UEFA-Präsident und FIFA-Vizepräsident Lennart Johansson gab
dieses Ansinnen am Mittwochabend, vor Beginn des UEFA-Cupfinals
zwischen Feyenoord Rotterdam und Borussia Dortmund, bekannt.
«Gemäss Schweizer Recht ist man zu einer Klage verpflichtet, wenn
man Kenntnis von einem kriminellen Akt hat. Wer solche
Informationen zurückhält, macht sich selber strafbar», erklärte
Johansson den Grund für die sofortige Einleitung der Klage, noch
ehe sich Blatter für die Anschuldigungen von Generalsekretär Michel
Zen-Ruffinen schriftlich hatte erklären können.
Blatters Reaktion
Blatter reagierte am Donnerstag mit einem Communiqué auf die
bevorstehende Klage. «Die Klageandrohung ist für mich enttäuschend,
aber nicht überraschend. Sie ist die logische Folge der seit
Monaten andauernden, systematischen Angriffe... durch meine Gegner
mit dem Ziel, meinen Ruf und meine persönliche Integrität zu
zerstören», liess der 66-jährige Walliser verlauten. Die
Klageandrohung erfolge, «ohne dass ich die Möglichkeit hatte,
gegenüber dem Exekutivkomitee und der Öffentlichkeit auf die
Angriffe des Generalsekretärs in schriftlicher Form zu antworten,
weil mir vom Generalsekretär immer noch nicht alle Akten zur
Verfügung gestellt wurden.»
Einer Klage sehe er gelassen entgegen, sagte Blatter. «Ich
stelle fest, dass meine Gegner nicht für das Wahlprogramm ihres
Kandidaten, sondern weitgehend gegen mich persönlich kämpfen. Wie
die Reaktionen zahlreicher Nationalverbände zeigen, haben diese die
Absichten meiner Gegner durchschaut und lassen sich davon nicht
beeindrucken.»
Chung und Hayatou unterstützen Klage
Der Südkoreaner Mong-Joon Chung, auch er FIFA-Vizepräsident
sowie WM-Organisationschef seines Landes, hatte bereits am
Mittwochmorgen bestätigt, dass ein Schweizer Anwalt mit der Prüfung
und Weiterleitung des Falls beauftragt wurde. Neben Chung will sich
auch der Kameruner Issa Hayatou, Blatters einziger Gegenkandidat
bei der Wahl am 29. Mai in Seoul, an der Klage beteiligen.
Die restlichen Exekutivkomitee-Mitglieder aus dem asiatischen
Verband unterstützen den Vorstoss gegen Blatter nicht, wogegen
sechs von acht europäischen Vertretern der Exekutive und vier
Afrikaner den Auftrag an den Schweizer Anwalt offenbar billigen.
Chung, der sich für die Einführung eines Rotationssystems an der
FIFA-Spitze aussprach, um Missbrauch von Macht und Geld zu
verhindern, nannte indes nicht die Namen der Komitee-Mitglieder,
die sein Vorhaben unterstützen.
Ozeaniens Verbandspräsident will Klage aufschieben
Basil Scarsella, der Präsident des ozeanischen Verbandes, sagte
am Donnerstag, dass «diese Anschuldigungen seriös sind, aber leider
drei Wochen vor der Wahl des Präsidenten und dem Beginn des
wichtigsten Anlasses in der FIFA-Agenda erhoben wurden.» Scarsella,
ein führendes Mitglied der Kommission, die Anfang März zur
Prüfung der Finanzen des Weltverbandes gebildet und von Blatter
einige Wochen später suspendiert wurde, setzt sich deshalb dafür
ein, dass die Anschuldigungen erst nach der WM weiter verfolgt
werden: «Ich denke, dies wäre der geeignete Moment.»
Des weiteren wurde bekannt, dass neun von zehn Ländern des
südostasiatischen Verbandes (ASEAN) den wieder kandidierenden
Blatter in Seoul unterstützen werden.
(ba/sda)