Eiskunstlauf: Walliser auf den Spuren von Hans Gerschwiler

publiziert: Freitag, 30. Jan 2004 / 14:55 Uhr

Stéphane Lambiel gilt an den am Montag beginnenden Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Budapest als Medaillenkandidat. Neben dem Walliser sind mit Sarah Meier und Patrick Meier zwei weitere Schweizer dabei.

Neunter, Vierter und Fünfter -- das sind die bisherigen Klassierungen von Lambiel an kontinentalen Titelkämpfen. Diese Zahlen beweisen, dass sich der 18-jährige Gymnasiast aus Saxon an der Spitze etabliert hat.

Die Frage ist nur, ob es ihm gelingt, in allen drei Wettkampfteilen - Qualifikation, Kurzprogramm und Kür - sein unbestrittenes Potenzial abzurufen, da ihm noch die Konstanz fehlt. "Daran muss ich arbeiten", sagt der Unterwalliser.

Bestes Beispiel für Lambiels Schwankungen waren die Schweizer Meisterschaften Mitte Dezember in Neuenburg. Im Kurzprogramm stürzte er beim Vierfach-Toeloop und dreifachen Axel, einen Tag später brillierte er in der Kür mit dem Vierfach-Toeloop und sieben Dreifachen.

Als Belohnung erhielt er zweimal die Traumnote 6,0 für den künstlerischen Ausdruck. Beim einzigen internationalen Start der Saison belegte der vierfache Schweizer Meister beim Grand Prix in Moskau den 5. Platz.

Um als erster Schweizer seit der Silbermedaille von Hans Gerschwiler 1948 einen EM-Podestplatz zu erreichen, hat sich Lambiel etwas Spezielles ausgedacht.

Er will das Publikum in der abschliessenden Kür mit einer für ihn vom Geiger Edvin Marton eigens komponierten ungarischen Musik ("Gipsy Dance") direkt ansprechen. "Ich muss originell sein, anders als die anderen", so Lambiel. Aus diesem Grund läuft er in der Qualifikation nicht die gleiche Kür (Flamenco).

In dieser Woche arbeitete Lambiel noch an Details in den Programmen, ehe er heute Samstag nach Budapest reisen wird. Am Montag gilts dann in der Qualifikation erstmals ernst. Von einer Medaille spricht das Mitglied des AIG Talent Team Art on Ice nicht.

"Ich will mein Bestes bringen", gab Lambiel als Zielsetzung an. "Ich werde versuchen, alles reinzustecken, die ganze Energie, die ich habe." Der russische Topfavorit Jewgeni Pluschenko traut ihm jedenfalls einen Podesplatz zu. "Er hat die schönsten Piroutten der Welt. Ein 3. Rang wäre möglich", erklärte der Titelverteidiger.

Schwierige Ausgangslage für Sarah Meier

Für die Schweizer Hoffnungsträgerin Sarah Meier ist die Ausgangslage wesentlich schwieriger. Die am 4. Mai 20 Jahre alt werdende Bülacherin besteitet an den EM wegen Fussproblemen den ersten Wettkampf in dieser Saison. Daher wurde sie vom Verband erst am Donnerstag selektioniert, nachdem sie in Bülach zweimal vorgelaufen war.

Anfang Januar vermochte sie die Selektionsverantwortlichen noch nicht vollends zu überzeugen, da sie die Dreifach-Sprünge nicht in der Kür zeigen konnte. Am Mittwoch zerstreute sie allerdings trotz eisiger Kälte die letzten Zweifel mit vier gelungenen Dreifach-Sprüngen.

"Ich bin mega froh, dass ich dabei bin", fiel Meier ein grosser Stein vom Herzen. Vor anderthalb Monaten habe sie noch befürchtet, überhaupt nicht mehr laufen zu können.

Wegen einer Sehnenverletzung im rechten Fuss hatte die dreifache Schweizer Meisterin seit den Weltmeisterschaften Ende März in Washington während gut neun Monaten nur sporadisch auf dem Eis trainiert.

Aus diesem Grund ist es verständlich, dass die neue Evita-Kür "noch nicht so läuft, wie ich will". Für ein neues Kurzprogramm fehlte der EM-Fünften von 2001 die Zeit. Daher läuft sie mit der gleichen Musik wie in der vergangenen Saison und änderte das Programm nur minim.

Da die Qualifikation vom Mittwoch gestrichen wurde, weil nur 31 Athletinnen gemeldet sind, reist Meier erst am Montag in die ungarische Hauptstadt.

"Zu Hause kann ich ruhiger trainieren", begründete die Zürcherin ihren Entscheid. Und was sind ihre Erwartungen? "Ich denke überhaupt nicht an Plätze. Ich will es einfach geniessen und zeigen, dass ich noch da bin."

Neunte EM für Patrick Meier

Weil Lambiel 2003 in Malmö den Sprung in die Top Ten schaffte, ist mit Patrick Meier ein zweiter Schweizer startberechtigt. Der 27-jährige Winterthurer nimmt bereits zum neunten Mal an Europameisterschaften teil. Als beste Klassierung weist er den 10. Rang 1999 in Prag auf.

Ein ähnliches Ergebnis käme diesmal einer grossen Überraschung gleich. Zumindest die abschliessende Kür der besten 24 sollte Meier erreichen, falls er an die starken Vorstellungen an den Schweizer Meisterschaften anzuknüpfen vermag.

Russen favorisiert

Bei den Männern wäre alles andere als der vierte EM-Titel für den russischen Weltmeister Jewgeni Pluschenko eine riesige Sensation. Offener präsentiert sich die Ausgangslage bei den Frauen, nachdem Vorjahressiegerin Irina Slutskaja (Russ) wegen gesundheitlichen Problemen nicht am Start ist.

Aufgrund der Resultate der letzten Saison liegt die Favoritenrolle bei der WM- und EM-Zweiten Jelena Sokolowa. Die Russin hinterliess allerdings bei ihren beiden Grands-Prix-Starts im vergangenen Herbst mit jeweils Rang 9 einen schwachen Eindruck.

Wesentlich besser setzte sich die Ukrainerin Jelena Ljaschenko mit Siegen in Peking und Moskau in Szene. Auch die Einheimische Julia Sebestyen, die EM-Dritte 2003, ist zu beachten.

Im Paarlauf streben Tatjana Totmianina/Maxim Marinin (Russ) die dritte EM-Goldmedaille in Folge an. Im Eistanz dürfte es zum Zweikampf zwischen Tatjana Nawka/Roman Kostomarow (Russ) und Albena Denkova/Maxim Staviyski (Bul) kommen, da die letztjährigen Triumphatoren Irina Lobatschewa/Ilja Awerbuch (Russ) zurückgetreten sind. In Budapest wird im Gegensatz zu den Grands Prix weiterhin das alte Wertungssystem mit Noten bis 6,0 angewendet.

(von Sascha Fey/Si)

 
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