten am obersten Limit gespielt. "Es schmerzt natürlich grausam, so zu verlieren, aber wir haben gegen die Finnen noch eine Chance, und die werden wir nutzen", versprach der Coach. Die vier kranken Spieler werden nun in zwei Zimmer zusammengelegt, und der Arzt wird den anderen Akteuren eine prophylaktische Medizin verabreichen.

Den Schweizern bietet sich somit heute gegen Finnland (18.30 Uhr) die Chance, sich mit einem Sieg dennoch für die Viertelfinals zu qualifizieren. Allerdings muss das Team von Kölliker die Gastgeber mit mindestens zwei Toren Differenz bezwingen, um sicher unter den ersten drei zu sein. Bei einem Erfolg mit nur einem Tor Unterschied, muss die Schweiz zumindest vier Treffer erzielen, um der Abstiegsrunde zu entkommen. "Wir dürfen uns nicht auf diese Rechenspiele konzentrieren, sondern müssen einfach spielen, und am Schluss schauen wir dann, was wir erreicht haben", sagte Captain Patrik Bärtschi.

Dass sie in der gestrigen Partie viel Kraft gelassen hätten, mochte Bärtschi für das heutige Spiel nicht als Faktor werten. "In einem solchen Match spürt man weder Müdigkeit noch Krankheiten", so der Klotener Leader der U20-Auswahl. In nur einem Spiel könnten sie sehr viel erreichen. "Es ist schön, innerhalb so kurzer Zeit nochmals eine Chance zu haben", sagte Bärtschi, der vor zwei Jahren beim 4. Rang in Tschechien und vor Jahresfrist beim 7. Platz in Kanada bereits dem U20-Team angehört hatte, weiter. Da Tschechien bereits am Nachmittag auf das bisher ungeschlagene Kanada trifft, ist die Ausgangslage für das letzte Gruppenspiel der Schweiz dannzumal klar.

Schweiz - Tschechien 1:2 (1:1, 0:0, 0:1)
Jäähalli, Helsinki. -- 1694 Zuschauer. -- SR Karabanow (Russ), Gordenow/Ljungqvist (Russ/Sd). -- Tore: 6. Nemec (Klepis) 0:1. 8. Grauwiler (Benoit, Trachsler/Ausschluss Smid) 1:1. 55. Klepis (Koreis, Smid/Ausschluss Stoffel) 1:2. -- Strafen: 8mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 5mal 2 Minuten gegen Tschechien.

Schweiz: Manzato (58:37 bis 59:13 Tobler); Baumgartner, Seydoux; Blatter, Ramholt; Stettler, Stoffel; Anthamatten; Ehrensperger, Grauwiler, Bärtschi; Gerber, Peter, Stancescu; Hasler, Trachsler, Benoit; Roder, Rizzello.

Tschechien: Schwarz; Linhart, Smid; Nemec, Ovcacik; Chvatal, Vagner; Kanko, Hudler, Fleischmann; Kaspar, Klepis, Olesz; Polak, Kreps, Koreis.

Bemerkungen: Schweiz ohne Romy (verletzt nach Hause gereist), Guggisberg und Graf (beide krank), Tschechien ohne Barinka (verletzt). 36. Pfostenschuss Fleischmann. 58. Time-out Schweiz, 60. (59:41) Time-out Tschechien.

Helsinki. U20-WM. Gruppe B: Freitag, 26. Dezember 2003:

Tschechien - Ukraine 8:0 (4:0, 4:0, 0:0)
Kanada - Finnland 3:0 (1:0, 1:0, 1:0)

Samstag, 27. Dezember 2003:

Schweiz - Ukraine 11:0 (3:0, 5:0, 3:0)

Sonntag, 28. Dezember 2003:

Kanada - Schweiz 7:2 (3:1, 1:0, 3:1)
Finnland - Tschechien 3:2 (0:2, 1:0, 2:0)

Montag, 29. Dezember 2003:

Ukraine - Kanada 0:10 (0:3, 0:6, 0:1)

Dienstag, 30. Dezember 2003:

Schweiz - Tschechien 1:2 (1:1, 0:0, 0:1)
Ukraine - Finnland 1:14 (0:4, 1:4, 0:6) Tabelle

1. Kanada 3 3 0 0 20: 2 6 * 2. Finnland 3 2 0 1 17: 6 4 3. Tschechien 3 2 0 1 12: 4 4 ----------------------------- 4. Schweiz 3 1 0 2 14: 9 2 5. Ukraine 4 0 0 4 1: 43 0 + * = für Medaillenrunde qualifizert + = Teilnehmer der Abstiegsrunde Die nächsten Spiele. Mittwoch, 31. Dezember 2003:

15.00 Uhr: Tschechien - Kanada
18.30 Uhr: Finnland - Schweiz

Gruppe A (in Hämeenlinna). Freitag, 26. Dezember 2003:

Slowakei - Russland 2:2 (0:1, 1:0, 1:1).
Österreich - USA 0:8 (0:2, 0:3, 0:3).

Samstag, 27. Dezember 2003:

Schweden - Österreich 7:0 (1:0, 1:0, 5:0).

Sonntag, 28. Dezember 2003:

USA - Slowakei 5:0 (1:0, 1:0, 3:0).
Russland - Schweden 5:3 (2:0, 0:2, 3:1).

Montag, 29. Dezember 2003:

Österreich - Russland 1:3 (0:1, 1:1, 0:1)

Dienstag, 30. Dezember 2003:

USA - Schweden 4:3 (2:0, 1:2, 1:1).
Slowakei - Österreich 6:0 (1:0, 4:0, 1:0).

Rangliste:
1. USA 3/6*.
2. Russland 3/5*.
3. Schweden 2/2.
4. Slowakei 2/1.
5. Österreich 3/0+.

(Sascha Rhyner, Helsinki/Si)