Die entscheidenden Szenen spielten sich kurz nach der 30. Minute
ab. Die ZSC Lions suchten in Überzahl den 1:1-Ausgleich. Plötzlich
lag die Scheibe nach einem abgefälschten Schuss von Mark Streit im
Lugano-Tor. Die 11 500 Zuschauer tobten nach dem vermeintlichen
Ausgleich; das Hallenstadion schien zu explodieren. Head-Ref Reto
Bertolotti aberkannte jedoch völlig zu Recht nach Konsultation der
Bilder der Torkamera den Treffer. Pat Lebeau hatte mit dem Stock
auf Kopfhöhe die Scheibe ins Tor abgefälscht.
Für die ZSC Lions war dieser annullierte Treffer der Anfang vom
Ende. Sekunden später konnte Verteidiger Olivier Keller direkt von
der Strafbank aus auf Ari Sulander losziehen und bezwang den Finnen
zum 2:0. Damit war bei den Zürchern die Luft draussen: Sulander
vermochte in den folgenden 355 Sekunden auch die nächsten beiden
Schüsse aufs Tor von Geoffrey Vauclair (nur 63 Sekunden nach dem
2:0) und Philippe Bozon nicht abzuwehren.
Philippe Bozon war wie bereits am Donnerstagabend in der Resega
der herausragende Akteur auf dem Eis. In der 13. Minute war ihm das
wegweisende 1:0 gelungen -- nachdem ZSC-Verteidiger Mark Streit den
Puck nicht aus dem eigenen Drittel hinaus gebracht hatte. In den
ersten vier Finals gewann stets jene Equipe, der das erste Tor
gelang. Schon vor dem 1:0 hatte Bozon einmal die Zürcher Abwehr
überlaufen und ganz schlecht aussehen lassen.
Nicht viel fehlte, und Bozon hätte seinen zweiten Hattrick in
Folge erzielt (nach den vier Toren am Donnerstag). Sulander stoppte
den solo auf ihn losziehenden Franzosen im letzten Drittel aber
zweimal magistral. Trotzdem scheint der Finne das Torhüter-Duell
gegen Cristobal Huet deutlich zu verlieren. Bislang vermochte
Sulander seinem Team in den entscheidenden Phasen nicht mit «big
saves» zu helfen. Am Samstag liess er vom 0:1 bis zum 0:4 drei
Schüsse hintereinander passieren; in den Auswärtsspielen kassierte
er jeweils in den ersten 78 Sekunden das bedeutsame erste Gegentor.
Auf der anderen Seite hat Huet in der Finalserie erst einen
Gegentreffer bei ausgeglichenem Spielerbestand kassiert. Am Samstag
stoppte er zwischen der 21. und der 26. Minute -- der einzig
starken ZSC-Phase -- Jaks, Micheli, Zeiter und Della Rossa und
hielt so sein Team in Führung.
Weitere entscheidende Vorteile besass Lugano zumindest in den
letzten beiden Partien im Powerplay: Nach Problemen im Halbfinal
gegen Bern und in den ersten beiden Finalspielen reüssierte Lugano
zuletzt in vier von neun Überzahl-Situationen.
Welche Chancen hat der ZSC nun noch, zum zweiten Mal in Folge
Meister zu werden? Statistisch ist die Möglichkeit zum Titelgewinn
nach dem Ende der Serie von zwölf Playoff-Heimsiegen hintereinander
kaum mehr vorhanden: Die Zürcher müssten noch zweimal in Lugano und
ausserdem ihr drittes Heimspiel gewinnen. Lugano hat aber in diesem
Playoff in der heimischen Resega noch nie verloren. Es gab zu den
Best-of-5-Zeiten schon mehrere Teams, die nach einem 0:2-Rückstand
eine Serie noch gewannen. Seit in der Schweiz Playoffs gespielt
werden (1986) hat jedoch noch nie eine Mannschaft, die zwei
Auswärtssiege benötigte, die Serie noch aus dem Feuer gerissen...
ZSC Lions - Lugano 0:4 (0:1, 0:3, 0:0)
Hallenstadion. -- 11 500 Zuschauer (ausverkauft). -- SR
Bertolotti, Simmen/Sommer.
Tore: 13. Bozon (Fuchs, Dubé/
Ausschluss Schrepfer) 0:1. 33. Keller (Dubé) 0:2. 34. Geoffrey
Vauclair (Keller, Jeannin) 0:3. 39. Bozon (Dubé, Huet/Ausschluss
Patrick Lebeau) 0:4.
Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die ZSC
Lions, 6mal 2 Minuten gegen Lugano.
ZSC Lions: Sulander; Salis, Plavsic; Streit, Kout; Seger,
Zehnder; Schnyder, Crameri, Laurent Müller; Della Rossa, Weber,
Patrick Lebeau; Baldi, Zeiter, Micheli; Mark Ouimet, Stirnimann,
Schrepfer; Jaks.
Lugano: Huet; Astley, Julien Vauclair; Voisard, Keller;
Bertaggia, Tschumi; Jeannin, Antisin, Geoffrey Vauclair; Bozon,
Dubé, Fuchs; Savage, Conne, Lindberg; Näser, Aeschlimann, Fair.
Bemerkungen: ZSC Lions ohne Hodgson (gesperrt) und Samuelsson
(überzählig), Lugano ohne Andersson (gesperrt) und Cadieux (krank).
Lattenschuss Voisard (18.).
Timeout ZSC Lions (34.).
Powerplay: ZSC Lions 0/4; Lugano 2/3.
(kil/sda)